Fahrberichte: Nissan

Test: Wie fährt sich der NISSAN Pulsar 1.2 l DIG-T (2017)?

Seit gut zwei Jahren vertritt der Nissan Pulsar den japanischen Autobauer in der Kompaktklasse. Wie fährt sich der NISSAN Pulsar 1.2 l DIG-T mit dem 115 PS starken Einstiegsmotor?

[Abschnitte]

Auf die Kompaktklasse entfielen im vergangenen Jahr rund ¼ der Neuzulassungen. Da will auch Nissan wieder mitspielen. Früher war der japanische Autobauer mit dem kompakten Sunny, dessen Geschichte ich neulich im Oldtimer-Revier erzählte, in diesem Segment eine echte Größe. Später wurde aus dem Sunny zunächst der Almera und im zweiten Schritt der Tiida. Beide Modelle konnten nie an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen.

Während Nissan in guten Zeiten 20.000 Almera pro Jahr auf die Straße brachte, war der Absatz des Tiida überschaubar. Selbst im besten Jahr verkaufte Nissan weniger als 4.000 Tiida. 2010 zog Nissan den Mexikaner aus Europa zurück. Deshalb ist der Name Pulsar, den Nissan jetzt erstmals in Europa verwendet, Beleg für einen Neustart. Offensichtlich mit Erfolg. 2016 rollten mehr als 6.000 Nissan Pulsar auf unsere Straßen.

Wie wirkt der Nissan Pulsar auf mich?

Das Erste, das mir beim Blick auf den Nissan Pulsar auffällt, sind die kurzen Überhänge. Zudem ragt der Nissan für einen Vertreter der Kompaktklasse weit in die Höhe. Die Scheitelhöhe des Pulsar misst stattliche 1,52 Meter. Das ist fast schon ein SUV-Maß. Die Wettbewerber VW Golf (1,45 Meter), Mazda3 (1,45 Meter) und der Renault Mégane (1,43 Meter ) fallen in dieser Disziplin deutlich hinter den Nissan zurück.

Kein Wunder, dass Nissan den Pulsar als kompaktes Stadtauto mit viel Platz bewirbt. Dazu passend ist der Radstand des 4,39 Meter langen Pulsar 2,7 Meter lang. Der Marktführer VW Golf, den wir kürzlich als Plug-In-Hybrid Golf GTE fahren konnten, ist mit 4,26 Metern deutlich kürzer. Zudem bietet der Wolfsburger zwischen den Rädern ganze sieben Zentimeter weniger Platz als der Nissan.

Auch der Mégane der Nissan-Schwester Renault fällt mit 4,36 Metern deutlich kürzer aus als der Pulsar. Nur der Mazda3, dessen Radstand ebenfalls 2,70 Meter misst, ist mit 4,45 Metern länger als der Pulsar. Trotz allem kommt Nissan bei der Karosseriegestaltung dem von Volkswagen definierten Standard näher als die Konkurrenten. Der Nissan Pulsar ist mit jeder Schraube ein typischer Vertreter der Golf-Klasse.

Wie fährt sich der Nissan Pulsar 1.2 DIG-T?

Unter der Motorhaube des Testwagens arbeitet ein 1,2 Liter großer Turbo-Vierzylinder. Bei einer Nenndrehzahl von 4.500 Umdrehungen pro Minute stemmt der Vierventiler 115 PS auf die Kurbelwelle. Das maximale Drehmoment beträgt 190 Newtonmeter und liegt bei moderaten 2.000 Umdrehungen pro Minute an. Die Kraft des Motors fließt über ein manuelles 6-Gang-Getriebe und die Vorderräder auf die Straße.

Damit ist der Nissan Pulsar, dessen Leergewicht im Fall der Vollausstattung TEKNA bei rund 1.380 Kilogramm liegt, angemessen motorisiert. Den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 legt der Testwagen in weniger als elf Sekunden auf den Asphalt. Für den Alltag viel wichtigeren Sprint von 60 auf 100 Kilometer pro Stunde benötigt der Nissan rund sieben Sekunden. Das reicht, um auf der Landstraße einen Trecker zu überholen.

Tom sagt ...

„Nur“ 115 PS in der Kompaktklasse klingen heute wenig. Doch die Leistung reicht, um mit dem Nissan Pulsar bequem von A nach B zu kommen.

Bei Bedarf ist der Nissan bis zu 190 Kilometer pro Stunde schnell. Wer das ausprobiert, merkt schnell, dass die Beschleunigung bis zur Marke von rund 180 Kilometern pro Stunde gleichmäßig vonstattengeht. Wer darüberhinaus will, rennt gegen die der Höhe geschuldete Wand. Es ist Geduld und eine leere Autobahn notwendig, um den Nissan Pulsar mit dem Einsteigermotor auszufahren.

Insgesamt sind die Fahrleistungen des Nissan durchschnittlich. Ein Blick auf die anderen angebotenen Motoren zeigt die Absicht dahinter. Denn neben dem 1,2 Liter großen Benziner gibt es im Pulsar nur zwei andere Motoren. Verfügbar sind ein 1,6-Liter-Benziner mit 190 PS sowie ein 110 PS starker 1,5-Liter-Diesel. Nissan meidet die beliebte Klasse der 150 PS-Fahrzeuge genauso wie die GTI-Klasse jenseits der Marke von 200 Pferdestärken.

Daten zum Testwagen:

  • Typ: NISSAN Pulsar 1.2 l TEKNA DIG-T
  • Grundpreis / Testwagenpreis: 18.270 Euro / 24.770 Euro (6/2017)
  • Motor: 4-Zylinder-Turbo-Ottomotor
  • Emissionsklasse: Euro 6
  • Getriebe: 6-Gang-Schaltgetriebe
  • Hubraum: 1.197 ccm
  • max. Leistung: 115 PS bei 4.500 1/min
  • max. Drehmoment: 190 Nm bei 2.000 1/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
  • Hersteller-Nummer / Typ: 1329 / AIQ
  • Versicherungstypklassen: 17, 22, 19 (Haftpflicht, Voll-, Teilkasko)

Das Leistungsgebot von Nissan ist ein Statement! Ich höre von Freunden und Bekannten oft, dass sie die heute üblichen Leistungsangaben Kunden – sagen wir es zurückhaltend – irritieren. Nissan grenzt sich bewusst vom Markt ab und positioniert den Pulsar deshalb in der Komfort-Ecke. Schon das Grundmodell bietet eine gute Serienausstattung, die die Bereiche Komfort, Energie sparen und Sicherheit abdeckt.

Für die Sicherheit sorgen Airbags für Fahrer und Beifahrer sowie die Seiten- und Kopfairbags für vorne und hinten. Außerdem sind serienmäßig ESP und ABS-System an Bord. Mir gefällt, dass der Nissan über ein Reifendruckkontrollsystem mit Sensoren in den Reifen verfügt. Im Fall des Testwagens verfügt der Pulsar zusätzlich über die Sicherheit eines autonomen Notbrems-Assistenten sowie der LED-Scheinwerfer.

Die serienmäßige Start-Stopp-Automatik hilft, beim Spritsparen. Mit elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, einem höhenverstellbaren Fahrersitz sowie einer Mittelarmlehne und dem serienmäßigen Radio kommt der Komfort im Pulsar nicht zu kurz. Zudem sind im Testwagen die Außenspiegel einklappbar und beheizt, dazu weist auch ein eingebautes Navigationssystem den Weg.

Insgesamt ist der Nissan Pulsar gut ausgestattet. Schon das für 18.270 Euro angebotene Grundmodell bietet alles, was zum Fahren notwendig ist. Der Listenpreis des Testwagens mit der Vollausstattung TEKNA liegt bei 24.770 Euro. Doch Vergleichsbörsen bieten den Pulsar zurzeit mit dieser Ausstattung für deutlich unter 20.000 Euro an. Listenpreise spielen in der Kompaktklasse zurzeit einfach keine Rolle – überall, nicht nur Nissan!

Was hat mir gefallen?

Beim Sitztest bestätigt der Nissan Pulsar das Werbeversprechen vom kompakten Stadtauto mit viel Platz. Ich bin mehr als zwei Meter lang und kann gut im Pulsar sitzen. Die Position des Lenkrads und der Pedale stimmen. Junior, inzwischen genauso groß und endlich in Besitz eines Führerscheins, bestätigt diesen Eindruck.

Max sagt ...

Mir gefällt, dass ich im Nissan Pulsar gut sitzen kann. Zudem gehen die Gangwechsel mit dem manuellen 6-Gang-Getriebe leicht von der Hand.

Das macht sich auf einer Überlandpassage angenehm bemerkbar. Denn durch die gute Sitzposition kommen wir entspannt am Ziel an. Auf der Autobahn bewähren sich auch der Spurhalte-Assistent und der Totwinkel-Warner. Denn der Totwinkel-Warner gleicht die wegen der Form der C-Säule und der kleinen Heckscheibe eingeschränkte Sicht aus.

Positiv überrascht der Nissan auch an der Tankstelle. Denn am Ende liegt unser Testverbrauch gerade einmal bei 5,3 Litern. Damit liegt der Pulsar trotz seiner 18 Zoll großen Räder 0,1 Liter über der Angabe des EU-Normverbrauchs. Das ist ein ausgesprochen gutes Ergebnis. Denn damit liegt die Reichweite des 46 Liter großen Tanks bei rund 867 Kilometern.

Was hat mir nicht gefallen?

Die elektrisch unterstützte Lenkung ist in der Mittellage schwammig. Auch wenn die Lenkung alle Lenkbefehle gut umsetzt, fühlt sich die Lenkung künstlich an. Das ist ein typisches Problem elektrischer Servolenkungen und gefällt mir nicht. Der zweite Punkt betrifft die langen Pedalwege. Das fiel mir zunächst bei der Kupplung auf. Beim Anfahren musste ich den Fuß weit ausrücken, um den Druckpunkt zu finden.

Unterwegs im NISSAN Pulsar 1.2 l DIG-T
Unterwegs im NISSAN Pulsar 1.2 l DIG-T (Foto: Karla Schwede)

Noch mehr mißfiel mir der lange Pedalweg bei der Bremse. Zunächst dachte ich, dass der Nissan Pulsar über eine unterdurchschnittliche Bremse verfügt. Doch der Bremstest widerlegte diese These. Denn nach mehreren Vollbremsungen bleibt die Bremse standfest und verzögert den Pulsar gut. Nissan hat der Bremse im Pulsar einen langen Leerweg spendiert. Sicher eine Geschmacksfrage, aber mir gefällt das nicht.

Fazit zum NISSAN TEKNA 1.2 l DIG-T (2017)

Insgesamt zeigt der Nissan Pulsar in unserem Test wenig Schwächen. Denn mit seiner umfangreichen Sicherheits- und Komfortausstattung ist der Pulsar für komfortorientierte Fahrer ein gutes Angebot. Das macht das Fazit einfach: Zum Comeback in der Kompaktklasse hat Nissan ein solides Auto auf die Räder gestellt.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!