Scheiden tut weh – oder wie ich meinen Audi A3 nach 14 Jahren verkaufte

Wer wirklich über Autos bloggt, der erzählt auch persönliche Geschichten. Der Abschied von meinem Audi A3 gehört in diese Kategorie. Denn nicht nur mehr 300.000 Kilometer verbinden uns, sondern auch viele Erinnerungen. Schließlich sind 14 Jahre eine lange Zeit. Dazu kommt noch der Ärger, dass ich den Audi eigentlich gar nicht verkaufen wollte. Doch die Einführung der Feinstaubplaketten führte jetzt zur Trennung. Der Schmerz beint, der Verkauf meines Autos fühlt sich wie eine Enteignung an.

Mein Audi A3 – unsere Wege trennten sich nach 14 Jahren und 330.000 Kilometern.
Mein Audi A3 – unsere Wege trennten sich nach 14 Jahren und 330.000 Kilometern.

Als ich mir im März 2000 einen neuen Audi A3 TDI kaufte, fühlte ich mich angekommen. Nach Ausbildung und Studium war ich seit einem Jahr bei meinem heutigen Arbeitgeber beschäftigt. Den Weg zur Arbeit legte ich mit meinem 1993’er VW Golf zurück. Den kaufte mir mein Vater zum Studienbeginn. Der Golf hatte mich sieben Jahre begleitet, der Tacho zeigte auch schon fast 180.000 Kilometer an. Die ich übrigens mit 60 PS Leistung zurücklegte. Das ging, aber mir nach dem Einstieg ins Berufsleben aber immer weniger Spaß.

Der Kauf des Audi A3 war Zufall!

Da ich damals relativ viel geschäftlich unterwegs war, entstand der Wunsch nach mehr Leistung und mehr Komfort. Praktischerweise war ein guter Freund meines Vaters damals VW- und Audi-Händler. Und so fuhr ich mit meinem Golf an einem Freitag in den Norden, um am Montag mit einem neuen Audi A3 zurück ins Ruhrgebiet zu fahren. Die Wahl des Autos war mehr oder minder Zufall. Beim Händler standen mehrere Fahrzeuge rum, die ich mir hätte leisten können. Die Wahl fiel schließlich auf einen Audi A3 TDI mit 110PS.

Den hatte eigentlich ein damaliger Bundesligafußballer für seine Freundin bestellt. Doch bei Lieferung wollte sie den Wagen nicht. Die echte Vollausstattung, zu der auch die Kombination Sportfahrwerk und Automatik gehörte, missfiel der Dame. Da mein Vater beim Arbeitgeber des Spielers die Kasse führte, löste die Vermittlung des Wagens nicht zugelassenen Wagens an mich mehrere Probleme. Praktischerweise kümmerte sich der Händler auch um meinen Golf. Später hörte ich, dass er den Golf nach Estland exportierte.


Im Laufe der Jahre wuchsen wir zusammen!

So begleitete der Audi die Gründung meiner Familie. Damit hieß es, neben dem Urlaubsgepäck auch noch einen Kinderwagen in den Kofferraum zu laden. Wenn ich heute daran zurückdenke, dann kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie das einmal gepasst hat. Hat es aber! Wir pendelten jährlich vier bis fünfmal zwischen dem Ruhrgebiet und West-Frankreich – wo meine Schwiegereltern zeitweise leben – hin und her. Schon nach gut einem Jahr standen 25.000 Kilometer auf dem Tacho. Mein Sohn, der wenige Monate nach dem Kauf des Autos das Licht der Welt erblickte, nahm die Rückbank mit einem Kindersitz in Beschlag. Als der Kindersitz auszog, rüsteten wir eine Anhängerkupplung nach, um den Anhänger für das Kart des Juniors ziehen zu können. Und vor gut einem Jahr drehte mein Sohn mit dem Audi seine ersten Runden am Lenkrad eines Autos.

Für diese Fahrstunden auf dem Gelände unseres Motorsport-Vereins stellte ich den Hebel der Automatik auf die Stufe “zwei”, um den Vortrieb zu begrenzen. So wedelte Junior – dem Sportfahrwerk sei Dank – mit dem Audi A3 durch den Slalom-Parcours. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte das ewig so weitergehen können. Zumal der Audi außer einem regelmäßigen Service genügsam war. Nach gut einem Jahr war ein Sensor defekt. Der signalisierte fehlenden Öldruck – zuverlässig bei der gleichen Drehzahl. Deshalb fiel es leicht, den Sensor zu identifizieren. Später blieb manchmal ein Relais hängen. Das verhinderte den Start des warmen Autos. Beide Ersatzteile kosteten zusammen keine 100 Euro – und etwas Mühe die Fehler zu identifizieren. Ansonsten gab es regelmäßig neues Öl sowie Bremsflüssigkeit und ab und an auch neue Bremsklötze.

Der Verkauf meines Autos war schwer!

Zweimal wechselte ich die Bremsscheiben. Das machte ich alles selbst; nur für den Wechsel des Zahnriemens vertraute ich den Audi A3 einer Werkstatt an. Dabei ging fast was schief, die Werkstatt machte einen Fehler und musste den Audi A3 einen Tag länger in ihrer Obhut halten. Es war einer der wenigen Aufenthalte in einer fremden Werkstatt, den der Audi A3 in seiner Zeit bei mir erdulden musste. Einmal rief auch das Werk den Audi wegen seiner Gurtschlösser zurück in die Werkstatt. 2011 Jahren brach ein Motorhalter. Was den TÜV nicht davon abhielt, den Audi trotzdem mit einer neuen Plakette zu versehen. Ein Loch im Leder ging auf meine Kappe. Ich hatte beim Einsteigen einen Schraubenzieher in der Hosentasche vergessen. Bis heute ist der Audi immer noch mit dem ersten Auspuff unterwegs.

Und natürlich gab es zwischendurch auch neue Reifen. Wobei am Besten die Erstausstattung von Michelin war. Die hätte ich wieder kaufen sollen. Aber das ist ein anderes Thema. In diesem Sommer wurde das Ruhrgebiet zur grünen Zone. Nur noch Auto mit entsprechender Plakette dürfen hier noch unterwegs sein. Das war das Aus für den Audi. Denn der lief im Frühjahr 1999 vom Band. Er stand – nach der Verweigerung der Abnahme durch den Profifussballer – fast ein Jahr auf dem Hof des VW- und Audi-Händlers. Deshalb bekam er zunächst nur eine rote Plakette. Wäre er wenige Wochen jünger, hätte er von Anfang an eine gelbe Plakette bekommen. Die gab es erst, als ich einen Dieselpartikelfilter – sein zweiter Werkstattaufenthalt, den habe ich eben vergessen – nachrüstete. Das verlängerte unser Zusammensein um einige Zeit.

So fühlt sich eine Enteignung an!

Doch da kein weiteres Update möglich war, um auf eine grüne Plakette zu kommen, ist der Weiterbetrieb hier im Ruhrgebiet nun nicht mehr sinnvoll. Schon im Sommer meldete ich den Audi ab, parkte ihn zunächst in meiner Werkstatt. In der jüngsten Zeit hatte ich einige Karten von Aufkäufern gesammelt. Doch irgendwie hatte ich keine Lust auf eine Auseinandersetzung mit diesen Typen. Auch eine Annonce bei Mobile und AutoScout oder gar eine Versteigerung bei ebay sagten mir nicht zu. Das erschien mir alles viel zu zeitaufwendig und zu nervig. Als ich vor ein paar Jahren einen Mini auf diesem Weg verkaufte, stand das Telefon tagelang nicht still. Und keines dieser Telefonate erschien mir zielführend. Das war alles geraubte Lebenszeit. Schließlich entschied ich mich für einen anderen Weg, zum Verkauf meines Autos.

Im Internet fand ich eine Plattform, die mit einer kostenlosen Bewertung und dem schnellen Ankauf des Autos wirbt. So ein digitaler Verkauf meines Autos gefällt einem Digital- und Auto-Native wie mir! Deshalb musste ich das ausprobieren und wurde nicht enttäuscht. Das Prinzip funktioniert wie folgt. Für den angestrebten Verkauf meines Autos stellte ich meinen Audi A3 im System ein. Schon dabei erhielt ich einen Richtpreis als erste Orientierung. Der genannte Preis für den Verkauf meines Autos lag im Fall meines Audi A3 immerhin noch bei gut 1.600 Euro. Einer der Kartenverteiler bot mir im vergangenen Jahr ungefragt bei einem Ampelstopp dreist 250 Euro für den Verkauf meines Autos. Im zweiten Schritt brachte ich den Audi – auf dem Hänger – zum Stützpunkt der Plattform der Aufkäufer. Praktischerweise befand sich einer dieser Stützpunkte im östlichen Essen, weniger als zehn Kilometer von meiner Werkstatt entfernt.

Dort lieferte ich meinen langjährigen Weggefährten ab, um nach 20 Minuten tatsächlich fast mit dem Richtpreis nach Hause zu fahren. Nun – nach dem Verkauf meines Autos – bleiben nur noch die Erinnerungen. Mach es gut alter Kamerad!


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Mein Audi A3 – unsere Wege trennten sich nach 14 Jahren und 330.000 Kilometern.

Foto: Tom Schwede

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

Ein Kommentar

  1. Hanspeter Farell
    10. Februar 2021

    Der A3 in unserer Firma steht mehr in Werkstatt als er fährt, Bremsflüssigkeit niedrig angezeigt, obwohl voller Behälter, Motormanagement zeigt permanent Probleme an und weist in die Werkstatt, Batterietausch weil angeblich Spannungsprobleme. Wenn er fährt, dann allerdings gut wie im Bericht beschrieben.

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