Fahrberichte: Volkswagen

Test: Wie fährt sich der neue VW Polo 1.0 TSI (2017)?

Ende September steht die sechste Generation des VW Polo bei den Volkswagen Händlern. Ich war mit dem neuen Polo bereits vorher auf Probefahrt. Dabei bin ich der Frage nachgegangen, wie sich der 95 PS starke neue VW Polo 1.0 TSI fährt?

Unterwegs im VW Polo 1.0 TSI, 2017
Unser Autor Tom Schwede unterwegs im VW Polo 1.0 TSI der Generation 2017
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Als erster Kleinwagen der Marke Volkswagen basiert der neue Polo auf dem sogenannten Modularen Querbaukasten (MQB) des Konzerns. Das macht die sechste Polo-Generation mehr denn je zum kleinen Bruder des großen Golf. Schon im Vorfeld der Probefahrt musste ich deshalb an eine Filmreihe der 1990er-Jahre denken. Nach „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ und „Liebling, jetzt haben wir uns geschrumpft“ heißt es nun wohl: Sie haben den Golf geschrumpft!


Tipp: Inzwischen waren wir auch mit dem 2017er VW Polo GTI 2,0 l TSI unterwegs.


Tatsächlich profitiert der neue VW Polo von seiner Verwandtschaft. Denn dank des MQB zieht unter anderem das Umfeldbeobachtungssystem Front Assist mit City-Notbremsfunktion und Fußgängererkennung sowie die Multikollisionsbremse serienmäßig in den Polo ein. Dazu gibt es auf Wunsch den Kleinwagen auch mit Spurwechsel- und Ausparkassistenten oder einer automatischen Distanzregelung.

VW Polo 1.0 TSI und ein Leuchtturm
Der neue VW Polo 1.0 TSI ist ein Leuchtturm seiner Klasse – daher ist der Leuchtturm Neuland natürlich ein gutes Motiv.

Dazu gibt es im Polo jetzt auch Extras wie LED-Scheinwerfer oder ein digitales Cockpit. Wobei im Falle der digitalen Instrumente im Polo die zweite Generation des sogenannten Active Info Displays Weltpremiere feiert. Im Vergleich zum Vorgänger hat VWs die Pixeldichte (jetzt 133 dpi) sowie die Helligkeit und den Kontrast des Displays erhöht. Auch wenn ich das Display bei der Probefahrt noch nicht in Augenschein nehmen konnte, nach Kleinwagen klingt das alles nicht.

Wie kann ich im neuen VW Polo sitzen?

Der erste Polo von 1975 war noch ein echter Kleinwagen. Der Zwilling des Audi 50 war 3,51 lang, 1,56 breit und 700 Kilogramm leicht. Im Laufe der Zeit strebte der Polo langsam der Vier-Meter-Grenze, die traditionell die Kleinwagen von der Kompaktklasse trennt, entgegen. Mit der jetzt präsentierten sechsten Generation überschreitet der Polo diese Grenze erstmals um fünf Zentimeter. Gleichzeitig wuchs der Polo seit dem Debüt vor 42 Jahren um satte 19 Zentimeter in die Breite.

Der Zuwachs kommt besonders den Insassen zugute. Trotz meines mehr als zwei Meter langen Körpers finde ich im neuen Polo eine ausgesprochen gute Sitzposition. Die Instrumente liegen gut im Blick, alle Bedienelemente sind gut erreichbar. Das gelingt mir auch im Jahr 2017 längst nicht in allen Kleinwagen so komfortabel. Und das ist überhaupt kein Vergleich zur ersten Generation des Polo, den ich vor zwei Jahren bei der Sachsen Classic ein ganzes Wochenende bewegen konnte.

Welche Motoren sind im neuen Polo lieferbar?

Den Schwerpunkt der Motorenpalette bilden Benzinmotoren. Zum Start bietet Volkswagen drei Benziner an. Alle drei schöpfen ihre Kraft aus einem Hubraum von einem Liter. Der Einsteiger-Polo verfügt über 55 PS und saugt seine Kraftstoffgemisch selbstständig an. Daneben gibt es noch einen 75 PS starken Sauger. Interessant, dass beide Saugmotoren ein maximales Drehmoment von 95 Newtonmeter auf ihre Kurbelwelle stemmen.

Das dritte Start-Aggregat leistet dank Turbolader und Direkteinspritzung schon 95 PS. Dieser Motor ist zurzeit der Einzige, der zurzeit optional auch mit dem Doppelkupplungsgetriebe lieferbar ist. Einen Fahreindruck des automatisch schaltenden VW Polo 1.0 TSI mit Doppelkupplungsgetriebe gibt es bei Matthias von Motoreport. In den kommenden Monaten folgen sechs weitere Motoren. Zunächst ziehen zwei Benziner mit 115 und 150 PS in den Polo ein. Wobei der 115 PS starke Motor ein weiterer Dreizylinder ist. Der 150-PS-Motor ist der bekannte 1,5-Liter-Motor mit Zylinderabschaltung.


Übersicht der im neuen Polo angebotenen Motoren

Erdgas

  • 1.0 TGI, 66 kW / 90 PS, Dreizylinder, 5-Gang-Getriebe

Benziner

  • 1.0 MPI, 48 kW / 65 PS, Dreizylinder, 5-Gang-Getriebe
  • 1.0 MPI, 55 kW / 75 PS, Dreizylinder, 5-Gang-Getriebe
  • 1.0 TSI, 70 kW / 95 PS, Dreizylinder, 5-Gang-Getriebe oder 7-Gang-DSG
  • 1.0 TSI, 85 kW / 115 PS, Dreizylinder, 6-Gang-Getriebe oder 7-Gang-DSG
  • 1.5 TSI ACT, 110 kW / 150 PS, Vierzylinder, 6-Gang-Getriebe oder 7-Gang-DSG
  • 2.0 TSI, 147 kW / 200 PS, Vierzylinder, 6-Gang-Getriebe oder 6-Gang-DSG

Diesel

  • 1.6 TDI, 59 kW / 80 PS, Vierzylinder, 5-Gang-Getriebe
  • 1.6 TDI, 70 kW / 95 PS, Vierzylinder, 5-Gang-Getriebe oder 7-Gang-DSG

Bis zum Jahresende folgen dann noch zwei Dieselmotoren (80PS und 95 PS mit jeweils 1,6 Liter Hubraum). Daneben wird es auch von der sechsten Generation des Polo wieder einen 200 PS starken Polo GTI geben. Gespannt bin ich zudem auf den angekündigten Polo 1.0 TGI mit einem 90 PS starken Erdgasmotor. Damit ist erstmal auch im Polo ein Motor lieferbar, der – mit synthetischem Erdgas – ein CO2-neutrales Fortkommen ermöglicht.

Das Motorenprogramm ist übrigens keine Reaktion auf die unsägliche Diesel-Diskussion. Denn schon in der Vergangenheit lag der Anteil der Selbstzünder im Polo nur bei moderaten 20 Prozent. Die Vielfahrer in den Firmenflotten, die typischerweise zum Diesel greifen, fahren offensichtlich nicht Kleinwagen. Dabei macht der neue Polo, wie mein Test zeigte, auch auf der Autobahn eine gute Figur.

Wie fährt der 95 PS starke neue VW Polo TSI?

Ich war mit dem 95 PS starken Dreizylinder mit Turbolader und Direkteinspritzung unterwegs. Der Motor beschleunigt den Polo ohne Probleme bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 187 Kilometern pro Stunde. Erfreulich ist, dass die Kurbelwelle des Motors bei diesem Tempo nur knapp 4.200-mal in der Minute rotiert. Dadurch vermisse auch den fehlenden sechsten Gang nicht. Die lange Übersetzung des fünften Gangs des manuellen Schaltgetriebes sorgt dafür, dass es im Polo auch bei Höchstgeschwindigkeit ruhig bleibt.

Höchstgeschwindigkeit im VW Polo 1.0 TSI
Höchstgeschwindigkeit im VW Polo 1.0 TSI – bei 4.200 1/min erreicht der Polo seine Höchstgeschwindigkeit

Bei diesem positiven Eindruck unterstützen die breite Spur und die verwindungssteife Karosserie des Polo. Dadurch liegt der neue Polo auch bei Höchstgeschwindigkeit ruhig auf der Straße. Die Konstrukteure konnten dank des MQB die Karosseriesteifigkeit auf mehr als 18.000 Nm/° verbessern. Das ist ein Quantensprung. Das macht sich spürbar bemerkbar, obwohl der Vorgänger mit einer Karosseriesteifigkeit von guten 14.000Nm/° alles andere als eine weiche Lusche war.

Nach dem Ausflug auf die Autobahn und einer längeren Passage auf der B76 kehre ich in den dichten Hamburger Stadtverkehr zurück. Das ist der natürliche Lebensraum des Kleinwagens. Denn im Verkehrschaos an der Alster glänzt der Kleinwagen mit einer guten Übersichtlichkeit. Das 95 PS starke Aggregat unter der Motorhaube des Testwagens macht den Polo zu einem Stadtflitzer. Die leichtgängige und direkte Lenkung sorgt dafür, dass der Neue jederzeit gut dirigierbar bleibt.

Auch Kopfsteinpflaster oder schlechte Straßen bringen den Kleinwagen nicht aus der Ruhe. Selbst der manchmal raue Ton des Dreizylinders fällt nicht unangenehm auf. Insgesamt war ich mehr als 400 Kilometer mit dem Polo unterwegs. Jeweils ein Drittel davon auf der Autobahn, der Landstraße und in der Stadt. Am Ende liegt mein Durchschnittsverbrauch bei 6,4 Litern pro 100 Kilometer. Damit verpasse ich die Labormessung des Normzyklus deutlich – Vollgas kostet seinen Preis.

Fazit zum VW Polo 1.0 TSI:

Nach der Entscheidung für den Modularen Querbaukasten als konstruktive Grundlage starteten die Entwickler mit einem weißen Blatt. Der lange Radstand und die kurzen Überhänge der Karosserie sorgen für viel Platz im Innenraum. Besonders in der Breite sprengt der Polo die Grenzen seiner Klasse und rückt deutlich an die Kompaktklasse heran. Ich habe noch nie so komfortabel in einem Kleinwagen gesessen.

Etwas Augenwischerei ist der Einstiegspreis von 12.975 Euro. Denn wer den 65 PS starken Polo 1.0 MPI Trendline zu diesem Preis bestellt, der bekommt weder Fußmatten (Aufpreis 104 Euro) noch elektrische Fensterheber (Aufpreis 195 Euro). Zudem ist der Polo dann eine „graue Maus“. Denn mit Ausnahme der Standardfarbe „Uranograu“ kosten alle anderen Farben einen Aufpreis von mindestens 205 Euro.

Trotzdem gefällt mir der neue VW Polo, wenn unser Index das nicht ausdrückt. Denn unsere Wertung basiert stark auf den (gemessenen) Fahrleistungen. Da ist der Polo mit dem 1.0 TSI-Motor nominell nicht dynamisch genug. Trotzdem ist, wer viel in der Stadt unterwegs ist, mit dem Kleinwagen ziemlich gut bedient. Dazu steckt der Neue auch Ausflüge ins Umland oder längere Autobahn-Etappen locker weg. Das macht den Polo zu einem kompakten Allrounder. Offensichtlich war es eine gute Idee, den Golf zu schrumpfen.

Technische Daten des Testwagens

  • Typ: VW Polo 1.0 TSI
  • Motor: Dreizylinder-Ottomotor mit Turbolader und Direkteinspritzung
  • Emissionsklasse: Euro 6
  • Getriebe: 5-Gang-Getriebe
  • Hubraum: 999 ccm
  • max. Leistung: 90 PS (70 kW) bei 5.000 bis 5.500 1/min
  • max. Drehmoment: 175 Nm zwischen 2.000 und 3.500 1/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 187 km/h



Der neue Polo kommt Ende September zu den VW-Händlern. Der Einstiegspreis liegt in Deutschland bei 12.975 Euro. Dafür gibt es den 65 PS starken Dreizylinder-Sauger. Schon dieses Einstiegsmodell bietet serienmäßig vier Türen und ein Umfeldbeobachtungssystem mit City-Notbremsfunktion. Der 95 PS starke Polo startet bei 17.200 Euro. Das Sondermodell Polo beats, das ich testen konnte, kostet mit manuellem Fünfgang-Getriebe mindestens 19.075 Euro.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!