Die Mehrzahl unser Autos fährt immer noch mit Hubkolbenmotoren. Zeitweise träumten die Entwickler von der Gasturbine im Auto.
Die Mehrzahl der Autos, die auf unseren Straßen unterwegs sind, treibt ein Verbrenner an. Egal ob der Verbrennungsprozess dabei seine Energie aus Benzin- oder Diesel-Kraftstoff bezieht, sind Hubkolbenmotoren der Standard. Das Prinzip eines rotierenden Kolbens, das Felix Wankel ersann, schaffte es nur zeitweise auf die Straße. Im Moment gibt es keinen Neuwagen, den ein Wankelmotor antreibt. Wobei der seidenweise Lauf eines Wankel schon begeistern kann. Zeitweise träumten die Entwickler auch von der Gasturbine im Auto.
Autos mit Gasturbine (Auswahl)
- 1950 Rover JET 1 (Prototyp bei Rover)
- 1952 Rover T2 (Prototyp bei Rover)
- 1952 SOCEMA GRÉGOIRE (Prototyp bei Hotchkiss et Cie)
- 1954 FIAT Turbina (Geschwindigkeitsweltrekordfahrzeug)
- 1954 Plymouth Sportcoupé (Versuchsträger bei Chrysler)
- 1955 Ford Thunderbird mit Gasturbine von Boeing (Prototyp)
- 1956 Rover T3 (Prototyp bei Rover)
- 1959 Rover T4 (Studie des Rover P6)
- 1963 Chrysler Turbine Car (Feldversuch mit Privatkunden)
- 1963 Rover-B.R.M. Type 00 (Le Mans Prototyp – Start 1963 und 1965)
- 1964 Ford Experimental Gas Turbine Truck „Big Red“
- 1967 STP-Paxton Turbocar (Indy-Rennwagen)
- 1968 Lotus 56 (Indy-Rennwagen)
- 1968 Shelby Turbine Indy Car (Indy-Rennwagen)
- 1968 Howmet TX (Sportprototyp)
- 1977 Toyota Sports 800 GT (Studie auf der Tokyo Motor Show)
Denn als die Gasturbine im Flugzeugbau die dort genutzten hochentwickelten Hubkolbenmotoren innerhalb kurzer Zeit verdrängte, dachten auch Autohersteller über die Turbine nach. Große Teile der Autoindustrie forschten, ob die Turbine auch im Auto funktionieren kann.
Einige (damals) bedeutende Hersteller sahen in der Gasturbine tatsächlich den perfekten Auto-Motor. Ab Ende der 1940er-Jahre arbeiten Rover und Fiat intensiv am Thema Gasturbine im Auto. Später folgten auch Austin, Chrysler, Ford, Renault und Toyota. Ford baute sogar einen Lkw mit Gasturbine. Dazu gab es einige Motorsport-Projekte mit Turbinen-Antrieb.
Doch am Ende entschied sich kein Hersteller, in der Serie eine Gasturbine im Auto einzusetzen. Denn Turbinen sind durstig und laut. Ihr Abgas ist sehr heiß und enthält viele Stickoxide (NOx). So blieb die Turbine im Auto nur der Traum einiger Entwickler. Wobei praktisch alle Autofahrer, die jemals mit einer Gasturbine im Auto unterwegs waren, ihren seidenweichen Lauf loben.
Dazu kommt der Vorteil, dass die Mehrzahl der Turbinen mit unterschiedlichen Kraftstoffen laufen. Als sogenannte Alles-Verbrenner oder Vielstoff-Motoren lassen sie sich nicht nur mit Kerosin, sondern auch mit Diesel, bleifreiem Benzin, JP-4-Flugzeugtreibstoff oder Pflanzenöl betreiben. Der Legende nach funktionierte bei einem Feldtest von Chrysler sogar Tequila als Treibstoff. Bei diesem Feldtest mit 55 Exemplaren des Chrysler Turbine Car war die Gasturbine der Serie schon nahe. Doch trotz positiver Ergebnisse entschied sich auch Chrysler nicht für eine Serienfertigung.
Gasturbinen-Pionier Rover präsentierte 1959 mit dem Rover T4 mit Turbine einen Prototyp des Rover P6. Das optisch kaum noch veränderte Serienmodell P6 bekam zunächst einen Vierzylinder. Der Grund war einfach. Rover war damals wirtschaftlich schwer angeschlagen. Die für eine Serienproduktion der teuren Turbinen notwendigen Investitionen hätten den Autobauer überfordert. Nach dem Verlust der Unabhängigkeit an Leyland verschwanden die Turbinen-Pläne der Briten endgültig in der Schublade. So blieb die Gasturbine im Auto ein Antrieb, der nie die Serienreife erlangte.
Was gibt es bei AutoNatives.de über die Gasturbine?
Bisher veröffentlichten wir hier im Auto-Blog für echte Auto-Natives folgende Projekte zum Thema Gasturbine im Auto:
Veröffentlicht in: Gasturbine
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