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Mutiert Project Cars 3 zum Arcardetitel?

Ab sofort ist Project Cars 3 für die aktuelle Konsolengeneration vorbestellbar. Der offizielle Release-Termin ist der 28. August 2020. Als Fan des Vorgängertitels löste diese Ankündigung bei mir große Vorfreude aus. Doch der Trailer, der jetzt das Spiel ankündigt, enttäuschte mich.

Spieler von Project Cars 2 wissen, das Spiel ist eine Rennsimulation. Sie ist zwar nicht auf dem Realismusniveau des absoluten Toptitels iRacing. Sie liegt eher auf dem Niveau des Klassikers Life for Speed (LfS). Damit ist sie für Spieler, die eine Konsole bevorzugen, seit ihrem Release 2017 das Maß aller Dinge im Genre. Die Grafik ist toll und das Spiel stillt auch die Gelüste der Hardcore-Simulationsfahrer. Die Reifenabnutzung ist fantastisch simuliert. Es lassen sich auch Langstreckenrennen mit allen Feinheiten der Realität, wie unterschiedlichen Boxenstopp-Strategien, fahren.

Auch leichte Modifikationen des Setups über den Bordcomputer lassen sich aus dem Cockpit heraus vornehmen. Dazu ist es möglich mithilfe der tieferen Fahrzeugeinstellungen das Auto bis ins letzte Detail auszutrimmen. Damit lassen sich auch die letzten Zehntelsekunden auf der Strecke herausholen. All dies macht Hoffnung auf Teil 3 der Serie von Slightly Mad Studios. Doch die Pressemitteilung und die Videos des Publishers lassen mich Schlimmes befürchten. Auf meiner Playstation 4 läuft vermutlich weiter Project Cars 2.

Project Cars 3 wird fahrerbasiert

Denn die Entwickler preisen den neuen Titel damit an, die Erfahrung fahrerbasiert zu gestalten. Laut Lead-Designer Kris Pope heißt das, Fahrer sind da, um zu fahren. Sie müssen nun nicht mehr Stunden damit verbringen das Auto abzustimmen, oder sich im Rennen um die Reifen kümmern. Auch könne es nicht mehr passieren, im Rennen wegen einer schlechten Strategie am Ende den Kürzeren zu ziehen. Denn die Entwickler haben Spritverbrauch, Reifenabnutzung und Boxenstopps kurzerhand aus dem Spiel entfernt.

Wie schon die Vorgänger bietet Project Cars 3 wieder jede Menge unterschiedliche Fahrzeugtypen und Strecken. Wer will, der kann mit einem IndyCar beispielsweise in Laguna Seca fahren.

Leider sieht auch der Trailer, den Ihr bei YouTube findet, nicht besonders vielversprechend aus. Denn das Gameplay erinnert mich ziemlich an „Need for Speed Shift“. Bei hohen Geschwindigkeiten verwischt jetzt die Umgebung, um einen besonders großen Speedeffekt zu erreichen. Da hilft es auch nicht, dass der Trailer Bilder vom Autodroms Jose Carlos Pace, eine meiner absoluten Lieblingsstrecken, enthält. Denn alles, was ich sehe, sieht wie ein Arcadespiel aus.

Ich vergleiche das Handling der Fahrzeuge in Arcadespielen immer gerne mit Booten. Denn die Lenkung ist oft ungenau. Die Autos wirken für ihr Gewicht zu leicht, schweben scheinbar auf der Strecke. Leider sieht das Gameplay im Trailer genauso aus. Ein Rennwagen ist keine Maus, die sich ungehindert auf der Strecke hin und her bewegen kann. Er ist eher ein Elefant im Porzellanladen, der mit Präzision um den Kurs zu bewegen ist, um bestmögliche Rundenzeiten zu erreichen.

Project Cars 3 gibt dem Fahrer ein Feedback

Das Schlimmste kommt aber noch. Denn das Spiel bewertet den Fahrer mit Kommentaren wie „sauberes Überholmanöver“ oder „Kurve gemeistert“ während der Fahrt. Diese Kommentare sind nicht nur unnötig, sondern scheinen auch willkürlich auf dem Bildschirm aufzutauchen. Gefahrene Kurven bezeichnet das System als „perfekte Kurve“, selbst wenn der Fahrer eine absurde Linie wählt. Jedem, der nur ansatzweise etwas von Motorsport versteht, läuft dabei ein kalter Schauer über den Rücken.

Die Spanne der angebotenen Fahrzeuge reicht von Nachkriegssportwagen wie dem Mercedes-Best 300 SL bis zu moderenen GT4-Sportwagen wie der wunderbaren Renault Alpine.

Das Entwicklerteam traf offensichtlich die Entscheidung, die echten Simulationsfahrer im Stich zu lassen. Es wirft damit alle hervorragenden Ansätze aus den Vorgängern über den Haufen, um das Spiel für Anfänger einfacher zu gestalten. Gut möglich, dass dies die bisher treusten Spieler der Reihe vertreibt. Denn sie lieben die Simulation. Stattdessen mutiert Project Cars 3 vermutlich zu einem austauschbaren Arcadetitel für die PS4.

Arcadetitel langweilen mich trotz teilweise wunderbarer visueller Aufmachung schnell. Eine Simulation wie Project Cars 2 bietet auch nach mittlerweile drei Jahren immer noch Fahrspaß pur. Und damit bin ich nicht alleine, denn der Klassiker hat immer noch eine tolle Community. Sie bietet immer die Möglichkeit, im Kreise Gleichgesinnter ein paar schnelle Runden zu drehen. Klingt nicht, als ob Project Cars 3 das ebenfalls bietet. Slightly Mad Studios, ich hoffe ihr belehrt mich noch eines Besseren, denn die Grafik sieht verlockend aus!

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