Auto-Erinnerungen

13. November 1953 – der erste SEAT läuft vom Band

Die Autoindustrie in Spanien bleibt lange hinter der Entwicklung in Frankreich oder Deutschland zurück. Vor dem Zweiten Weltkrieg schafft es nur Hispano-Suiza zu Weltruhm. Doch in den 1950er-Jahren entsteht endlich auch in Spanien ein Autobauer. Heute vor 64 Jahren läuft in Barcelona der erste SEAT vom Band.

Mit dem Bau des ersten Autos bei SEAT endet ein langer Vorlauf. Ursprünglich startete der Autobau in Barcelona bereits 1898 mit der Gründung der Compañía General Española de Coches Automóviles Emilio de la Cuadra. Doch La Cuadra ging bereits nach drei Jahren das Geld aus. Aus der Insolvenymasse entstand J. Castro Sociedad en Comandita, Fábrica Hispano-Suiza de Automóviles. Schon 1904 wurde aus diesem Unternehmen der Autobauer Hispano-Suiza, Fabrica de automoviles S.A.

Die Namensgebung Hispano für Spanien und Suiza für die Schweiz brachte die Verbindung des spanischen Kapitals mit schweizerischem Erfindergeist zum Ausdruck. Denn verantwortlich für die Technik aller damaligen Autobauer in Barcelona war der Schweizer Marc Birkigt. Der Ingenieur Birkigt verewigte sich in den Analen des Automobilbaus unter anderem als Erfinder der Kardanwelle. Bei Hispano-Suiza konstruierte Birkigt sündhaft teure Luxusfahrzeuge.

Weil der junge und motorbegeisterte König von Spanien Alfonso XIII. das Unternehmen förderte, trug das Spitzenmodell des Unternehmens den Namen Hispano-Suiza 15T Alfonso XIII. Während des Ersten Weltkriegs diversifizierte das Unternehmen seine Produktpalette. Neben Autos entstanden Flugmotoren und Waffen. Zudem entstanden Zweigwerke in Frankreich. Doch mit dem Beginn des Spanischen Bürgerkriegs ließ die spanische Regierung 1936 die Automobilproduktion bei Hispano-Suiza herunterfahren.

Hispano-Suiza gründet den SEAT-Vorläufer S.I.A.T.

Trotzdem gründete Hispano-Suiza 1940 zusammen mit der Banco Urquijo und einer Gruppe anderer spanischer Firmen die Sociedad Ibérica de Automóviles de Turismo (S.I.A.T.). Ähnlich wie das Regime in Deutschland die Bevölkerung mit dem (späteren) Volkswagen lockte, sollte auch S.I.A.T. die spanische Gesellschaft motorisieren. Doch auch im formal neutralen Spanien verhinderte der Zweite Weltkrieg die Umsetzung der Pläne.

Hispano-Suiza konzentriert sich auf Anweisung der Regierung auf den Bau von Lastwagen. Nur mit dem Sportwagen Pegaso Z 102 feiert das Unternehmen später ein kurzes Comeback als Autobauer. 1945 wird das Unternehmen sogar verstaatlicht. Damit ist der spanische Staat auch Inhaber der S.I.A.T. Am 9. Mai 1950 wird aus der S.I.A.T. die Sociedad Española de Automóviles de Turismo, S.A. („Spanische Gesellschaft für Pkw“), der heutige Autohersteller SEAT.

Aus S.I.A.T.wird SEAT

Drei Jahre nach der Unternehmensgründung rollt der erste SEAT aus den Montagelinien in Barcelonas Freihandelszone (Zona Franca). Der SEAT 1400 genannte Wagen basiert auf Completely Knocked Down Bausätzen von Fiat. Trotzdem ist der erste SEAT ist ein elegantes, luxuriöses und zu seiner Zeit modernes Auto. Denn die Gestaltung der Karosserie orientiert sich an den amerikanischen Fahrzeugen jener Zeit. Erste Kunden sind Behörden und Taxifahrer.

Um den Absatz zu fördern, beendet die spanische Regierung die bisherige Benzinrationierung. Eine Maßnahme, zunächst symbolischer Natur ist. Denn beim Produktionsstart bauen die 925 Mitarbeiter des Unternehmens fünf Autos pro Tag. Mit einem Preis von 121.875 Peseten ist der SEAT 1400 kein billiges Auto. Denn der Preis entspricht umgerechnet heute einer Kaufkraft von deutlich mehr als 40.000 Euro. Ende 1954 hat SEAT 945 Exemplare des SEAT 1400 gebaut und verkauft.

Beim Automobilsalon von Barcelona stellte SEAT das Modell erstmals öffentlich vor. Die Reaktion sind 10.000 Bestellungen. SEAT reagiert mit einer Erweiterung des Produktionsvolumens. 1955 nähert sich die Jahresproduktion bereits der 3.000er Marke. Zudem stammen jetzt praktisch alle Komponenten aus Spanien. Schon ein Jahr später steigt die Jahresproduktion schon auf 7.000 Exemplare. 1957 entstehen sogar 10.000 Exemplare. Im gleichen Jahr stellt SEAT dem 1400er den kleinen SEAT 600 zur Seite.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!