Auto-Erinnerungen

Audi Quartz concept – Pininfarina Quartz der Audi Quattro im neuen Kleid

1981 präsentiert Pininfarina auf dem Genfer Autosalon eine Studie. Pininfarina-Designer Enrico Fumia durfte zum 75. Geburtstag der „Automobil Revue“ den Audi Quattro neu einkleiden. Dabei entsteht der Audi Quartz concept beziehungsweise Pininfarina Quartz.

Lässt sich die Gestaltung eines Autos, das zu den Traumwagen seiner Epoche zählt, verbessern? Vermutlich nicht! Trotzdem probieren genau dies von Zeit zu Zeit immer wieder Waagemutige. Zumindest taten sie das früher, denn inzwischen ist das Handwerk des unabhängigen Karosseriebaus ja fast ausgestorben. 1980 war in diesem Sinne eine andere Zeit. Damals gab es die Karosserieschmieden, die ganze Autos neu einkleideten, noch. Und so entstand der Pininfarina Quartz. Dessen Geschichte beginnt vor 40 Jahren.

Damals strebte die Schweizer „Automobil Revue“ ihren 75. Geburtstag entgegen. Denn die erscheint tatsächlich seit 1906 und das bis heute sogar wöchentlich. Sergio Pininfarina überlegte, was das passende Geschenk für die älteste europäische Autozeitung sei. Die Antwort war naheliegend, der Auto-Designer beschloss den anstehenden Geburtstag mit einer Studie zu feiern. Als Basis wählte Pininfarina den gerade präsentierten Audi Quattro. Den Job, den Quattro neu einzukleiden, übertrug Pininfarina seinem Mitarbeiter Enrico Fumia.

Printmedien waren damals wichtig, daher spielte Audi mit!

Ja, Printmedien warn wichtig. Noch so eine Geschichte, die die Jüngeren gar nicht mehr nachvollziehen können. Aber damals waren Printmedien tatsächlich der Schlüssel zum Kunden. Autotitel gab es in Hülle und Fülle. Autofahrer und Autofans kauften offenbar besonders gerne bedrucktes totes Holz. Auch an den deutschen Kiosken kämpften zahlreiche Titel um die Gunst der Leser. Und da sie dabei durchaus erfolgreich waren, würdigten früher Autohersteller oder Autodesigner besondere Jubiläen auch schon mal mit einer Studie. Wenn sie Journalisten nicht gleich mit großzügigen Beraterhonoraren entlohnten, aber das ist eine andere Geschichte.

Pininfarina Quartz: Frontansicht des Audi Quartz Concept
Den Job, den Audi Quartz Concept – Pininfarina Quartz einzukleiden, übernimmt bei Pininfarina der Designer Enrico Fumia. Fumia ist später für das Design des Alfa Romeo GTV von 1994 verantwortlich. An der Front des Quartz nimmt Fumia dessen Gestaltung vorweg. (Foto: Audi Tradition)

Enrico Fumia nutzte vom gelieferten Audi Quattro als Spenderfahrzeug hauptsächlich die Technik. Motor und Antrieb wanderten in eine eigenständige Karosserie. Sie wirkt kleiner als die vom Audi Coupé (B2) stammende Quattro-Karosserie, folgt jedoch wie das Original der Idee des Keils. Der Designer verkürzte die Überhänge. Dadurch wirkt das Pininfarina Quartz getaufte Fahrzeug kompakter als der Quattro. Die einmal um das Fahrzeug verlaufende Sicke sowie die Gestaltung der Türen verstärken den Eindruck. Handwerklich ist der Quartz eine überzeugende Arbeit.

Der Audi Quartz concept wirkt serienreif!

Auch den Innenraum überarbeitete Pininfarina vollständig. Nur die C-Säule und die Heckklappe wirken nach meinem Geschmack etwas unharmonisch, um das Design an dieser Stelle nicht lieblos zu nennen. Von hinten sieht der Pininfarina Quartz wie eine Weiterentwicklung des Talbot-Matra Murena aus. Auch bei Ford gab es mal eine Capri-Studie auf Sierra-Basis mit einem ebenso lieblos gestalteten Heck. Scheint fast, als ob das Heck in den frühen 1980er-Jahren eine Schwachstelle des Auto-Designs war.

Pininfarina Quartz: Heckansicht des Audi Quartz Concept
Das Heck der Studie kann mit dem Rest des Fahrzeugs nicht ganz mithalten. (Foto: Audi Tradition)

Rundum gelungen ist dagegen die Front der Studie. Sie unterscheidet sich völlig vom Original. Denn dort steht der Kühlergrill, wie es in den 1970er-Jahren typisch war, senkrecht im Wind. Die Front des Pininfarina Quartz läuft dagegen spitz zu. Auffällig sind die kleinen, nur 7,5 Zentimeter großen Öffnungen der Scheinwerfer. Hinter ihnen verbergen sich sogenannte DE-Projektionsscheinwerfer, die nach dem Prinzip eines Diaprojektors die Lichtausbeute maximieren. Das gibt es in der Serie erst ein paar Jahre später, ermöglicht aber schon 1981 die kleinen Scheinwerfer der Studie.

Die Front des Pininfarina Quartz lebt im Alfa GTV von 1994 weiter!

Nach dem Genfer Autosalon 1981 präsentierte die Automobil Revue den Pininfarina Quartz ihren Lesern. Damals war das Einzelstück fahrbereit. Weshalb auch andere Zeitschriften ausführlich über die Studie berichteten. Heute gehört der Pininfarina Quartz zur Sammlung der Audi Tradition. Und auch bei Pininfarina geriet die Studie nicht ganz in Vergessenheit. Denn als dort in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre Enrico Fumia die Arbeit an einem neuen Alfa Romeo Spider und GTV aufnimmt, steht der Quartz definitiv Pate.

Pininfarina Quartz: Seitenansicht des Audi Quartz Concept
Die Studie basiert auf dem Audi Quattro bzw. dem Audi Coupé.

Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Den Job, den Audi Quartz Concept – Pininfarina Quartz einzukleiden, übernimmt bei Pininfarina der Designer Enrico Fumia. Fumia ist später für das Design des Alfa Romeo GTV von 1994 verantwortlich. An der Front des Quartz nimmt Fumia dessen Gestaltung vorweg.

Foto: Audi Tradition

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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