Aus für den KIA Optima – das Sterben der Mittelklasse geht weiter!

Schon vor vier Jahren verzichtete Honda in Europa auf den Verkauf des Accord. Jetzt folgt Kia dem Beispiel des japanischen Autobauers. Denn die Koreaner lassen den Kia Optima im Sommer auslaufen. Der Nachfolger des Mittelklasse-Modells kommt nicht mehr nach Europa. Das bedeutet das Aus für den KIA Optima in Deutschland.

Überraschend kommt diese Nachricht nicht. Denn wer kauft ein Auto der Mittelklasse? Vermutlich überwiegend Dienstwagen-Fahrer. Doch in den Fuhrparks der großen Unternehmen dominieren die Autos von Audi, BMW, Ford, Mercedes, Opel und VW. Die Importeure haben in den Fuhrparks traditionell einen schweren Stand. Viele Unternehmen schalten in ihren internen Bestellsystemen für Dienstwagen die Autos der Importeure bis heute gar nicht frei.

Und wenn, dann schaffen es meist nur die ausländischen Töchter der deutschen Autobauer in die Auswahl. Wovon dann in der Regel Volkswagen und BMW mit Skoda beziehungsweise Mini profitieren. Wessen Autogeschmack sich nicht mit dem Mainstream-Angebot der „Deutschen“ bedienen lässt, hat da oft einen schweren Stand. Glauben Sie nicht? Dann versuchen Sie beim nächsten Dienstwagen mal, eine Alfa Romeo Giulia, einen Jaguar XE oder einen Kia Stinger zu ordern.


Viel Spaß bei den Diskussionen!

Dieses heimliche Schutzkartell der deutschen Autowirtschaft unterstreichen die Zulassungszahlen in der Mittelklasse eindrucksvoll. Denn im vergangenen Monat zählten die Statistiker des Kraftfahrt-Bundesamts alleine in dieser Fahrzeugklasse 28.676 Zulassungen. 82,6 Prozent davon stammen von den „deutschen“ Herstellern, wozu wir Ford Köln jetzt einfach mal zählen. Zusammen mit Skoda steigt der Mittelklasse-Anteil der „Deutschen“ sogar auf über 87 Prozent.

Um die Dimensionen zu verdeutlichen, hilft ein Blick auf die Stückzahlen! Denn den 25.071 Fahrzeugen deutscher Autobauer stehen in der Mittelklasse „nur“ 3.605 Import-Fahrzeuge gegenüber. Davon stammen 728 von Volvo, 586 von Peugeot und 428 von Mazda. Tesla kommt mit dem Modell 3 auf stolze 356 Zulassungen. Womit für Cadillac, Hyundai, Infiniti, Jaguar, Kia, Lexus, Renault, Subaru und Toyota in der Mittelklasse nur 1.507 Zulassungen verbleiben.

Kein Wunder, dass immer häufiger Importeure überlegen, ob sie ein Modell in Deutschland und Europa überhaupt noch anbieten. Denn die Homologation eines Fahrzeugs ist ein aufwendiger Prozess und dementsprechend teuer. Die gilt zwar am Ende für die ganze Europäische Union, doch das ändert nur wenig. Der deutsche Automarkt ist der größte Markt in Europa. Wenn hier nicht genügend Exemplare einen Kunden finden, dann rechnet sich ein Modell nicht.

Zumal die Preise nicht ins Unendliche steigen können. Schließlich muss der Kunde das Ganze am Ende auch noch bezahlen wollen. Zudem wollen Importeur und Händler mit dem Auto auch noch Geld verdienen. Insofern wählen die Hersteller immer häufiger das Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Kia verzichtet deshalb in Zukunft auf das Angebot des Kia Optima in Europa.

Das „Sterben“ hat längst begonnen!

Denn der koranische Autobauer ist nicht der Erste, der ein Mittelklasse-Modell auslaufen lässt. Schon seit Mitte 2015 bietet Honda seinen Accord nicht mehr in Europa an. Nur noch in den USA und Kanada gibt es noch eine viertürige Stufenheck-Limousine dieses Namens zu kaufen. Denn in den USA sind Kombis praktisch unverkäuflich. Deshalb starb der „Tourer“ mit dem Auslaufen achten Generation des Accord gleich ganz.

Im August 2017 nahm Toyota in Deutschland den Toyota Avensis vom Markt. Inzwischen starb der Avensis auch in anderen Ländern. An seine Stelle trat zumindest teilweise der Toyota Camry. Doch der gehört eigentlich in die sogenannte obere Mittelklasse. Wo sich die Situation jedoch gar nicht so sehr von den Verhältnissen in der Mittelklasse unterscheidet. Bei Infiniti gibt es Gerüchte über das Ende der ganzen Marke. Auch über der Zukunft der Marke Alfa Romeo hängen dunkle Wolken.

Das Aus für den Kia Optima ist nachvollziehbar!

Kia reagiert mit der Entscheidung zum Ende des Optima auf das Desinteresse der Kunden. Denn in den ersten acht Monaten dieses Jahres brachte Kia in Deutschland nur 989 Exemplare des Mittelklasse-Modells auf die Straße. In der Mittelklasse entspricht das einem Marktanteil von 0,39 Prozent. Am Gesamtmarkt hat Kia einen Anteil von 1,9 Prozent. Das zeigt, dass der Optima trotz regelmäßig guter Kritiken hinter dem Rest des Programms abfällt. Insofern ist die Entscheidung zum Aus des Kia Optima nachvollziehbar.

Auch wenn Kia bei der Einführung des Optima strategisch zeitweise unglücklich agierte. Denn ein Kombi, den gerade Vertreter gern fahren, war zeitweise nicht im Angebot. Bereits 2014 fanden deshalb weniger als 500 Optima den Weg auf unsere Straßen. Außerdem bot Kia nur einen 1,7-Liter großen Diesel an. Auch das überzeugte lange Business-Kunden nicht. Schon im Sommer verdichteten sich die Gerüchte über die Einstellung. Inzwischen berichten User in Online-Foren davon, dass die Händler die letzten Optima mit Preisnachlässen von bis 14.000 Euro verschleudern.

Offensichtlich wollen sie die Autos vom Hof haben, bevor das Auto auch noch als alt gilt. Denn ähnlich wie vor gut vier Jahren nutzt auch Kia den Modellwechsel zum Abschied. Denn in Nordamerika sowie in China und in Südkorea, wo das Modell K5 heißt, folgt bald die fünfte Optima-Generation. In Europa treten stattdessen der kompakte Ceedsowie gleich mehrere SUV bei Kia das Erbe des Optima an. Denn für viele der bisherigen Optima-Kunden dürfte der Kia Stinger zu sportlich sein.

Womit die Mittelklasse übrigens ihren CO2-Marktführer verliert. Denn Kia bietet zumindest die Limousine in Deutschland nur als Plug-in-Hybrid an. Deshalb liegt der Kia bei den CO2-Emissionen in Gramm pro Kilometer an der Spitze seiner Klasse. Mit durchschnittlich nur 125,4 g/km CO2-Ausstoß lässt der Kia seine Wettbewerber in dieser Disziplin deutlich sich. Denn im Mittel stoßen die Fahrzeuge dieser Klasse 160,3 Gramm CO2 pro Kilometer aus.

AutoNatives.de ist auch bei Facebook. Wir freuen uns über ein Like.



Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!