Mit dem Arrows A7 begann beim Formel 1-Team Arrows Grand Prix International 1984 die Turbo-Ära. Nur bei 14 WM-Läufen trat das Team mit dem Arrows A7 an. Dann löste bereits ein Nachfolger den ersten Turbo-Boliden des Teams aus Milton Keynes ab.
Die Gründung von Arrows gehört zu den spannendsten Geschichten der Formel 1-Weltmeisterschaft. Denn das Team entstand als 1978 der Sponsor und wichtige Teammitglieder Shadow verließen, um sich selbständig zu machen. Doch aus dem Stand war kein eigenes Auto zu realisieren. Daher kopierten die Gründer Alan Rees, Jackie Oliver, Dave Wass und Tony Southgate das Auto ihres vorherigen Arbeitgebers. Der Arrows FA1 – benannt nach Sponsor Franco Ambrosio – entsprach dem Shadow DN9 zu fast 100 Prozent. Kein Wunder, dass Shadow einen Prozess anstrebte. Arrows ahnte wohl, dass dieser nicht zu gewinnen war.
Und so entstand parallel zum Verfahren der „neue“ Arrows A1, der den FA1 ablöste. Wobei die Unterschiede gering waren. Tony Southgate verbreiterte die Spur und änderte mit einer neuen Aufhängung an der Hinterachse den den Radstand. Das reichte aus, um den Arrows A1 als eigenständiges Modell anzusehen. Schon fünf Rennen (und eine Saison) später löste der revolutionäre Arrows A2 das Ursprungsmodell ab. Doch letztlich war die Idee, fast den gesamten Anpressdruck über den Unterboden zu generieren, ihrer Zeit voraus. Der Arrows A2 floppte.
1984 Arrows bekommt ein bayrisches Herz!
Wie die Mehrzahl der damaligen Wettstreiter vertraute Arrows in den Anfangsjahres des Teams auf den legendären Cosworth DFV. Das war spätestens 1983 nach dem WM-Gewinn von Nelson Piquet und dem BMW-Turbo nicht mehr zeitgemäß. Wer ernsthaft in der Formel 1 eine Rolle spielen wollte, der brauchte jetzt einen Turbo. Arrows-Teamchef Jackie Oliver überzeugte im Winter 1983/84 Weltmeister BMW von einer Zusammenarbeit. Wobei die Wartung und Weiterentwicklung der bayrischen Triebwerke von Arrows der Schweizer Motoren-Guru Heini Mader übernahm. Nur um die Motoren des Werksteams Brabham kümmerten sich die Ingenieure aus München 1984 selbst.
Beim Europa-Auftakt in Zolder war der erste Turno-Bolide von Arrows fertig. Lokalmatador Thierry Boutsen qualifizierte den Arrows A7 auf einem soliden 17. Platz. Teamkollege Marc Surer musste weiter im alten Arrows A6 mit Cosworth-Motor antreten. So war der Schweizer 2,3 Sekunden langsamer als der Belgier und nahm das Rennen aus der vorletzten Startreihe auf. Doch während Surer das Rennen mit zwei Runden Rückstand als Achter beendete, fiel sein Teamkollege vorzeitig aus. Nach 15 Runden streikte der Turbomotor. Beim nächsten Rennen in Imola übernahm Surer erstmals den Turbo, der bei Arrows übrigens noch in einem Aluminium-Monocoque steckte. Der zweite BMW-Kunde, ATS war da moderner unterwegs.
Wechselspiel der Arrows-Piloten
Dafür musste Boutsen in Imola zurück in den Sauger. Doch anschließend übernahm der Belgier den Arrows A7 dauerhaft. Prompt gelang Boutsen in Frankreich die erste Zielankunft mit dem Turbo-Arrows. Marc Surer musste sich bis in den Sommer gedulden, um wieder in den Genuss des neuen Rennwagen zu kommen. Erst beim Rennen in Dallas hatte das Team zwei Arrows A7 einsatzbereit und schickte seine Cosworth-Aggregate in den Ruhestand. Erst in der zweiten Saisonhälfte konnten beide Piloten auf einen Arrows A7 zurückgreifen. Doch den von Heini Mader Racing Components bereitgestellten Motoren fehlte weiter die Zuverlässigkeit.
Erst in Großbritannien, als unsere Bilder entstanden, sah der Arrows A7 beim siebten Renneinsatz wieder die Zielflagge. Diesmal brachte Marc Surer den A7 ins Ziel. In den kommenden Wochen spielten sich Team und Motortuner offensichtlich besser aufeinander ein. Denn in Österreich holten sogar beide Arrows A7 Punkte. Thierry Boutsen wurde Fünfter. Sein Schweizer Teamkollege beendete das Rennen einen Platz dahinter. Allerdings blieb dies der größte Erfolg des ersten Turbo-Arrows. Denn bei den vier verbleibenden Saisonläufen fielen Surer viermal und Boutsen zweimal aus. Als Zehnter in Italien und Neunter am Nürburgring holte der Belgier im Arrows A7 keine weiteren Punkte.
Unsere Bilder vom Arrows A7 entstanden in Brands Hatch!
Unsere Bilder vom Arrows A7 stammen übrigens aus Brands Hatch. Damals wechselte der Große Preis von Großbritannien im Jahrestakt zwischen Brands Hatch und Silverstone hin und her. Wobei zeitweilig, wenn Silverstone den Grand Prix ausrichtete, vor den Toren von London ein Großer Preis von Europa stattfand. Erst als 1986 ein Massenunfall beim Start die großartige Grand Prix-Karriere von Jacques Laffite vorzeitig beendete, verlor Brands Hatch seinen WM-Lauf. Seit 1987 fand der Große Preis von Großbritannien ausschließlich in Silverstone statt.
Denn der Formel 1 war inzwischen klar, dass die Berg- und Talbahn in der Grafschaft Kent nicht mehr zeitgemäß war. 1984, als unser Bilder entstanden, war das noch nicht absehbar. Arrows Grand Prix International gehörte mit dem Arrows A7 endlich auch zu den Turbo-Nutzern. Mit Weltmeister BMW verfügte das britische Team sogar über einen renommierten Motorenpartner. Doch die von Heini Mader gewarteten Triebwerke waren nicht auf dem Niveau der Werksmotoren. Im Arrows A7 stand den Piloten eine Leistung von gut 800 PS zur Verfügung.
Trotzdem war der Arrows A7 ein Meilenstein der Arrows-Geschichte!
Die Werksmotoren bei Brabham lagen rund 100 PS darüber. Denn die Marder-Motoren verfügten nicht über die gleiche elektronische Steuerung wie die Motoren aus München. Auch das sündhafte teure Spezialbenzin von Wintershall, das Brabham nutzt, stand dem Kunden aus Großbritannien nicht zur Verfügung. Arrows fuhr mit Kraftstoff von Valvoline. Trotzdem war der A7 ein Meilenstein in der spannenden Team-Geschichte von Arrows.
Technische Daten des Arrows A7
- Designer: Dave Wass
- Aluminium-Monocoque mit Kunststoff-Karosserie und längs eingebautem Mittelmotor
- Aufhängung: vorne doppelte Querlenker mit Push-Rod Stoßdämpfern, hinten doppelte Querlenker
- Spurweite: vorne 1.727 mm (68,0 Zoll), hinten 1.600 mm (63 Zoll)
- Radstand: 2.667 mm (105,0 Zoll)
- Motor: BMW M12/13, 1.499 ccm, Reihenvierzylinder mit Turbolader, Leistung 597 kW (811 PS) – vorbereitet und gewartet von Heini Marder
- Getriebe: 5-Gang-Schaltgetriebe von Hewland
- Kraftstoff: Valvoline
- Reifen: Goodyear
Alle Einsätze des Arrows A7 im Überblick
Datum | Rennen Strecke / Distanz bzw. Dauer | Fahrer | Ergebnis |
29.04.1984 | Großer Preis von Belgien in Zolder | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 17. Startplatz – Ausfall im Rennen nach 15 von 70 Runden – Motorschaden / Turboschaden |
06.05.1984 | Großer Preis von San Marino in Imola | Marc Surer (Startnummer 17) | 16. Startplatz – Ausfall nach 40 von 60 Runden – Defekt am Turbolader |
20.05.1984 | Großer Preis von Frankreich in Dijon | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 14. Startplatz – Zielankunft als Elfter mit zwei Runden Rückstand auf den Sieger Niki Lauda im McLaren MP4/2 TAG-Porsche |
03.06.1984 | Großer Preis von Monte Carlo | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | Nicht qualifiziert – Boutsen wurde im Training 24. Das Rennen in den Straßen von Monaco bestritten damals nur 20 Boliden. Auch Teamkollege Marc Surer, der im Arrows A6 mit Cosworth-Motor antrat, verpaßte als 21. die Qualifikation. |
17.06.1984 | Großer Preis von Canada in Montreal | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 18. Startplatz – Ausfall nach 38 von 70 Runden mit einem Motorschaden |
24.06.1984 | Großer Preis der USA Ost in Detroit | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 13. Startplatz – Ausfall nach 27 von 63 Runden mit einem Schaden am Turbolader |
08.07.1984 | Großer Preis der USA in Dallas | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 20. Startplatz – Ausfall nach 55 von 67 Runden mit einem Schaden an der Elektrik |
Marc Surer (Startnummer 17) | 22. Startplatz – Ausfall nach 54 von 67 Runden mit einem Unfall | ||
22.07.1984 | Großer Preis von Großbritannien in Brands Hatch | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 12. Startplatz – Ausfall nach 24 von 71 Runden mit einem Schaden am Turbolader |
Marc Surer (Startnummer 17) | 15. Startplatz – Zwölfter mit vier Runden Rückstand auf den Sieger Niki Lauda im McLaren MP4/2 TAG-Porsche. Da die Tyrrell später aus der WM ausgeschlossen wurden, rückte Surer nachträglich auf Platz elf vor. | ||
05.08.1984 | Großer Preis von Deutschland in Hockenheim | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 15. Startplatz – Ausfall nach acht von 44 Runden nach einem Verlust des Öldrucks |
Marc Surer (Startnummer 17) | 14. Startplatz – Ausfall in der ersten Runde nach einem Defekt im Benzinsystem | ||
19.08.1984 | Großer Preis von Österreich in Zeltweg | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 17. Startplatz – Platz fünf mit einer Runde Rückstand auf den Sieger Niki Lauda im McLaren MP4/2 TAG-Porsche. Damit gewann Boutsen zwei WM-Punkte. |
Marc Surer (Startnummer 17) | 19. Startplatz – Platz sechs. Damit gewann Surer einen WM-Punkt. | ||
26.08.1984 | Großer Preis der Niederlande in Zandvoort | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 11. Startplatz – Ausfall nach 59 von 71 Runden durch eine Kollision |
Marc Surer (Startnummer 17) | 19. Startplatz – Ausfall nach 17 von 71 Runden mit einem Schaden an einem Radlager | ||
09.09.1984 | Großer Preis von Italien in Monza | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 19. Startplatz – Platz zehn mit sechs Runden Rückstand auf den Sieger Niki Lauda im McLaren MP4/2 TAG-Porsche |
Marc Surer (Startnummer 17) | 15. Startplatz – Ausfall nach einem Motorschaden nach 44 von 51 Runden | ||
07.10.1984 | Großer Preis von Europa am Nürburgring | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 11. Startplatz – Ausfall nach 64 von 67 Runden mit Kraftstoffmangel. Aufgrund der zurückgelegten Distanz wurde Boutsen als Neunter gewertet. |
Marc Surer (Startnummer 17) | 16. Startplatz – Ausfall nach einem Unfall am Start | ||
21.10.1984 | Großer Preis von Portugal in Estoril | Thierry Boutsen (Startnummer 16) | 18. Startplatz – Ausfall nach 24 Runden mit einer gebrochenen Antriebswelle |
Marc Surer (Startnummer 17) | 16. Startplatz – Ausfall nach 8 Runden mit einem Schaden an der Elektrik |