Fahrberichte: Škoda

Test Škoda Rapid Spaceback 1,2 TSI – Kompakte Eleganz

Seit gut einem Jahr ist Škoda mit dem Škoda Rapid Spaceback auch mit einem Kurzheck-Modell in der verkaufsstarken Kompaktklasse vertreten. Damit schlossen die Tschechen die Lücke zwischen dem Fabia und dem Octavia. Für einen Test stand mir der Škoda Rapid Spaceback mit dem 105 PS (77 kW) starken 1,2 Liter TSI-Motor und der Ausstattungsvariante Elegance zur Verfügung.

Der Rapid Spaceback ist eine Premiere für die Tschechen. Denn das Modell ist der Einstieg von Skoda in das stärkste Fahrzeug-Segment Europas. Entsprechend groß sind die Erwartungen. Ob der Rapid Spaceback diese Erwartungen erfüllen kann, ist nicht nur eine Frage technischer Faktoren. Auch im Bereich automobiler Massenware beeinflussen weiche Faktoren die Kaufentscheidung. Das Image des Autos oder der Marke spielt eine Rolle. Zudem erwarten die Kunden zunehmend einen gewissen Grad an Individualität.

Škoda arbeitet daran, diese Faktoren zu beeinflussen. Dabei hilft, dass Škoda über einen traditionsreichen Namen verfügt. Mein Großvater, der mein Interesse für Autos maßgeblich prägte, schwärmte selbst in den Zeiten des Kalten Kriegs ehrfurchtsvoll von den Vorkriegsfahrzeugen aus dem tschechischen Mladá Boleslav. In diesen Benzingesprächen fiel auffallend oft der Name Rapid. Denn der schmückte 1935 ein stromlinienförmiges zweitüriges Coupé mit einem Sechszylindermotor und blieb dem ehemaligen Rennmechaniker auch 60 Jahre später noch in Erinnerung.

Seit 1991 gehört Škoda zur Volkswagengruppe. Das ermöglicht den Tschechen den Zugriff auf die zentralen Technikkomponenten des Konzerns. Anders als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren hat VW erkannt, dass die Töchter trotzdem eine gewisse Eigenständigkeit benötigen. Ansonsten drohen Kannibalisierungseffekte. Škoda verbindet dazu traditionelle Werte wie einen hohen Qualitätsstandard oder ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis mit kreativer Funktionalität.

Die Schnauze des Škoda Rapid Spaceback
Die Schnauze des Škoda Rapid Spaceback prägte Skoda schon 2011 mit der Studie Vision D (Foto: Škoda)

Die Umsetzung dieses Anspruchs beginnt mit der Gestaltung der Fahrzeuge. Škoda stellte dazu 2011 auf dem Autosalon in Genf ein völlig neues „Corporate Design“ vor. Gleichzeitig definierte die Designstudie Škoda Vision D das automobile Leitbild der Tschechen. Das prägt heute die Front des Rapid. Der Kühlergrill mit den feinen Lamellen und dem herausgestellten Markenlogo wanderte 1:1 von der Studie ins Serienmodell. Auch die Position der Lampen, die Gestaltung der Tornadolinie und die markante Formgebung der Motorhaube erinnern an die Vision.

Škoda Rapid Spaceback: pragmatisch, praktisch, gut?

Den aktuellen Rapid stellte Škoda zunächst als Limousine vor. Sie läuft zusammen mit dem weitestgehend baugleichen Seat Toledo in Tschechien vom Band. Der Spaceback ist die Kurzform der Limousine. Er bewahrt auch deshalb eine gewisse Eigenständigkeit, weil die spanische VW-Tochter beim Thema Kurzheck auf den Leon vertraut. Škoda steht auch für den Anspruch, Probleme einfach und pragmatisch zu lösen. „Simply Clever“ nennt das Marketing das. Damit will Škoda verstärkt junge Menschen und Familien ansprechen. Zielgruppen, die überdurchschnittlich auf den Euro schauen.

Das erfordert neben einem attraktiven Angebot vor allem auch konkurrenzfähige Preise. Fangen wir mal mit der Ausstattung an. Bereits das Grundmodell des Rapid Spaceback verfügt daher über sechs Airbags, Antiblockiersystem (ABS), elektronische Stabilisierungskontrolle (ESC), Antriebsschlupfregelung (ASR) und elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel. Škoda legt offensichtlich Wert auf Sicherheit. Dazu gibt es dank der Zentralverriegelung mit Fernbedienung etwas Komfort, auch wenn sich im Grundmodell nur die vorderen Fenster elektrisch betätigen lassen.

Dafür verlangt der Škoda-Händler dann für den Rapid Spaceback etwas weniger als 15.000 Euro. Das liegt auf dem Niveau des Ford Focus. Der Einstieg in einen Mazda 3 erfordert schon rund 2.500 Euro mehr, leistet dann aber bereits 100 PS. Doch Grundpreise sind immer so ein Thema. Unser Testwagen belastet das Budget deutlich mehr. Denn in der Grundversion leistet der 1,2 Liter große TSI-Motor des Spaceback nur 86 Pferdestärken. Unser Testwagen schöpft seine Kraft aus 105 PS. Das ist die Mittelklasse des Rapid. Denn auf Wunsch gibt es auch noch einen 122 PS starken Rapid Spaceback, der kürzlich erst bei Mario von Berg im Test war.

Was bietet die Ausstattungsvariante Elegance?

In der Ausstattungsvariante Elegance lassen sich alle Fenster des Rapid elektrisch öffnen und schließen. Dazu verfügt der Spaceback jetzt auch über eine geteilt umklappbare Rücksitzbank, eine Geschwindigkeitsregelanlage und Parksensoren hinten. Und den Innenraum temperiert die Klimaanlage Climatronic. Die sorgt dafür, dass sich nicht zu viel Wärme im Innenraum staut. Sie ist nicht ganz so zugfrei wie im Yeti, verrichtet aber zuverlässig ihren Dienst.

Xenon-Licht im Škoda Rapid Spaceback
Unverständlich: das Xenon-Licht im Škoda Rapid Spaceback ist ein Extra.

20.090 Euro verlang Škoda für die Kombination des 105-PS-Motors mit der Ausstattungsvariante Elegance. Unser Testwagen bietet noch mehr. Unverständlicherweise kostet das Xenon-Licht einen Aufpreis. Zum Sicherheits-Anspruch gehört in meinen Augen gutes Licht. Ein Widerspruch, wenn Xenon dann mit 480 Euro als Extra zu bezahlen ist. Ein echtes Extra ist das Radio-Navigationssystem Amundsen+, das 990 Euro kostet und den von mir oft vermissten DAB-Empfang bietet.

Für 310 Euro gibt es die Freisprecheinrichtung fürs Telefon mit Bluetooth und ein angenehmes Dreispeichenlenkrad. Die dunkle Tönung der Heckscheibe und der hinteren Seitenscheiben kostet weitere 180 Euro. Zusätzliche Ablagen dann noch mal 190 Euro. Und weitere 990 Euro sind für das Ausstattungspaket Style fällig. Am Ende kostet die Bestellung dieses Škoda Rapid Spaceback satte 23.230 Euro.

Ist der Škoda Rapid Spaceback das wert?

Der Gegenwert macht von der ersten Minute an einen guten Eindruck. Im Innenraum wirkt alles hochwertig verarbeitet. Ich finde trotz meiner überdurchschnittlichen Länge eine gute Sitzposition, sitze sehr aufrecht vor dem Dreispeichenlenkrad. Dank seiner Dicke liegt das zentrale Bedienelement des Autos gut in der Hand. Angenehm fällt mir das Leder auf, das ein echter Handschmeichler ist.

Innenraum im Škoda Rapid Spaceback
Innenraum im Škoda Rapid Spaceback (Foto: Škoda)

Am Lenkrad gibt es nur zwei Drehräder, zwei Tasten und zwei Wippen. Im Vergleich zu vielen Konkurrenten wirkt das fast schon spartanisch. Trotzdem lassen sich das Telefon, der Bordcomputer und das Radio beim Fahren damit bedienen, ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen. „Simply Clever“ – auch wenn das natürlich VW-Standard ist. Typisch Škoda ist an dieser Stelle eigentlich nur der Pralltopf mit dem großen Logo.

Ich sehe das positiv. Denn Škoda hat widerstanden, künstlich für „Abwechslung“ zu sorgen. Die Instrumente sind klar abzulesen. Die Bedienung immer so wie erwartet. Es gibt nur einen Punkt, der mir negativ aufgefallen ist. Für meinen Geschmack könnten die Außenspiegel einen Tick größer sein. Am Ende ist der Rückgriff auf die Konzerntechnik tatsächlich auch clever. Gleichteile wirken sich positiv auf die Kosten aus.

Highlight Panoramadach

Dank des Style-Pakets verfügt der Testwagen über ein Panoramaglasdach. In Verbindung mit der nach oben verlängerten Heckscheibe erstreckt sich damit eine dunkel getönte Glasfläche von der Frontscheibe über das Dach bis weit in die Heckklappe. Style sorgt außerdem noch schwarz lackierte Außenspiegel, Nebelscheinwerfer mit Abbiegelicht, abgedunkelte Heckleuchten und einen schwarz lackierten Dachspoiler.

Trotzdem bleibt in meinen Augen das Glasdach das Schmuckstück des Style-Pakets. Christian schwärmte vor einigen Jahren bei seinem BMW 3er schon von Glas im Dach. Ich konnte das bisher nie so richtig nachvollziehen. Škoda hat das verändert. Im kompakten Škoda Rapid Spaceback sorgt das Glas für ein Gefühl von Weite. Das gefällt besonders in einer sternenklaren Nacht. Und das schlägt jeden künstlichen Sternenhimmel im Fahrzeugdach.

Die Wärmeschutzverglasung des Panoramadachs reduziert das Aufheizen des Innenraums. Das funktioniert auch bei den hohen Temperaturen dieses Spätsommers. Wenn das zu viel Erleuchtung ist, sorgt ein Rollo für Beschattung. Das ist praktischerweise geteilt. So lässt sich der quengelnde Nachwuchs in der zweiten Reihe vor zu viel Sonneneinstrahlung schützen, während Muttern vorne weiter Sonne tankt. Womit das Rollo zu Mother’s Little Helper wird.

Wie fährt sich der Škoda Rapid Spaceback mit 105 PS?

Der 105 PS starke und 1,2 Liter große TSI-Motor ist ein alter Bekannter. Er war bereits mit dem Seat Ibiza in diesem Auto-Blog zu Gast. Im Seat vermisste ich einen sechsten Gang. Obwohl auch die Tschechen optional das Doppelkupplungsgetriebe (DSG) mit sieben Gängen anbieten, gibt es den Rapid mit sechs Gängen. Das ist eine gute Entscheidung. Auch wenn der Sechste mit 0,61 extrem lang übersetzt ist. Diese Abstimmung sorgt im Vergleich zum Seat für geringere Drehzahlen. Bei Tempo 100 rollt der Škoda Rapid mit freundlichen 2.000 Umdrehungen pro Minute durch die Landschaft.

Motor des Škoda Rapid Spaceback
Der Motor des Škoda Rapid Spaceback ist ein alter Bekannter.

Doch die Kehrseite der Medaille folgt auf dem Fusse. Wer in dieser Situation zum Überholen ansetzen will, muss im Getriebe rühren. Zum Glück ist das Getriebe leichtgängig und präzise. Deshalb ist das Schalten im Škoda keine große Aufgabe. Ich entscheide mich in solchen Situationen bevorzugt direkt für den vierten Gang. Denn auch der fünfte Gang ist mit einer Übersetzung von 0,74 noch recht lang ausgelegt. Der Fünfte ist dafür im Stadtverkehr mein Favorit. Dort liegen an der zulässigen Toleranzgrenze der Verkehrsüberwacher dann weniger als 1.500 Umdrehungen pro Minute an.

Die lange Auslegung der Gänge kommt dem Benzinverbrauch zugute. Der Škoda Rapid Spaceback 1,2 TSI begnügte sich in unserem Test tatsächlich mit weniger als sechs Litern Benzin. Dazu trägt auch die Schaltanzeige ihren Teil bei. Denn sie erinnert stets sehr frühzeitig an das Hochschalten. Sie empfiehlt das sogar, als ich im typischen Kleeblatt eines Autobahnkreuzes mit Tempo 80 im fünften Gang unterwegs bin.

Fazit zum Škoda Rapid Spaceback

Insgesamt ist der Škoda Rapid Spaceback mit seinem 1,2 Liter TSI-Motor und 105 PS ausreichend motorisiert. Das Drehmoment von 175 Newtonmetern, das von 1.550 bis 4.100 Umdrehungen pro Minuten zur Verfügung steht, macht den Tschechen sicherlich nicht zu einem Sprintwunder. Doch trotz des kleinen Hubraums ist Fahren im Škoda mehr als nur ein Mitschwimmen im Verkehr.

Der Tscheche wirkt dank der vielen Teile, die sich Škoda mit den Konzernschwestern teilt, sofort vertraut. Trotzdem versteht es Škoda immer wieder, eigene Noten zu setzen. Sicherlich sind die in der klassischen Kompaktklasse nicht so klangvoll zu spielen, wie das beim Škoda Yeti oder dem Roomster der Fall ist. Trotzdem hat Škoda auch mit dem Rapid Spaceback eine interessante Alternative zur Standardware auf die Räder gestellt.

Škoda hat bewusst darauf verzichtet, künstlich für Alleinstellungsmerkmale zu sorgen. Verzichtet auch auf die künstlichen Effekte, die andere Marken setzen. Stattdessen haben die Tschechen die zur Verfügung stehenden Komponenten lieber geschickt komponiert. Dabei besticht der Škoda Rapid Spaceback mit seiner Unauffälligkeit. Das ist am Ende ein nicht zu unterschätzender Wert, weil der Škoda-Kunde sich auch beim Rapid Spaceback auf die inneren Werte seines Fahrzeugs verlassen kann.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!