Meinung und Kommentar

In Dortmund kündigen Bauarbeiten ein neues Automuseum an: JP Performance baut die ehemalige Citroën-Niederlassung Dortmund um!

Wer im Dortmunder Osten auf dem Westfalendamm und der B1 unterwegs ist, der kennt die ehemalige Citroën-Niederlassung. Sie stand jetzt einige Zeit leer und es war nicht klar, was hier passiert. Doch inzwischen bezeugen zahlreiche am Gebäude montierte Logos, dass hier Jean Pierre Kraemer und JP Performance ihr Auto-Universum mit einem Museum erweitern. Der rührige Unternehmer folgt damit der Auto-Tradition im Ruhrgebiet.

Opel Manta aus dem Film „Manta, Manta“ - Der Film zeigt ein Ruhrgebiet, das schon vor JP Performance autobegeistert war.
Opel Manta aus dem Film „Manta, Manta“ – Der Film zeigt ein Ruhrgebiet, das schon vor JP Performance autobegeistert war. (Foto: S.I.H.A. Ausstellungen Promotion GmbH)

In Zeiten von Corona ist das Projekt von JP Performance ein mutiger und optimistischer Schritt. Er erweitert die lange Auto-Tradition des Ruhrgebiets um ein neues Kapitel. Ganz neu ist die Idee Automuseum im Pott nicht. Denn mit dem offenbar „PACE Automobil Museum“ genannten Museum bekommen Dortmund und das Ruhrgebiet bereits ihr zweites Automuseum. Im „Automobil-Museum-Dortmund“ im Stadtteil Wellinghofen ist seit vielen Jahren eine private Oldtimer-Sammlung öffentlich zugänglich. Zudem gibt es hier im Revier immer noch ein paar private Sammlungen, die unter Kennern zu den besten Deutschlands zählen. Auch wenn die ehemals legendäre Winkelmann-Sammlung inzwischen nicht mehr existiert.

Das Auto spielt für die Menschen im Ruhrgebiet offenbar seit jeher eine wichtige Rolle. Eine Entwicklung, die bereits direkt nach dem Zweiten Weltkrieg begann. Von den 1970er- bis zu den 1990er-Jahren erklomm sie ihren Hochpunkt. Während die Älteren in ihrer Freizeit weiter zum Fußball gingen, sich um ihre Tauben kümmerten oder Briefmarken sammelten, schraubte die Jugend am Auto. Vier eigene Räder waren für eine ganze Generation nicht nur Transportmittel, sondern auch Projektionsfläche für das eigene Bedürfnis nach Individualität. Wer nicht selbst schrauben konnte, der fand im Ruhrgebiet reichlich professionelle Hilfe!

Im Pott gab es auch vor JP Performance Tuner satt!

Denn im Pott sprangen zeitweise die Tuner und Motorsport-Teams wie Pilze aus dem Boden. Theo Decker tunte in Essen bereits VW Käfer, als das noch frisieren hieß. Was Decker für VW-Freunde war, wurde später Dieter Mantzel aus Oberhausen für Opel-Fahrer. Und für Freunde des Sterns entstand in Bottrop der Mercedes-Tuner Brabus, der bis heute zu den Großen im Geschäft zählt. Mit zeitweise mehr als 350 Mitarbeitern galt Brabus lange als der größte unabhängige Fahrzeugtuner der Welt. Die Liste lässt sich fast beliebig fortsetzen.

Postert aus Essen tunte Autos von Citroën, Peugeot und Toyota. In den 1970er-Jahren rockte BMW Faltz mit seinen Rennwagen sogar die Deutsche Rennsportmeisterschaft. Steppan Autosport aus Bottrop bot Kunststoffteile an, um Autos in einen komplett neuen Look zu bringen. Solche Umbauten funktionierten in den 1980er-Jahren genauso bei der S-Klasse von Mercedes wie einem VW Scirocco oder Opel Manta. Kein Wunder, dass der Film „Manta Manta“ im Ruhrgebiet spielt.

Das Epizentrum der Bewegung war lange Bochum!

In der von Herbert Grönemeyer trefflich besungenen Ruhrpott-Metropole ist D & Wzu Hause. D & W war lange der Hotspot einer automobilen Jugend. Legendär die jährlichen Tuningtreffen, die mehrere Zehntausend Menschen an die A40 lockten. Ein Verlag aus Herten schaffte es, mit seinem „Youngtimer Vestival“ auf einer alten Zeche in Herten zeitweise ähnlich viele Besucher wie D & W zu begeistern. Und auch die „Schönen Sterne“ locken – immerhin bis in die Gegenwart – viele Zuschauer nach Hattingen. Davon ist JP Performance noch weit entfernt.

Auch die Essen Motor Show zeigt, die Tuningszene im Pott eine lange Tradition hat. JP Performance ist da erst ein vergleichsweise junges Phänomen.
Auch die Essen Motor Show zeigt, die Tuningszene im Pott eine lange Tradition hat. JP Performance ist da erst ein vergleichsweise junges Phänomen. (Foto: Karla Schwede)

Trotzdem ist die Mehrzahl der Tuning-Firmen des Ruhrgebiets heute nur noch ein Link in die Vergangenheit. Die Firmen, die noch existieren, sind meist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Trotzdem gibt es auch im Ruhrgebiet noch eine Auto-Szene. Denn nachdem eine TV-Produktionsgesellschaft zwei Dortmunder Auto-Händler entdeckte, stiegen diese mit Hilfe ihrer TV-Sendung „Die PS-Profis“ zu neuen Stars der Szene auf, waren plötzlich Hoffnungsträger einer Region.

Die PS-Profis verstanden es, sich selbst zur Marke zu machen!

Was mit der gemeinsamen Firma „Five Star Performance“ einst in Dortmund begann, führte zu den getrennt operierenden Unternehmen „Sidney Industries“ und „JP Performance“. Wobei der zweitgenannte – zumindest von außen betrachtet – immer etwas die Nase vorn hat. Denn bereits jetzt betreibt Jean Pierre Kraemer im Dortmunder Osten zwei Betriebsstätten. Wobei es der Dortmunder bereits hier verstand, mit einem Burger-Restaurant die eigene Wertschöpfungskette geschickt zu verlängern. Mit dem neuen Museum dehnt Kraemer sein Wirken weiter aus!

Das verdient Respekt, zumal der Zeitpunkt unglücklich ist. Denn noch hält Corona die Welt im Atem. Museen und die Gastronomie leiden besonders stark unter den aktuellen Beschränkungen. Und Corona ist noch nicht am Ende. Unsere Gesellschaft steuert mit Hochdruck auf den nächsten Lockdown zu. Insofern wird spannend, wann JP Performance das neue Museum tatsächlich eröffnet. Mindestens genauso spannend wird, was Kraemer an der B1 präsentiert. Denn irgendwie klingt ein Museum ja immer nach Vergangenheit. Aber davon gibt es im Ruhrgebiet ja genug. Daher sind wir natürlich gespannt, was JP Performance in der alten Citroën-Niederlassung auf die Beine stellt!


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Der getunte Opel Manta aus dem Film „Manta, Manta“ ist typisch für die Tunings-Szene im Ruhrgebiet.

Foto: S.I.H.A. Ausstellungen Promotion GmbH

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Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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