Fahrberichte: Škoda

Test: Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT – Smart Understatement ist das neue Simply Clever!

Der Skoda Octavia Combi ist trotz des allgemeinen Trends zum SUV seit Jahren das erfolgreichste Modell von Skoda. Fast 60.000 neue Octavia rollten auch im vergangenen Jahr erstmals auf unseren Straßen. Nicht schlecht für ein Auto, das inzwischen seit fünf Jahren auf dem Markt ist. Wir haben uns den Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT mit seinem 150 PS starken Benzinmotor angesehen. Dabei sind wir der Frage nachgegangen, was das Erfolgsmodell aus Mladá Boleslav ausmacht.

Daten zum Testwagen:

  • Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT
  • 27.480 Euro (Grundpreis der getesteten Motor- und Getriebevariante 2/2019)
  • 4-Zylinder-Turbo-Ottomotor
  • Emissionsklasse Euro 6
  • 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
  • 1.498 ccm Hubraum
  • 150 PS bei 5.000 bis 6.000 1/min maximale Leistung
  • 250 Nm / 1.500 bis 3.500 1/min maximales Drehmoment
  • 214 km/h Höchstgeschwindigkeit
  • Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 8,4 Sekunden
  • Gesamtwertung 9,2 Punkte

Skoda gehört seit mehr als einem Vierteljahrhundert Volkswagen. Der Autoriese aus Wolfsburg hat die Marke erfolgreich modernisiert. Technisch basieren alle Fahrzeuge auf zentralen Komponenten des Konzerns. Doch beim Design darf Skoda eine eigene Linie verfolgen. Unter der Regie von Jozef Kabaň, der inzwischen für BMW tätig ist, entwickelte der Autobauer eine klare Handschrift. Typisch für Autos von Skoda sind glatte und klare Formen sowie eine solide Portion Unterstatement.

Auch der Skoda Octavia Combi folgt diesem Ansatz. Die Karosserie des Kombis ist schnörkellos. Oberhalb des markanten Kühlergrills räumt das große Markenlogo jeden Zweifel aus, welcher Hersteller für das vor dem Betrachter stehende Auto verantwortlich ist.


Test Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT – Smart Understatement ist das neue Simply Clever!
Im Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT kann ich hinter mir selbst sitzen. (Foto: Karla Schwede)

Satte 4,67 Meter ist der Octavia als Kombi lang. Damit überragt der Tscheche den VW Golf Variant um gut zehn Zentimeter. Mit 1,81 Metern ist der Octavia auch zwei Zentimeter breiter als der Verwandte aus Wolfsburg. Das macht sich im Innenraum durchaus bemerkbar.

Wie kann ich im Skoda Octavia sitzen?

Wer dieses Blog öfter besucht weiß, dass ich mehr als zwei Meter lang bin. Deshalb ist die Frage, wie ich in einem Auto sitzen kann, fester Bestandteil der Tests und Fahrberichte in unserem Blog. Schon beim Öffnen der Türen des Kombis bin ich angenehm überrascht. Denn die Türen sind verhältnismäßig groß und lassen sich weit öffnen. Ich schiebe den Sitz ganz zurück und steige ein. Nach dem Einstellen des Sitzes und der Spiegel ist das Fazit der Sitzprobe einfach. Denn der Skoda Octavia Combi besteht diesen Teil des Tests ohne Einschränkung.

Lenkrad des Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT
Lenkrad des Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT (Foto: Karla Schwede)

Schließlich sitze ich bequem und bringe auch meine langen Beine bequem unter. Im Laufe des Tests bestätigt sich der gute Eindruck. Denn auch längere Fahrten erweisen sich als problemlos. Zumal sich anders als beim kürzlich getesteten Kia Ceed Sportswagon auch das Lenkrad weit genug herausziehen. Positiv ist auch, dass ich die Kopfstütze so justieren kann, dass diese den Kopf im Fall der Fälle tatsächlich abstützen kann. Das ist ein Punkt, bei dem andere Vertreter der Kompakt- oder Mittelklasse durchaus schon versagten.

Zum Sitzen gehört immer auch die Frage nach der Übersichtlichkeit. Doch auch dabei schlägt sich der Tscheche tapfer. Eine leichte Einschränkung gibt es nur beim Blick nach links. Denn beim klassischen Schulterblick ist, weil ich sehr weit hinten sitze, die B-Säule im Weg. Insofern ist es wichtig, den Fahrerspiegel genau zu justieren, um beim Ausscheren niemand im toten Winkel zu übersehen. Trotzdem schlägt sich der Skoda an dieser Stelle deutlich besser als der Opel Astra Sports Tourer, den wir vor gut zwei Jahren testeten. Dort war der Seitenblick nach meinem Empfinden noch mehr eingeschränkt.

Was verbraucht der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT im Alltag?

Beim Antrieb des Testwagens schwimmen wir gegen den Strom. Denn mehr als 60 Prozent der Octavia-Käufer wählten im vergangenen Jahr einen Diesel-Motor. Erstaunlicherweise stieg der Dieselanteil 2018 im Vergleich zu 2017 sogar noch etwas an. Doch mit einem drohenden Fahrverbot vor der Tür wählten wir für den Test einen Benziner aus. Den Testwagen treibt ein Vierzylinder 1,5 Litern Hubraum an. Wobei der Direkteinspritzer beim sanften Gleiten zwei seiner Zylinder abschaltet.

Test Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT
Tom unterwegs mit dem Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT (Foto: Karla Schwede)

Mit allen vier Zylindern unter „Dampf“ leistet der Motor 150 PS und verfügt über ein maximales Drehmoment von 250 Newtonmetern. Die Leistungsdaten wirken vertraut. Denn bisher bot Skoda – wie seine Konzerngeschwister – einen 1,4-Liter-Motor mit gleicher Leistung an. Doch im Zuge der Modellpflege bekam der Motor etwas mehr Hubraum. Zudem arbeitet der neue 1,5-Liter-Motor mit einem höheren Einspritzdruck von bis zu 350 bar.

Dadurch klingt der Motor etwas rauer, dröhnt aber im mittleren Drehzahlbereich – nach Angaben des Herstellers – etwas weniger. Ziel der Überarbeitung war, die Schadstoffe im Abgas zu minimieren. Zudem soll die 1,5-Liter-Version im Alltag sparsamer als der Vorgänger sein. Denn der neue Motor arbeitet bei höheren Drehzahlen effizienter als die 1,4-Liter-Variante. Doch genau an dieser Stelle lässt mich der Test des Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT am Ende nachdenklich zurück.

„Askese“ beim Spritverbrauch erfordert Verzicht!

Denn Karla, Max und ich teilen uns im Alltag seit fast zwei Jahren einen Seat Leon ST mit dem 1,4-Liter-Turbobenziner. Bisher waren wir mit dem Spanier aus dem VW-Konzern rund 27.000 Kilometer unterwegs. Unser Durchschnittsverbrauch liegt bisher bei 6,3 Litern. Das ist auch deshalb ein guter Wert, weil wir viel auf der Autobahn unterwegs sind. Dort lassen sowohl unser Sportfahrer Max als auch ich dem Motor gerne freien Lauf, wenn das möglich ist.

Test Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT
Das Radio-/Navigationssystem des Octavia bietet auch die Möglichkeit, das eigenen Smartphone über Bluetooth zu koppeln. Ich nutzte das, um den Podcast „NUR der HSV“ zu hören. (Foto: Karla Schwede)

Im Test des Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT notierten wir – bei einem vergleichbaren Nutzungsprofil – einen Durchschnittsverbrauch von 6,8 Litern. Wobei auch beim Tschechen deutlich wird, dass das Fahren auf der Autobahn einen „Spritzuschlag“ erfordert. Denn im Stadtverkehr lag der Verbrauch des Skoda mit 6,3 Litern deutlich unter dem, was bei freier Fahrt durch die Einspritzdüsen des Direkteinspritzers floss.

Insofern scheint der Fortschritt des 1.5 TSI bei Verbrauch nicht ganz so groß, wie angenommen. Eine Einschätzung, die auch Andere offensichtlich teilen. So zeigte sich erst vor ein paar Tagen der YouTuber Mattias Luft bei seinem Test des Skoda Karoq 1.5 TSI vom hohen Verbrauch des Hightech-Benziners überrascht. Wobei an dieser Stelle nochmals deutlich hervorzuheben ist, dass der Verbrauch vom Fahrstil abhängt. Denn wer extrem energiesparend fährt, der schafft mit dem Skoda Octavia Combi 1.5 TSI beim Durchschnittsverbrauch auch eine Fünf vor dem Komma.

Wie fährt sich der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT?

Im Fall des Skoda Octavia Combi geht ein Economy-Run mit der Verabschiedung von jedem Anspruch auf Fahrspaß einher. Dabei verträgt der Skoda Octavia Combi durchaus auch eine dynamische Fahrweise. Allerdings drängt das Heck des Kombis bei überraschend ausgeführten Lenkmanövern stark nach außen. Wobei der Tscheche jederzeit beherrschbar bleibt. Denn das ESP stabilisiert sofort die Fahrt, verstärkt dabei aber den für ein Auto mit Vorderradantrieb typischen Trend zum Untersteuern.

Gut gefallen hat mir auch die präzise Lenkung, die spontan anspricht und gute Rückmeldungen gibt. Nur in der Mittellage würde ich mir noch etwas mehr Lenkgefühl wünschen. Auch das Ansprechverhalten und die Dosierbarkeit der Bremse überzeugten mich. Bei Bedarf ist der Skoda Octavia Combi bis zu 214 Kilometer pro Stunde schnell. Da ist es gut zu wissen, dass sich die Bremse auch nach mehreren harten Bremsmanövern am Stück keine Blöße gibt.

Den Sprint von null auf ein Tempo von 100 Kilometern pro Stunde bewältigt der Kombi in 8,4 Sekunden. Insofern geben die Fahreigenschaften des Skoda Octavia Combi Combi 1.5 TSI ACT keinerlei Anlass für Kritik. In unserer sehr auf Dynamik ausgelegten Indexwertung erzielt der Tscheche in der Kategorie „Fahrspaß und Dynamik“ immerhin 85 Punkte. Insofern gibt es beim Fahren keinen Grund, den Skoda Octavia Combi ernsthaft zu kritisieren.

Der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT kann sich sehen lassen
Der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT kann sich sehen lassen. (Foto: Karla Schwede)

Auch bei den Assistenzsystemen ist der Skoda Octavia Combi auf der Höhe der Zeit!

Grundlage des Skoda Octavia Combi ist der Modulare Querbaukasten des VW-Konzerns. Zu diesem „Baukasten“ für Autoentwickler gehören auch zahlreiche Assistenzsysteme. Skoda darf dabei aus dem Vollen schöpfen. Neben dem ESP sind auch ein Abstands- und Kollisionswarner sowie ein City-Notbremssystem serienmäßig an Bord. Wer will, der kann für seinen Octavia unter anderem auch einen Querverkehrswarner, einen Abstandsregeltempomat, eine Verkehrszeichenerkennung oder einen Spurhalte-Assistenten ordern. 

Auch wenn – natürlich – nicht alle denkbaren Sicherheitsfeatures serienmäßig an Bord sind, ist der Octavia damit bei den Assistenzsystemen absolut auf der Höhe der Zeit. Kein Wunder, dass der Skoda im Bereich „Sicherheit“ in unserer Indexwertung auf die volle Punktzahl kommt. Zumal auch die passiven Sicherheitssysteme überzeugen. Denn serienmäßig verfügt der Octavia über Front- und Seitenairbags für Fahrer und Beifahrer sowie durchgehende Kopfairbags. Als Extra sind auch Seitenairbags für die Passagiere in der zweiten Reihe erhältlich.

Der Innenraum des Skoda Octavia Combi kann sich sehen lassen!

Die Verarbeitungsqualität des Skoda Octavia Combi ist ausgesprochen gut. Im Testwagen klappert nichts, die Materialien machen einen guten Eindruck. Ob der Bereich der Klimaanlage zwingend mit einem schwarzen Klavierlack glänzen muss, ist am Ende eine Geschmacksfrage. Das Gleiche gilt für die hellen Sitze, die die Presseabteilung von Skoda ihrem Testwagen spendiert hat. Ich würde den Innenrauem bei meinem Octavia sicher nicht so einkleiden.

Gut gefallen hat mir die Variabilität des Kofferraums. Bereits im Normalfall, wenn die Kofferraumabdeckung geschlossen ist, fasst das Octavia-Gepäckabteil mehr als 500 Liter. Bei umgeklappten Rücksitzen lassen sich bis unters Dach sogar 1.605 Liter Gepäckvolumen verstauen. Wo auch dank des flexiblen Systems zur Ladungssicherung auch bei geringerer Zuladung nichts ungesichert durch den Kofferraum fliegen muss.

Nicht ganz zu verstehen ist, dass der vollständig umklappbare Beifahrersitz nur in einer der vier angebotenen Ausstattungsvarianten zur Verfügung steht. Ausgerechnet in den höhenwertigen Versionen Style und L&K bietet Skoda dieses praktische Feature nicht an. Ähnlich unverständlich ist, warum ein Hersteller, dessen Slogan „Simply Clever“ lautet, einen Aufpreis für einen Hebel verlangt, der das Umlegen der Rücksitze vom Kofferraum aus ermöglicht.

Fazit zum Skoda Octavia Combi Combi 1.5 TSI ACT

Die ausführliche Probefahrt mit dem Kombi aus Mladá Boleslav zeigt deutlich, warum der Octavia das Erfolgsmodell der Marke Skoda ist. Denn der Tscheche gibt sich im Test praktisch keine Schwächen. Die Verarbeitungsqualität ist ausgesprochen gut. Der Innenraum macht – zumindest auf den Vordersitzen – einen wertigen Eindruck. Auf der Rückbank fällt das Urteil dank des hier deutlich höheren Anteils von Hartplastik nicht ganz so überzeugend aus.

Der Einstieg in den Skoda Octavia mit dem 1,5-Liter-Motor mit Zylinderabschaltung und 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe erfordert ein Budget von mindestens 27.480 Euro. In Verbindung mit der Ausstattungsvariante Style des Testwagens sowie einigen Extras steigt der Preis schnell auf mehr als 30.000 Euro. Der Preis des Testwagens macht deutlich, dass Autos von Skoda keine billigen „Ost-Produkte“ sind. Auch in Mladá Boleslav gilt inzwischen, Gutes hat seinen Preis.

Zu den Pluspunkten zählt, dass die Fahrleistungen des 150 PS starken Benziner-Motors gut sind. Ein Testverbrauch von 6,8 Liter Benzin pro 100 Kilometer ist ein zeitgemäßes Ergebnis. Zumal an dieser Stelle jeder mit seinem eigenen Gasfuß bestimmen kann, ob sein Octavia im Alltag noch etwas weniger verbraucht. Denn der durchgeführte Versuch zeigte, dass sich der Kombi grundsätzlich auch genügsamer bewegen lässt. Damit ist der Skoda Octavia Combi 1.5 TSI ACT eine gute Wahl für die, die einen unauffälligen und praktischen Lademeister suchen.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!