Lamborghini Countach wird 40 Jahre alt

Lamborghini Countach bei den Classic Days auf Schloß Dyk

Die Sache mit dem Geburtstag ist bei Autos immer so eine Sache. Denn welches Datum ist das genaue Geburtsdatum? Der Lamborghini Countach zeigt, warum das gar nicht so einfach ist. Denn bereits im März 1971 stellte Lamborghini auf dem Genfer Auto-Salon die Studie LP500 vor. Sie wurde drei Jahre später zum Countach.

Denn ursprünglich wollte Lamborghini die Studie LP500 gar nicht in Serie bauen. Die von Bertone entworfene Studie sollte nur auf dem Genfer Autosalon 1971 für Aufmerksamkeit sorgen. Doch das Publikumsinteresse groß. So reifte der Plan aus dem LP ein Serienmodell abzuleiten. Die Umsetzung zog sich über drei Jahre hin, denn Lamborghini durchlebte Anfang der 1970er-Jahre gerade eine erste Krise. Denn der Traktorhersteller Ferruccio Lamborghini baute erst seit 1964 auch Sportwagen und setzte von Anfang an auf große Zwölfzylinder.

Der LP500 sollte der Auftakt einer neuen Ära sein!

Damit bediente Lamborghini das kleine aber feine Top-Segment des Supersportwagen. Bis Ende der 1960er-Jahre entstanden rund 1.000 Autos mit dem Kampfstier im Wappen. Mit der Studie LP500 wollte Lamborghini in Genf die Neuausrichtung des Unternehmens ankündigen. Der Name LP stand für „Longitudionale Posteriore“ (= „hinten in Längsrichtung“). Das beschreibt ein wichtiges Merkmal der Studie. Denn Vorgänger Miura verfügt über einen quer eingebauten Motor.

Motor des Lamborghini Countach
Motor des Lamborghini Countach – hier eine frühe Version mit Vergasern

Im LP500 sitzt das Antriebsaggregat der Länge nach (Longitudinale) vor der Hinterachse (Posteriore). Zudem fiel der neue Motor mit einem Hubraum von fünf Litern gleich ¼ größer als bisher aus. Doch etwa gleichzeitig mit der Vorstellung des LP500 erleidet die stark von Export abhängige Traktorsparte einen starken Einbruch. Zunächst platzt in Südafrika ein großer Auftrag. Kurze Zeit später passiert das Gleiche in Bolivien. Nach einem Umsturz verweigert die neue Regierung die Abnahme bereits fertiggestellter Traktoren.

Auch dem Sportwagenbauer Lamborghini geht es 1972 schlecht

Ferruccio Lamborghini sieht sich gezwungen, die Traktorsparte 1972 an einen Konkurrenten zu verkaufen. Den Sportwagenbau behält der Unternehmer – wohl auch, weil sich dafür zunächst kein Käufer findet. Auf kleiner Flamme geht die Entwicklung eines von der Studie LP500 abgeleiteten Serienmodells weiter. Dieses geplante Serienmodell gilt inzwischen als Hoffnungsträger. Doch ein Jahr nach der Präsentation der Studie LP500 kann sich Lamborghini nicht einmal mehr einen Messestand in Genf leisten.

Lamborghini Countach
Lamborghini Countach auf der Nordschleife – sicherlich nicht das natürliche Habitat für den italienischen Sportwagen.

Um an frisches Geld zu kommen, verkauft Ferruccio Lamborghini 50 % seiner Firma an den Schweizer Georges-Henri Rossetti. 1973 reißt die Ölkrise weitere Löcher in die Bilanz. Entnervt zieht sich Ferruccio Lamborghini aus der Firma zurück und wird Weinbauer. Seine Anteile am Sportwagenbauer übernimmt der Schweizer René Leimer. Obwohl Lamborghini finanziell weiter nicht auf Rosen gebettet ist, entscheiden Rossetti und Leimer sich dafür, den LP500 auf den Markt zu bringen und legen den Grundstein für das Überkleben des Autobauers.


Countach heißt „Donnerwetter“

Als es darum geht, wie der neue Sportwagen heißen soll, gehen Rossetti und Leimer neue Wege. Anders als bei Islero, Urraco oder Miura – den bisherigen Modellen – entscheiden sie sich für einen Namen ohne Bezug zum Stierkampf. Anders als beim Espada schien ihn auch ein Ausrüstungsgegenstand eines Matadors als nicht passend. Aus der Studie LP500 wird deshalb der Lamborghini Countach. Der umgangssprachliche Ausdruck „Countach“ steht in der piemontesischen Sprache für ein begeistertes „Donnerwetter“.

Um Geld zu sparen, verzichten Rossetti und Leimer zunächst auf die Fertigstellung des neuen Motors. Stattdessen vertrauen sie im Lamborghini Countach zunächst auf den bewährten 3.929 ccm großen V12 aus dem Lamborghini Miura. Im Lamborghini Countach LP400 genannten Ur-Countach stehen so 375 PS zur Verfügung. Sie bahnen sich über ein Fünfgang-Getriebe den Weg zu den Hinterrädern. Das liegt im Countach vor dem Motor. Deshalb verläuft die Antriebswelle durch die Ölwanne nach hinten.

Der Lamborghini Countach begeistert die Reichen und Schönen sofort!

Den ersten Serien-Countach übernimmt 1974 der Ölmagnat Walter Wolf, der damit in den kommenden Jahren regelmäßig sein Formel 1-Team besuchen wird. Die radikale Form des  Countach definiert ab sofort einen Formstandard des Supersportwagens. Denn zum Klassiker wird der Countach durch die von Marcello Gandini bei Bertone entworfene Karosserie. Wo beim Vorgänger Miura sanfte Rundungen dominieren, ist der Countach eckig. Die extrem flach stehende Frontscheibe verlängert die Linienführung der Fronthaube.

Innenraum des Lamborghini Countach
Innenraum des Lamborghini Countach

Damit wirkt der Sportwagen genauso aggressiv wie kräftig. Ungewöhnlich sind auch die Scherentüren, die im Halbkreis nach oben öffnen. Zusammen mit dem später vorgestellten Ferrari 512 BB steht der Countach bis heute für die Supersportwagen dieser Zeit. Kein Wunder, dass das US-Magazin „Sports Car International“ den Countach schon vor zehn Jahren zu einem der wichtigsten Sportwagen der 1970er-Jahre wählte. Erst 1990 löst der Nachfolger Diablo den Countach ab.

Wie viele Countach baute Lamborghini?

Von 1971 bis zum Produktionsende 1990 entstanden laut Lamborghini insgesamt 1.983 Exemplare des Supersportwagens. Dazu kamen vier Prototypen beziehungsweise Entwicklungsträger.

  • LP500 – von der Studie Lamborghini LP500 (446 PS) entstand genau ein Exemplar.
  • LP400 – vom ersten Serien-Countach (375 PS) entstanden zwischen 1974 und 1978 insgesamt 157 Exemplare.
  • LP400S – nach vier Jahren löste der LP400S (355 PS) den LP400 an. Vom Countach LP 400S entstanden 237 Exemplare. Die Produktion des Lamborghini Countach LP400S endete 1982.
  • LP500S – ab 1982 bot Lamborghini seinen Kunden den LP500S (375 PS) mit einem auf 4,7 Liter vergrößerten Motor an. 321 Exemplare des LP500S entstanden bis 1985.
  • LP500 Turbo S – von der 748 PS starken Turbo-Version entstanden 1984 nur zwei Exemplare. Übrigens auf Bestellung des Weinbauern Ferruccio Lamborghini, der auch nach dem Verkauf seiner Firma offenbar stets verbunden blieb.
  • Quattrovalvole – ab 1985 bestückte Lamborghini den Zylinderkopf des Motors im Countach mit vier Ventilen. Vom Vierventiler LP 5000S QV (455 PS beziehungsweise 420 PS in den US-Modellen) entstanden bis 1988 insgesamt 610 Exemplare.
  • Evoluzione – zur Vorbereitung des ab 1988 angebotenen 25 Anniversario entstand bereits ein Jahr ein Exemplar des Lamborghini Countach Evoluzione als Prototyp.
  • 25 Anniversario – zum 25. Geburtstag des Autobaus bei Lamborghini veränderte der Autobauer 1988 die Karosserie des Countach. Vom Lamborghini Countach 25 Anniversario (455PS) entstanden bis zum Produktionsende insgesamt 657 Exemplare.

Während der langen Bauzeit stieg die Leistung der V12-Motoren im Countach von ursprünglich 375 PS bis auf 455 PS an. Fans von Lamborghini zählen auch den Prototypen Lamborghini L150 zur Countach-Baureihe. Der Lamborghini L150 diente von 1984 bis 1987 als Grundlage für die Entwicklung des Nachfolgers Lamborghini Diablo. Anschließend erwarb 1989 der Sammler Minoru Miuraverkaufte den Lamborghini L150.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Lamborghini Countach bei den Classic Days auf Schloß Dyk, 2006 wird 40 Jahre alt

Foto: Tom Schwede

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!