Test Nissan Juke Nismo RS – Crossover mit Rennsport-Genen

Nissan kehrt im Sommer nach Le Mans zurück. Dazu treten die Japaner weltweit im GT-Sport an. Erst vor ein paar Tagen siegte Nissan überraschend beim 12-Stunden-Rennen von Bathurst. Passend zu diesem umfangreichen Sportprogramm ist seit Mitte Januar der Nissan Juke Nismo RS im Handel verfügbar. Ich war jetzt mit dem 218 PS starken Crossover aus Nissans Motorsportabteilung Nismo (Nissan Motorsport International) auf Probefahrt.

Düsseldorf zeigt sich nicht von seiner besten Seite, als ich zur Probefahrt mit dem Nissan Juke Nismo RS aufbreche. Dunkle Wolken und ab und zu ein kleiner Schauer gehen über der Stadt am Rhein nieder. Auf der Straße glänzen immer wieder feuchte Flecken. Trotzdem entscheide ich mich für die Frontantriebsversion (2WD). Denn ich will wissen, wie sich 218 PS und 280 Newtonmeter Drehmoment an der Vorderachse anfühlen. Zudem lockt den Sportfahrer in mir, dass der Fronttriebler seiner Kraft bis zur Höchstgeschwindigkeit von 215 Kilometer pro Stunde freien Lauf lassen darf. Die Allrad-Version des seit Januar mit dem Hinweis „RS“ („Racing Sport“) geadelten Juke ist bei 200 Kilometer pro Stunde abgeregelt.

Schon beim Einsteigen fallen mir die Schalensitze von Recaro auf, die mit der RS-Version in den Juke eingezogen sind. Mit den großen Ösen für die Durchführung von Hosenträgergurten und der einteiligen Rückenlehne sind sie scheinbar direkt dem Rennsport-Programm von Nismo entsprungen. Fast bedauere ich, dass es keine serienmäßigen Hosenträger-Gurte gibt. Nur zu gut erinnere ich mich an die Blicke der anderen Eltern, als Max im Kindergarten die Hosenträgergurte unseres Mini vorführte. Ich bin sicher, dass der Nissan Juke Nismo RS im Alltag ähnliche Blicke auf sich zieht. Denn Nissan hat sich beim Juke Nismo RS nicht in Zurückhaltung geübt. Die roten Außenspiegel und ein roter Zierstreifen, der um das ganze Auto läuft, sind auffällige Zeichen des RS.

Rallye-Feeling im Berufsverkehr

Im Innenraum kommt der gleiche Farbcode zum Einsatz. Den Hintergrund des Drehzahlmessers hat Nissan rot eingefärbt. Dazu trägt auch das Lenkrad als Indiz der Sportlichkeit auf zwölf Uhr eine rote Markierung. Sie zeigt dem Piloten in der Hektik des Sporteinsatzes an, dass die Räder gerade stehen. Der Rallye-Fahrer Rauno Aaltonen war der Erste, der sein Sportgerät mit diesem Kennzeichen schmückte. Im Juke Nismo RS zieht mit der Markierung also etwas Rallye-Feeling im Berufsverkehr ein. Um das Gefühl zu verstärken, habe ich bei der Testfahrt meine Frau auf dem Beifahrersitz. Sie weist mir den Weg durch den Verkehr.

Für mich ist die Sitzposition etwas zu hoch. Das Lenkrad ist bereits am oberen Anschlag der Höhenverstellung. Ich hätte es gern noch etwas weiter oben oder würde alternativ den Sitz noch etwas absenken. Aber das sind Nuancen. Denn eigentlich ist die Sitzposition im Juke gut, ich habe meine Länge gut im Fahrzeug verstaut. Die Probefahrt kann starten. Gemeinsam zieht es uns auf die Autobahn, denn ich will wissen, wie sich der 1,6-Liter-Turbobenziner des Sport-Juke anführt.

Mit dem Nissan Juke Nismo RS auf der Autobahn
Mit dem Nissan Juke Nismo RS auf der Autobahn …

Nissan gibt an, dass der Juke Nismo RS als Fronttriebler den Sprint von null auf Tempo 100 in 7,0 Sekunden auf den Asphalt legt. Nach ein paar Beschleunigungsversuchen mit dem Juke halte ich diesen Wert für realistisch. Der Turbomotor nimmt extrem willig Gas an. Wer bei einer Drehzahl von 2.500 bis 3.000 Umdrehungen pro Minute beschleunigt, kann den Motor problemlos bis zum roten Bereich ziehen. Wobei der rote Bereich im Nissan Juke Nismo RS schwarz ist – verkehrte Welt bei Nissan. Aber das passt dazu, dass die Japaner beim Juke sowieso gern Lebensweisheiten auf den Kopf stellen.


Beeindruckend ist die gute Traktion des Nissan Juke Nismo RS

Nissan rüstet den Juke Nismo RS mit einem mechanischen Sperrdifferenzial aus. Ich war vor ein paar Tagen mit dem 230 PS starken Audi TT mit Frontantrieb unterwegs. Audi vertraut in seinem Sportwagen auf eine radselektive Momentensteuerung und kontrollierte Bremseingriffe. Der „Quervergleich“ mit dem Nissan Juke zeigt, dass mir als Sportfahrer eine mechanische Sperre besser gefällt. Zumal Nissan den Juke Nismo RS mit einem sehr sportlichen Fahrwerk ausliefert. Angesichts des hohen Schwerpunkts des Crossover-Fahrzeugs war die Abstimmung sicherlich keine ganz einfache Aufgabe.

Ähnlich wie der Citroën DS3 Racing die Grundabstimmung des Nissan Juke Nismo RS hart. Das reduziert auch in schnell gefahrenen Kurven jede Seitenneigung. Sorgt aber auch dafür, dass jede Unebenheit der Fahrbahn über den verlängerten Rücken und das Rückenmark direkt im Hirn der Insassen landet. Der willige Turbomotor und die gute Traktion ermöglichen, am Scheitelpunkt der Kurve den Beschleunigungsvorgang einzuleiten. Das sorgt schnell für einen gewissen Suchtfaktor. Zumal der Juke dabei stets ein hohes Sicherheitsgefühl vermittelt. Denn auch in schnell gefahrenen Autobahnkurven liegt der Nismo RS erfreulich neutral auf der Straße.

Bei den Fahreindrücken spielt sicherlich auch eine Rolle, dass der Juke Nismo RS im Vergleich zu seinen zahmen Brüdern aerodynamisch überarbeitet ist. Das Ziel der Entwickler war die Reduzierung des Auftriebs. Denn mit einer Höchstgeschwindigkeit von 215 Kilometern pro Stunde ist dieser Juke in anderen Regionen unterwegs als die Geschwister. Sie sind maximal 178 Kilometer pro Stunde schnell. Da ist jedes Kilo Auftrieb, das nicht am Fahrzeug zieht, ist ein Gewinn und verbessert so die Straßenlage.

Mein Fazit zum Nissan Juke Nismo RS

Zugegeben, vor der Testfahrt mit dem Nissan Juke Nismo RS war ich skeptisch. Benötigt die Autowelt tatsächlich einen 218 PS starken Crossover mit Rennsport-Genen? Vermutlich nicht, aber es ist verdammt gut, dass es solche Autos noch gibt. Denn der sportliche Juke ist handwerklich gut gemacht. Trotz des hohen Schwerpunkts vermittelt der kleine Crossover auf der Straße viel Fahrspaß. Die konsequente Sportlichkeit des RS ist ein Bruch mit vielen Konventionen. Das gefällt mir.

Fotos zum Nissan Juke Nismo RS


Der Nissan Juke Nismo RS wird von einem 218 PS starken Turbomotor angetrieben. Der Einstiegspreis liegt bei 28.200 Euro. Die Allrad-Version, die mit einem Acht-Gang-Automatik-Getriebe ausgerüstet ist, kostet mindestens 31.000 Euro (Stand: 28.02.2015).

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!