Fahrberichte: Nissan

Test Nissan X-Trail Xtronic – Sieben Sitzplätze und viel Sicherheit an Bord

Seit einigen Tagen ist die dritte Generation des Nissan X-Trail bei den Händlern. Ich habe die Neuentwicklung ausprobiert, war ich mit dem Nissan X-Trail Xtronic auf Probefahrt. Dessen stufenloses Automatikgetriebe wartet mit einer Überraschung auf, denn es vermittelt zwischendurch Schaltergefühle.

Hamburg, es regnet, es ist nass und eher kalt – Schietwetter heißt das. Der Großstadtdschungel kennt wirklich unangenehme Seiten. Ich steige in den Nissan X-Trail. Innen falle ich auf einladend ausladende Sitze, fast Sessel. Das gefällt mir. Mir klingt noch von der Pressekonferenz im Ohr, dass der neue X-Trail über Komfortsitze verfügt, die Nissan in Zusammenarbeit mit der NASA entwickelte. Das Ziel war ein Sitz, der den Rücken unterstützt und ein ermüdungsfreies Reisen auf längeren Strecken ermöglicht. Jetzt glaube ich das sofort. Auch ohne mit dem X-Trail testweise zum Mond oder Mars gereist zu sein.

Tatsächlich verstaue ich meine längen Extremitäten ohne Probleme hinter dem Lenkrad. In der Modellvariante Tekna, die mir für den Test des Nissan X-Trail Xtronic zur Verfügung steht, sind die Vordersitze elektrisch einstellbar. Ich fahre den Sitz zurück, stelle die Neigung der Lehne ein und justiere die Position des Lenkrads. Passt sofort, nur das Lenkrad könnte für meinen Geschmack noch etwas weiter draußen stehen. Ich fühle mich wie in einer Trutzburg. Sie schützt nicht nur vor dem schlechten Wetter, sondern gibt auch im Straßenverkehr ein Gefühl von Geborgenheit.

Innenraum des Nissan X-Trail
Innenraum des Nissan X-Trail

Vor dem Starten des Motors steige ich – trotz des schlechten Wetters – zunächst wieder aus. Das wäre in sonnigen Lissabon sicherlich leichter gefallen als im verregneten Hamburg. Doch Indianer kennt keinen Schmerz, ich teste Autos. Und jetzt interessiert mich die Frage zum Sitzen in der zweiten Reihe. Sie ist schnell positiv beantwortet. Wohl auch weil Nissan bei der dritten X-Trail-Generation drei Dinge zur Vergrößerung des Innenraums realisiert hat. Der Radstand wuchs im Vergleich zum Vorgänger um satte 7,5 Zentimeter. Trotzdem nahm die Fahrzeuglänge übrigens nur um fünf Millimeter zu, weil Nissan die Überhänge kürzte. Dazu kommt, dass die zweite Sitzreihe im Nissan X-Trail verschiebbar ist. Als dritte Maßnahme sind die Rückseiten der Vordersitze so ausgehöhlt gestaltet, dass mehr Platz als üblich für die Knie der Mitfahrer zur Verfügung steht.

Dadurch finde ich tatsächlich auch in der zweiten Reihe Platz. Das ist nicht bei allen SUV möglich, spricht also für den großzügigen Innenraum des X-Trail. Nissan weiß das und bietet als Extra eine dritte Sitzreihe an. 800 Euro kostet dieses Extra, dass den Crossover zum Siebensitzer macht. Nissan betont, dass die sieben Sitze von Beginn an im Lastenheft der Entwickler standen. Der Umbau sei innerhalb weniger Minuten möglich. Ich verzichte auf diesen Test, ich will den X-Trail endlich fahren.

Wie fährt sich der Nissan X-Trail Xtronic?

Den Antrieb übernimmt im X-Trail in Deutschland zunächst ausschließlich ein Vierzylinder-Dieselmotor. Erst im kommenden Jahr bietet Nissan zusätzlich einen 163 PS starken Turbobenziner an. Das 1,6-Liter große Dieselaggregat mit Direkteinspritzung und Turboaufladung stellt seine Maximalleistung von 130 PS bei 4.000 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Das maximale Drehmoment von 320 Newtonmetern erreicht der Diesel bei 1.750 Umdrehungen. Für den von mir gefahrenen X-Trail mit dem stufenlosen Automatikgetriebe gibt Nissan einen CO2-Ausstoß von 135 Gramm pro Kilometer an. Im Vergleich zum Vorgänger reduzierte Nissan die CO2-Emissionen damit um rund 18 Prozent.

Der 1,6-Liter-Dieselmotor im Nissan X-Trail
Der 1,6-Liter-Dieselmotor im Nissan X-Trail.

Ein wichtiger Baustein dafür ist die Niederdruck-Abgasrückführung mit Kaltwasserkreislauf. Klingt kompliziert und senkt die Verbrennungstemperatur. Das hilft, neben den CO2– auch die NOX-Emissionen zu senken. Dabei geht es nicht um die Personifizierung der Finsternis, sondern um die gasförmigen Oxide des Stickstoffs. Stickoxide gelten als Ozonkiller. Mit der Euro-6-Norm senkte die EU den erlaubten Grenzwert beim Diesel auf 80 mg/km. Euro-5 erlaubte Dieselfahrzeugen noch, 180 mg/km zu emittieren. Der Nissan X-Trail liegt bisher bei bis zu 138,4 mg/km, hier muss Nissan noch „nachsitzen“. Denn im nächsten Jahr müssen Neufahrzeuge die Euro-6-Norm erfüllen.

Die Entscheidung fällt auf der Straße – grau ist alle Theorie

Ich starte den Motor des Nissan X-Trail Xtronic. Mir fällt sofort auf, wie angenehm leise das 1,6-Liter-Aggregat ist. Ich lege die Fahrstufe des Automatikgetriebes ein. Es ist ein stufenloses Getriebe. Der Übersetzungsbereich reicht von 2,413 bis zu extrem langen 0,383:1. Dazu kommt ein eine Übersetzung von 5,577:1 im Achsenantrieb, die die Länge etwas zurücknimmt. Trotzdem ist der Automatik-X-Trail insgesamt etwas länger als seine handgeschalten Brüder übersetzt. Das wird bei den Beschleunigungswerten sichtbar. Während der Fronttriebler mit Handschaltung in 10,5 Sekunden aus dem Stand Tempo 100 erreicht, benötigt der Xtronic 11,4 Sekunden.

Frontansicht des Nissan X-Trail
Chrom am Grill kennzeichnet die Crossover von Nissan.

Im Stadtverkehr, beim Ampelspurt auf den Hamburger Ausfallstraßen, schwimmt der X-Trail trotzdem ohne Probleme mit. Nach dem Passieren der Stadtgrenze ist der X-Trail endlich in seinem Revier. Ich fahre von Wedel an der Pinnau entlang nach Pinneberg. Das Gebiet gilt als das größte zusammenhängende Baumschulengebiet der Welt. Mehr als 300 Baumschulen sind hier zu Hause. Auf dem Weg treffe ich einige Nissan X-Trail – und das liegt nicht nur an der Fahrveranstaltung von Nissan. Die Kennzeichen weisen die X-Trail als Einheimische aus. Beim Zwischenstopp komme ich mit einem Pinneberger-X-Trail-Fahrer ins Gespräch. Er kann nicht nachvollziehen, dass ich nicht die Allrad-Version 4×4 teste.

Das Fahren geht einfach von der Hand, der Crossover liegt ruhig auf der Straße. Die stufenlose Automatik stellt in jeder Verkehrssituation den gewünschten Kraftschluss her. Lästige Nickbewegungen und die Tendenz des Frontrieblers zum Untersteuern korrigiert die „Nissan Chassis Control“ mit ihrer aktiven Spurkontrolle. Selbst auf der nassen und kurvigen Landstrasse hält der Nissan neutral die Spur, obwohl ich ihn mit Lastwechseln gezielt provoziere. Das System arbeitet mit dem gezielten und im Normalfall nicht spürbaren Abbremsen der einzelnen Räder. Zusätzlich zur Bremse nutzt es auch die Bremswirkung des Motors. Kollege Computer regelt die Übersetzung des Xtronic Getriebes, um bei Bedarf die Bremswirkung des Motors zu verstärken.

Die Fähigkeit zum Steuern der stufenlosen Automatik lässt sich im X-Trail auch beim Beschleunigen ausnutzen. Auf dem Rückweg trete ich beim Beschleunigen auf die A23 das Gaspedal deutlich stärker als zuvor durch. Jetzt macht die Automatik Sprünge. Das fühlt sich fast so an, als ob eine „normale“ Wandler-Automatik den nächsten Gang einlegt. Nissan unterstützt damit das Beschleunigen, weil die Automatik Teilbereiche des Übersetzungsbereichs sprunghaft ausgelässt. Das ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, gefällt mir bei längerer Nutzung jedoch immer besser.

Umfangreiche Sicherheitsausstattung im Nissan X-Trail

Auch beim Fahren vermittelt der Nissan X-Trail dieses Gefühl der Trutzburg, das mich schon nach dem Einsteigen überkam. Dabei spielen auch die zahlreichen an Bord verbauten Sicherheitssysteme eine Rolle. Standard sind sechs Airbags, LED-Tagfahrlicht, eine Geschwindigkeitsregelanlage, die Berganfahrhilfe sowie der autonome Notbrems-Assistent, der aktiven Spurkontrolle und die Verkehrszeichenerkennung.

Nissan X-Trail
Startsequenz im Nissan X-Trail

Alles bereits im Einsteigermodell der Ausstattungsvariante Visia an Bord. Neben der Spurkontrolle weiß besonders die Verkehrszeichenerkennung zu gefallen. Sie erkennt, ob eine Geschwindigkeitsbegrenzung nur bei Regen gilt. In den höheren Ausstattungsvarianten Acenta und Tekna ist zusätzlich ein Fernlicht-Assistent an Bord. Diese lange Ausstattungsliste zeigt, dass Nissan beim X-Trail auf Sicherheit wert legt.

Das zeigt sich auch in der Aufpreisliste. Denn als Ausstattungsoption liefert Nissan zudem auch das sogenannte „Nissan Safety Shield“. Damit verfügt der X-Trail über einen Totwinkel-Assistenten, eine Bewebungserkennung, eine Müdigkeitserkennung und den Einpark-Assistenten. 2.000 Euro kostet das Paket, das Nissan zusammen mit dem Nissan-Navigationssystem anbietet. Mit ihm ziehen dann auch ein sieben Zoll großer Bildschirm und eine Rückfahrkamera in Farbe in den X-Trail ein.

Sieben Zoll großes Display des NissanConnect-Systems
Das sieben Zoll große Display des NissanConnect-Systems

Alle Funktionen des umfangreichen Sicherheitspakets machen bei meiner Probefahrt einen durchdachten Eindruck. Wobei ich gestehen muss, den Notbrems-Assistenten habe ich auf meiner Tour im Hamburger Umland nicht getestet. Unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit ist nicht ganz nachvollziehbar, warum dieses Paket nicht für das Grundmodell verfügbar ist. Nissan bietet es nur in den Ausstattungsvarianten Acenta und Tekna an.

Zu gefallen weiß der X-Trail auch mit seinem Komfortangebot. Rund zwei Stunden war ich mit dem X-Trail unterwegs. Ich habe sie, wie es umgangssprachlich heißt, auf einer Backe abgesessen. Die Sitze scheinen wirklich ermüdungsfreies Reisen zu ermöglichen. Die in allen Versionen serienmäßige Klimaanlage arbeitet zugfrei. Die Kopplung mit dem iPhone gelingt sofort. Mir gefällt auch der DAB-Radioempfang. Ich wundere mich immer, wenn Hersteller heute noch auf diese Möglichkeit des Radioempfangs verzichten.

Fazit zum Nissan X-Trail Xtronic

Optisch ist der X-Trail ein Zwitter. Der neue X-Trail basiert erstmals auf der neuen CMF-Plattform (Common Module Family) der Renault-Nissan-Familie. Mit der umfangreichen Sicherheitsausstattung und der hochwertigen Verarbeitung setzt Nissan beim neuen X-Trail klare Schwerpunkte. Der X-Trail ist jetzt ein Qashqai im Maxi-Format. Das unterstreicht Nissan auch mit dem Wegfall des Qashqai +2, der den X-Trail mehr als bisher zur Alternative für Um- und Aufsteiger vom Qashqai macht.

Gleichzeitig verspricht Nissan, dass der X-Trail robuster und vielseitiger als seine Vorgänger sei. Trotzdem birgt die Strategieänderung auch Gefahren. Es gibt Kunden, die den X-Trail bisher hauptsächlich wegen seiner Geländeeigenschaften schätzen. Einen Fehler kann sich Nissan nicht leisten. Der Vorgänger gehörte weltweit zu den meistverkauften Nissan-Modellen. Auch der Neue soll in weltweit neun Produktionsstätten gleichzeitig vom Band laufen und den Erfolg der Vorgänger übertreffen.

Daher hat Nissan viel investiert, hat den X-Trail gestreckt und aufgewertet. Den Größenzuwachs der dritten Generation kompensieren hochfeste Stahlteile und der Einsatz von Verbundwerkstoffen. So besteht die Heckklappe nicht vollständig aus Stahl, sondern überwiegend aus Kunststoff. Das sorgt dafür, dass der X-Trail im Vergleich zum Vorgänger um 90 Kilogramm abspeckte.

Das ermöglicht, beim Antrieb auf einen 1,6-Liter-Dieselmotor mit 130 PS zurückzugreifen. Beim Lesen des Leistungsblatts war ich skeptisch, ob der Motor zu den Anforderungen des X-Trail passt. Die Probefahrt widerlegte diese Annahme. Im Großstadtdschungel und Überland meisterte der X-Trail auch mit Frontantrieb und Automatikgetriebe alle an ihn gestellten Aufgaben. Wenn meine Probefahrt dem Alltag der meisten deutschen Autokunden entspricht, könnte die veränderte Ausrichtung des X-Trail gelingen.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!