Auto-Erinnerungen

Porsche 944 Cargo – der Porsche Kombi von DP Motorsport

Ein Kombi von Porsche? Das war in den 1980er-Jahren unvorstellbar – zumindest bis dp motorsport seinen Porsche 944 Cargo vorstellte. Bei den Nürburgring Classic traf ich kürzlichen einen der seltenen Umbauten.

Porsche 944 Cargo – der Porsche Kombi von DP Motorsport
Der Porsche 944 Cargo entstand ab 1988 bei dp motorsport. Neun Exemplare des Kombis baute dessen Gründer Ekkehard Zimmermann. Am Ende kostete der Umbau circa 30.000 D-Mark. Wer will, der kann auch heute noch einen 944 Cargo bekommen. Denn die Formen gibt es bei dp motorsport noch.

Ende Mai hatte ich wieder das große Vergnügen, dass ich als Teil des Teams der Streckensprecher die Nürburgring Classic präsentieren durfte. Dort kommentierte ich beim Kampf der Zwerge, der BOSS GP sowie bei den Vorkriegsfahrzeugen. Und zwischendurch suchte ich im Fahrerlager nach Themen fürs Blog. Mit dem Porsche 944 Kombi, der dort drei Tage stand, fand ich ein passendes Thema. Heute, wo Porsche selbst in zwei Baureihen einen Shooting Brake anbietet, mag das nicht mehr überraschen. Doch als der 944 aktuell war, da galt Porsche noch als Inbegriff eines Sportwagen-Herstellers. Deshalb war der Porsche 944 Cargo, wie der Kombi offiziell hieß, zu seiner Zeit das Ergebnis eines kreativen Umbaus.

Motorsport-Freunde kennen dp motorsport aus Le Mans und vom Nürburgring!

Hinter dem Umbau stand die Firma „dp motorsport“ aus Overath. Kenner wissen, dass dp motorsport und sein Gründer Ekkehard Zimmermann einst die Kunststoff-Karosserien für die Porsche 935 von Kremer entwarf. Der legendäre Kremer Porsche 935 K3, der 1979 in Le Mans gewann, trug ein Kleid aus dem Bergischen Land. Als die Supertourenwagen der Gruppe 5 ausliefen, unterstützte dp motorsport Kremer weiter. Auch der Porsche Kremer CK5 für die Gruppe C hatte eine Karosserie von Ekkehard Zimmermann. Und nebenbei kleidete dp motorsport auch den Porsche 936C von Joest Racing ein.

Abseits des Motorsports modifizierte dp motorsport auch Straßenfahrzeuge. Wobei der Schwerpunkt immer bei Modellen von Porsche lag. Neben dem 911 und dessen Turbo-Bruder 930 gehörten dazu auch die Transaxle-Modelle. Vom Porsche 928 entstanden verbreiterte Exemplare. Kennzeichen dieser Umbauten waren große seitliche unterteilte „Lufteinlässe“ vor der Hinterachse. Diese wirken heute befremdlich. Doch damals galten sie als stylisch. So waren die Achtziger! Da gehörten zu einem Sakko auch Schulterpolster und aufgekrempelte Ärmel. Noch Fragen? Zum Glück begegnen einem solche Modesünden heute allenfalls noch auf einer Mottoparty.

Der Porsche 944 Cargo von dp motorsport war seiner Zeit voraus!

Anders als die Mode der 1980er wirkt der gleichalte Porsche 944 Cargo heute gar nicht so aus der Zeit gefallen. Denn bei seinem Kombi widerstand Schöpfer Ekkehard Zimmermann 1988 dem Zeitgeist. Der Designer beschränkte sich darauf, ein neues Dach und Heck für den Vierzylinder von Porsche zu gestalten. Ansonsten blieb die Linie des Vierzylinder-Porsche unverändert. Der Prototyp des 944 Cargo entstand auf Basis eines Porsche 924 von 1977. Dazu schnitt Zimmermann das Dach und die breite B-Säule des Coupés ab. Mit Hilfe eines Passat Variant legte der Designer die neue Dachlinie seines Cargo getauften Kombis fest. Anschließend fertigte dp motorsport den Aufbau aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Unter diesem sitzt ein geschweißter Hilfsrahmen.

Porsche 944 Cargo – der Porsche Kombi von DP Motorsport
Der Porsche 944 Cargo macht auch nach fast vier Jahrzehnten noch eine gute Figur. Mit etwas Phantasie hätte der Shooting Brake auch aus Zuffenhausen stammen können. Doch dort mussten Freunde eines sportlichen Kombis noch ein paar Jahre warten, um einen Porsche mit Laderaum fahren zu können.

Die Seitenscheiben und die Heckscheibe ließ Zimmermann extra anfertigen. Das war zwar teuer, gab dem Kombi dafür aber eine persönliche Note. So wirkt der 944 Cargo fast wie ein richtiger Porsche. Die Verarbeitung wirkt auch nach Jahrzehnten noch perfekt. Der Cargo sieht nicht wie ein „Feierabend-Job“ aus der heimischen Garage aus. Dazu passt, dass Ekkehard Zimmermann auch das Geschäft abseits seiner Werkstatt beherrschte. Denn dem Designer gelang es in den 1980er- und 1990er-Jahren regelmäßig, seine Umbauten in den Medien zu platzieren. Die Zeitschrift „rallye racing“ stellte den Umbau im März 1990 vor. Dabei hieß es, dass der Umbau rund 30.000 DM koste.

Steuervermeidung mit Hilfe des Porsche 944 Cargo!

Etwas später berichtete auch „autor motor und sport tv“ über den Porsche 944 Cargo. „auto motor und sport tv“ lief ab 1995 auf VOX. Ich fand bisher leider nicht heraus, wann der Porsche 944 Cargo dort genau Berücksichtigung fand. Aber im Hintergrund der Anmoderation von Peter Stützer steht ein VW Lupo. Den Kleinwagen stellte VW erst im Herbst 1998 vor. Insofern denke ich, der Bericht entstand Anfang 1999. Damals hieß es, dass neun Cargo entstanden. Sieben davon verkaufte dp motorsport nach Norwegen. Denn dort galt der umgebaute 944 als Lkw. Damit entfiel die Luxussteuer, die beim Import von Sportwagen und Oberklasse-Fahrzeugen nach Norwegen zusätzlich zur Mehrwertsteuer anfiel.

Losgelöst davon war der Markt für den 944 Cargo mit den neun Exemplaren wohl schon gesättigt. Denn 2013 blickte Auto Bild Klassik auf den Umbau zurück. Dort war wieder von neun umgebauten Fahrzeugen die Rede. Neben dem Prototyp entstand auf Basis des Porsche 924 ein weiteres Exemplar. Bei sieben weiteren Fahrzeugen waren „echte“ Porsche 944 das Spenderfahrzeug. Wer wollte, der konnte seinen Porsche 944 Cargo übrigens auch unter der Motorhaube tunen lassen. Was einige der Kunden gern taten. So kam unter anderem der 300 PS-Turbo-Motor aus dem Porsche 944 Cup in einigen der Cargo zum Einsatz. Damit bekommt die Bezeichnung LastKRAFTwagen eine ganz neue Bedeutung!


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Der Porsche 944 Cargo entstand ab 1988 bei dp motorsport. Neun Exemplare des Kombis baute dessen Gründer Ekkehard Zimmermann. Am Ende kostete der Umbau circa 30.000 D-Mark.

Foto: Tom Schwede

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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