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Cooler Bentley R-Type Continental im Video „Continental Drift“

Der Bentley R-Type Continental ist der Urahn des Bentley Continental GT. Das bildschöne Coupé war zu seiner Zeit der schnellste und teuerste Viersitzer der Welt!

Wer am vergangenen Wochenende den Live-Stream des Goodwood Festival of Speed schaute, der sah wahrscheinlich mehrfach einen längeren Werbespot für den Bentley Continental GT. Als Freund historischer Automobile begeisterte mich in diesem natürlich vor allem der Bentley R-Type Continental von 1952, der in dem „Continental Drift“ getauften Werbefilm ebenfalls mitspielte.

Der Bentley R Type Continental ist eine Ikone und für mich der Star im Video Continentale Drift.
Der Bentley R Type Continental ist eine Ikone und für mich der wahre Star im Video Continental Drift. (Foto: Bentley Motors)

Das Festival of Speed in Goodwood ist anders als die Mehrzahl aller Automobil-Veranstaltungen. Das fängt schon mit der Auswahl der teilnehmenden Autos an. Nur wenige andere Meetings verbinden so erfolgreich die lange Geschichte des Autos mit der Moderne. Wo sonst noch gehen beispielsweise ein IMSA-GTP von Jaguar in trauter Eintracht mit einem Elektromobil wie dem faszinierenden McMurty Spéirling auf die gleiche Strecke. Mir fällt eigentlich nur eine andere Gelegenheit ein, wo das ebenso der Fall ist. Wobei ich als Teil des Moderatoren-Teams dieses Treffens, das ich im Kopf habe, da möglicherweise befangen bin.

Anfang August sehen wir mehr, jetzt geht es um das Goodwood Festival of Speed beziehungsweise um dessen Live-Übertragung. Denn die unterhielt Auto-Natives wie uns in der vergangenen Woche von Donnerstag bis Sonntag. Wobei ich den Freitag auslassen musste. Denn dort hatte ich andere Termine. Aber auch das ist eine Geschichte, die jetzt nicht mein Thema sein soll. Während der Übertragung zeigte Bentley seinen epischen Werbespot „Continental Drift“. Mit ihm wirbt der britische Traditions-Autobauer in Händen von Volkswagen mehr als drei Minuten lang für seinen aktuellen Bentley Continental GT.

Trotzdem ist der Star in „Continental Drift“ – für Oldtimer-Fans – ein anderes Auto!

Konkret geht es in „Continental Drift“ um den im März des vergangenen Jahres vorgestellten Continental GT Speed, die extrem heißen Spitzen-Variante seines Luxus-Coupés. Sie verfügt über eine 659 PS leistende und 900 Newtonmeter kräftige Version des W12-Motors, dem gleich zwei Turbolader zusätzliches „Leben“ einhauchen. Dieser Antrieb hat selbst mit dem leer 2,2 Tonnen wiegenden Coupé leichtes Spiel. Wer will, der kann mit diesem Bentley Continental GT bis zu 335 Kilometer pro Stunde schnell reisen. Den Sprint aus dem Stand auf ein Tempo von 100 Kilometern bewältigt der Speed-GT in 3,6 Sekunden.

Szene aus dem Video Continental Drift, das Bentley auf der Comiso Air Station drehte. (Foto: Bentley Motors)
Szene aus dem Video Continental Drift, das Bentley auf der Comiso Air Station drehte. (Foto: Bentley Motors)

Doch bevor Bentley dieses Sportgerät in den Mittelpunkt des Spots „Continental Drift“ stellt, setzen die Macher zunächst den legendären Bentley R-Type Continental in Szene. In der Anfangssequenz des Spots rollt der „Zauberteppich, der große Entfernungen überwindet“, wie die Zeitschrift Autocar das werksseitig immer nur Bentley Continental getaufte Coupé bei seinem Debüt 1952 beschrieb, durch eine sonnige Landschaft. Beeindruckend sind die Innenaufnahmen dieses Sondermodells des Bentley R-Type, dessen aufregende Pontonkarosserie vom legendären Karosserieschneider H. J. Mulliner & Co. stammt. Sie bietet vier Plätze, weshalb das Autos seinerzeit als schnellster Viersitzer seiner Zeit galt.

Der ikonische Bentley R-Type Continental

Der R-Type Continental war eine Idee des Chefingenieurs Ivan Evernden und des Chefstylisten John Blatchley. Im August 1951 entstand ein Prototyp. Dieser bekam wegen seines Nummernschilds „OLG490“ bald den Spitznamen Olga. Nach ausführlichen Probefahrten startete im Mai 1952 die Produktion der ersten Kundenfahrzeuge. Wer sich einen vor 70 Jahren einen R-Type Continental leisten wollte, der musste dafür 6.928 Pfund in Crowe abliefern. Das war damals fast das Vierfache des durchschnittlichen britischen Hauspreises. Trotzdem entstanden bis ins Jahr 1956 insgesamt 208 Exemplare des Bentley R-Type Continental. Das Exemplar, das im Werbespot „Continental Drift“ mitspielt, gehört übrigens heute zur Sammlung von Bentley Heritage.

Innenraum des Bentley R Type Continental
Der Innenraum des Bentley R Type Continental, der auch im Werbespot Continental Drift mitspielt. (Foto: Bentley Motors)

Das elfenbeinfarbige Coupé wurde in Dezember 1953 an seinen ersten Besitzer, den in der Schweiz lebenden Dr. Rowland Guenin ausgeliefert. Guenin orderte seinen R-Type Continental bei Bentley mit einer roten Innenausstattung und Schaltgetriebe. Bis heute steht der Wagen, den Bentley 2001 zurückkaufte, im Orginalzustand dar. Das umfasst auch den 4.566 cm³ großen Sechszylinder-Reihenmotors mit einer Leistung von 153 PS. Wie die Mehrzahl aller R-Type Continental verfügt auch der Guenin-Bentley (natürlich) über die HJ Mulliner-Karosserie. Andere Kunden orderten ihren Bentley auch mit Karosserien von Park Ward (vier Dropheads und zwei Coupés), Franay (fünf), Graber (drei) oder Farina (einer).

Wo spielt der Spot „Continental Drift“?

Im Spot rollt der Bentley R-Type Continental schließlich auf ein bewachtes Eingangstor zu, um dieses schließlich zu passieren. Ich dachte beim Betrachten der Bilder zunächst an eine Gated Community. Doch bald zeigen sich neben Wohngebäuden auch Hangar und ähnliche Gebäude. Alles versprüht einen gewissen morbiden Charme. Denn bei der Anlage handelt es sich um den aufgegebenen Stützpunkt Comiso Air Station der US-Airforce auf Sizilien. Er entstand ursprünglich 1937 als Militärflugplatz Vincenzo Magliocco. Im Zweiten Weltkrieg übernahm die Luftwaffe der Wehrmacht die Anlage. Nach der Landung der Alliierten auf Sizilien fiel sie 1943 erstmals an die US Army.

Comiso Air Station – Drehort des Videos Continental Drift
Bentley drehte das Video Continental Drift während der internationalen Pressevorstellung des Continental GT Speed auf Sizilien. Der Drehort war die Comiso Air Station. (Foto: Bentley Motors)

1945 fiel die Anlage wieder an die italienische Armee. Ihre Seeaufklärer überwachten von dort im Kalten Krieg den Mittelmeer-Raum. Erst 1982 übernahm die US Air Force den Flughafen erneut, um hier Marschflugkörper zu stationieren. Das war eine Auswirkung des NATO-Doppelbeschlusses, den wir in Deutschland eher mit Pershing-Raketen und dem Scheitern der Regierung von Bundeskanzler Helmut Schmidt in Verbindung bringen. Schon knapp ein Jahrzehnt später, als sich der Warschauer Pakt auflöste, schlossen die Amerikaner den Stützpunkt. In dem Teil, in dem Bentley seinen Spot drehte, erobert seitdem die Natur das Gelände zurück.

Der Bentley R-Type Continental parkt schließlich vor einem Hangar!

Sein Fahrer wechselt beim Aussteigen die Schuhe. Die Tatsache, dass die feinen Lederschuhe Rennschuhen weichen, gibt bereits einen ersten Fingerzeig, was nun passiert. Denn im Hangar steht ein aktueller Bentley Continental GT. Ihn übernimmt der mit dem Klassiker angereiste Fahrer, um diesen nun gut 90 Sekunden lang im Gymkhana-Stil über die stillgelegte Anlage zu treiben. Der gold-gelbe Continental GT driftet – frei nach dem Motto „fährst Du quer, siehst Du mehr“ – über die Anlage, um am Ende wieder im Hangar zu „landen“. Denn die Heimfahrt tritt der Fahrer wieder im Bentley R-Type Continental an – in meinen Augen die bessere Wahl und das coolere Auto im Video Continental Drift.

Auch ein Fiat Panda spielt im Video Continental Drift mit.
Neben dem Bentley R-Type Continental spielt auch ein Fiat Panda in dem Video Continental Drift mit. Ich finde das mutig, da der Panda ja nicht aus dem VW-Konzern stammt, dafür aber typisch italienisch ist. Da wäre es verkrampft gewesen, wenn Bentley für sein Video einen von der Konzernschwester SEAT in Lizenz gefertigten Marbella genutzt hätte. (Foto: Bentley Motors).

Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Der Bentley R Type Continental ist eine Ikone und für mich der Star im Video Continentale Drift.

Foto: Bentley

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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