FIAT Turbina – Weltrekordler ohne Rekordfahrt

Auch FIAT arbeitete daran, die Gasturbine im Auto einzusetzen. Dabei entstand der aufregende FIAT Turbina. – Foto: Fiat

Im FIAT-Reich der Familie Agnelli entstanden auch Flugzeuge. Da war der FIAT Turbina fast schon die logische Folge. Der wunderschöne Sportwagen verband das Know how beider Firmensparten. Auch wenn dem wunderschönen FIAT Turbina keine keine Rekordfahrt vergönnt war, sicherte sich FIAT mit dem Turbina einen Weltrekord.

FIAT Turbina, Heckansicht
Auch FIAT arbeitete daran, die Gasturbine im Auto einzusetzen. Dabei entstand der aufregende FIAT Turbina. (Foto: FIAT)

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg suchte die Autoindustrie den Antrieb von Morgen. Rover setzte die Idee, eine Gasturbine im Auto als Motor zu nutzen, als erstes Unternehmen um. Das inspirierte offenbar auch die Techniker bei Fiat, denn bereits 1948 begann die technische Entwicklungsabteilung mit der Arbeit an einem Auto mit Gasturbine. Die Projektleitung lag bei Dante Giacosa. Denn der „Vater“ des Fiat 500 Topolino entwickelte vor dem italienischen Volkswagen bei FIAT Flugzeugmotoren. Daher wusste der geniale Techniker, wie Strahltriebwerke und Propellerturbinen im Flugzeugbau die Kolbenmotoren innerhalb weniger Jahre fast völlig verdrängten.

FIAT baute eine eigene Gasturbine

Professor Giacosa war von Anfang an klar, dass „sein“ Gasturbinenfahrzeug eine eigene Gasturbine benötigt. Nun hatte die Luftfahrtsparte von FIAT damals durchaus Turbinen im Angebot. Doch das waren Lizenzbauten des britischen de Havilland Ghost Triebwerks. Das fand vor den Augen des Professors keine Gnade. So entwickelte das Team rund um den ehemaligen Flugzeug-Motoren-Entwickler eine eigene Turbine. Wobei es sicher auch darum ging, Knowhow zu sichern. Denn Giacosa hielt den Motorenbau für eine Kernkompetenz eines Autobauers. Hätte sich die Gasturbine durchgesetzt, so wäre in seinen Augen die Nutzung eines Lizenzbaus undenkbar gewesen.

Fiat Turbine im FIAT Turbina
FIAT baute für den Prototyp sogar eine eigene Gasturbine. (Foto: FIAT)

Zudem sah der karrierebewusste Entwickler in der Entwicklung einer eigenen Turbine wohl auch eine Möglichkeit, sich innerhalb des FIAT-Konzerns zu profilieren. Dafür spricht auch die Geheimniskrämerei, die Dante Giacosa rund um das Projekt Fiat 8001 betrieb. Denn neben ihm selbst waren zunächst nur die Entwickler Oscar Montabone und Vittorio Bellicardi in das Projekt eingebunden. Im Herbst 1950, nach gut zwei Jahren Arbeit, lief die speziell für den Einsatz im Auto konstruierte Turbine erstmals im Test. Ihre zweistufige Wellenturbine verfügt über drei Brennkammern und einen zweistufigen Kompressor. Für Kraftabgabe sahen die Entwickler eine einstufige Getriebereduktion vor.

Fiat 8V (1952-1954)
Der FIAt 8V war der letzte Fiat mit V8-Motor. Viele Teile des Turbina stammten von dem Sportwagen.

300 PS erzeugt die Turbine bei 22.000 Umdrehungen pro Minuten. Damit lag der Antrieb auf dem Niveau damaliger Supersportwagen wie dem Ferrari 342 America. Nach dem erfolgreichen Testlauf der selbstentwickelten Turbine baute das Entwicklerteam für seine Turbine das passende Auto. Inzwischen unterstützen die FIAT-Geschäftsführer Gaudenzio Bono und Vittorio Valletta das Projekt. Denn auf Dauer ließen sich die Kosten für die Entwicklung wohl nicht im Etat der Entwicklungsabteilung verstecken. Die Unterstützung von oben ermöglichte, dass das Turbinenfahrzeug die modernen Einzelradaufhängungen und weitere Komponenten des Fiat 8V, dem letzten V8-Sportwagen von Fiat erbte.

Weltrekord-Stromlinie für den FIAT Turbina

Über die Technik spannten die Entwickler eine stromlinienförmige Karosserie. Mit einem Luftwiderstandsbeiwert von 0,14 setzte sie einen automobilen Bestwert, der 30 Jahre Bestand haben sollte. Am 10. April 1954 war das Fahrzeug fertig. Vier Tage später drehte es auf der legendären Teststrecke auf dem Dach der Fabrik in Lingotto seine ersten Runden. Aus Sicherheitsgründen rüsteten die Verantwortlichen Testfahrer Carlo Salamano mit einem Fallschirm aus. Doch das erwies sich unbegründet. Denn der FIAT Turbina absolvierte den ersten Test ohne größere Probleme. Daraufhin lud FIAT gut zwei Wochen später die Öffentlichkeit zur Präsentation des Fahrzeugs ein.

FIAT Turbina, Frontansicht
Das Karosseriekleid des Fiat Turbina war aufregend und windschnittig. Es dauerte fast 30 Jahre, bis ein Auto die cw-Wert Bestmarke des Fiat unterbot. (Foto: FIAT)

Nach einer statischen Vorstellung im Rotary Club von Turin ließ FIAT den Turbina zwei Tage später auch am Flughafen von Turin fahren. Bereits bei dieser Gelegenheit erreichte Testpilot Salamano ein Tempo von fast 200 Kilometern pro Stunde. In den kommenden Jahren arbeiteten die Entwickler weiter an dem Fahrzeug und der Turbine. Es gab Tests in Monza und auf anderen Strecken. Dabei erreichte Fiat Geschwindigkeiten von rund 250 Kilometern pro Stunde. Trotzdem verzichtete Fiat darauf, zu offiziellen Rekordfahrten anzutreten. Denn Renault hatte inzwischen mit dem „Etoile Filante“ die Rekorde von Rover pulverisiert. Daher stellte FIAT die Arbeiten am Turbina 1956 ein. Fiat überlies den FIAT Turbina nach dem Projektende dem Museo Nazionale dell’Automobile


Heute gehört der FIAT Turbina zur Sammlung des Museo Nazionale dell’Automobile (MAUTO). Fiat überlies den Prototypen dem Museum bereits kurz nach Einstellung des Projekts. Im Februar 2022 durfte die Larusmiani-Boutique in Mailand den FIAT Turbina ausstellen.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!