Das Autojahr 1962 brachte einige interessante Autos hervor. Es gab sportliche, wie den Ford Cortina, Langläufer wie die Alfa Romeo Giulia und besondere wie den Peel P50. Den Kleinwagen macht besonders, dass er mit einer Länge von 1,34 Metern als das kleinste Fahrzeug gilt, das ein Hersteller jemals in Serie fertigte.
Dazu entstand der Peel P50 an einem der exotischsten Orte, an denen je eine Autofabrik stand. Denn der Autozwerg entstand auf der Isle of Man. Die Insel in der Irischen See hat kaum Industrie. Der autonome Kronbesitz, der kein Teil des Vereinigten Königreichs ist, gilt eher als Steueroase und Insel der Briefkastenfirmen. Motorsportfreunde kennen sie wegen des Motorradrennens Tourist Trophy, das über die Straßen der Insel führt und leider praktisch nie ohne tödliche Unfälle auskommt.
Verantwortlich dafür, dass die gerade einmal 572 km² große Insel ein Autostandort wurde, war Cyril Cannell. Cannell trat direkt nach der Schule mit 18 Jahren in den Dienst der RAF ein. Nach dem Ende seiner Dienstzeit auf dem Flugzeugträger HMS Ark Royal verschlug es ihn Anfang der 1950er-Jahre auf die Isle of Man. Dort verdiente Cannell fortan mit der Fertigung von Kunststoff-Produkten aus Fiberglas (GFK) sein Geld. Dafür gründete Cannell die Peel Engineering Company.
Von der Studie zum Produkt
Neben Booten entstanden bei der Peel Engineering Company Verkleidungen für Motorräder, die bei den Teilnehmern der Tourist Trophy reißenden Absatz fanden. Bereits 1955 baute Cannell mit dem Peel Manxcar den ersten Prototypen eines Kleinwagens, der jedoch noch nicht in Serie ging. Trotzdem fand Cannell mit dieser Studie den Zugang zu Autobauern. Sie beauftragten die Peel Engineering Company mit dem Bau von Prototypen. Dadurch erweiterte das Unternehmen sein Know How.
1962 nahm Cannell schließlich die Serienproduktion des auf der Studie Manxcar basierenden Peel P50 auf. Konzipiert als Stadtauto, entstand ein extrem kleines und einfaches Auto. Für Vortrieb sorgte ein 49 ccm großer und 4,2 PS starker Zweitakt-Motor, den die Peel Engineering Company von DKW bezog. Dieser Motorrad-Motor brachte seine Kraft über ein Dreiganggetriebe, eine Kette und das einzelne Hinterrad auf die Straße.
Die Sache mit dem Griff
Da das Getriebe aus dem Motorrad keinen Rückwärtsgang hatte, mussten auch die Käufer des Peel P50 auf einen Rückwärtsgang verzichten. Stattdessen gab es am Heck einen Griff, um den nur 62 Kilogramm leichten Peel P50 bei Bedarf anzuheben und in eine Parklücke zu ziehen. Jeremy Clarkson führte diese Einparkmethode 2007 in der TV-Show Top Gear eindrucksvoll vor. Eine weitere Besonderheit des Einsitzers war, dass der Peel P50 nur auf der linken Seite über eine Tür verfügte.
Vier Farben zur Auswahl
Die Peel Engineering Company bot den Peel P50 zum Preis von £199 an. Die Käufer konnten sich zwischen Daytona Weiß, Drachen Rot, Capri Blau und Sonnenschein gelb unterscheiden. Dank des geringen Gewichts und der drei Räder galten für den Peel P50, wie auch für den Wettbewerber Bond Bug, vereinfache Zulassungsvorschriften und Steuervorschriften. Trotzdem schrieb der Peel P50 keine allzu große Erfolgsgeschichte. Heute ist nicht ganz klar, wie viele Käufer der Peel P50 schließlich fand.
Alle Quellen sind sich nur einig, dass die Gesamtproduktion bei maximal 100 Exemplaren lag. Schon 1965 stellte Cannell die Produktion des P50 zugunsten des Peel Trident mit zwei Sitzen ein. Beim Nachfolger saßen die Passagiere unter einer Glaskuppel. Während das Design des Peel P50 mit gutem Gewissen noch als funktional durchgeht, sieht der Trident wie ein Auto aus Entenhausen aus. In meinen Augen hat der Trident damit ganz eindeutig einen Platz auf der Liste der hässlichsten Autos der Geschichte verdient!
Das fanden wohl auch die Käufer, denn die Peel Engineering Company stellte die Fertigung des Trident bereits nach nur einem Jahr ein. Einige Monate fertigte sie mit dem Peel Viking Sport noch ein Kitcar auf Mini-Basis, dann endete das kurze Kapitel des Autobaus auf der Isle of Man. Die Peel Engineering Company wurde einige Jahre später sogar aufgelöst, da sich Cyril Cannell auf eine ebenfalls von ihm gegründete Bootsbaufirma konzentrierte.