Fahrberichte: Mazda

Test Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel (2013) – Nun heißt es Rightsizing

Einige Tage bevor Mazdas neuer Hoffnungsträger bei den deutschen Händlern steht, hatte ich Gelegenheit mir den Mazda3 anzusehen. Die Testfahrt mit dem Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel wurde zu einem Ausflug in die eigene Vergangenheit.

Aufgewachsen in einem ziemlich automobilen Umfeld, pflegten meine Eltern bei ihren Fahrzeugen einen gewissen Nonkonformismus. Statt deutscher oder britischer Edelmarken, die der Rest der Verwandtschaft bevorzugte, fuhren sie einige Zeit gern französische Produkte. Das sorgte in den 1970er-Jahren immer wieder für ungewollte Reisepausen.

Auf der Kieler Werftstraße riss am Renault R4 einmal die Frontscheibe meiner Mutter. Kurze Zeit später wurde der Renault durch einen Citroen 2CV ersetzt. Die Ente streikte auf der Urlaubsfahrt zum Alterssitz meiner Großeltern in Spanien. Das Bild, wie sich der Lehrling einer Renault-Werkstatt in der tiefen französischen Provinz mit dem Fahrrad aufmachte, um im Nachbarort beim Citroen-Händler die notwendigen Ersatzteile fürs Flottmachen der Ente zu besorgen, werde ich nie vergessen.

Irgendwann hatten meine Eltern offensichtlich genug von den unzuverlässigen Franzosen. Auf der Suche nach einem geräumigen und günstigen Auto wurden sie bei Mazda fündig. Die Ente wurde 1978 durch einen Mazda 323 Kombi ersetzt. Dessen Nachfolger unter der Sonne Spaniens testen zu können, sorgte nun dafür, dass sich bei mir ein Kreis schließt. Denn ich nutzte die Testfahrten auch, um den schon erwähnten Alterssitz meiner Großeltern aufzusuchen.

Die erste Begegnung mit dem Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel

Morgens um sieben, bevor an der Ostküste Kataloniens die Sonne aufgeht, verlasse ich das Hotel. Zusammen mit Thomas Blachetzki von Autogefühl, der mich bei meinem Trip in die Vergangenheit begleitet, mache ich mich auf den Weg. Über kleine Straßen geht es vom Hotel zur Autobahn. Auffällig das helle Licht der Bi-Xenon Scheinwerfer. Dank eines Lichtsensors, die Bestandteil der Ausstattung der von uns gefahrenen „Sports-Line“ ist, hat der Mazda das Licht automatisch eingeschaltet. Das erweist sich später am Tag noch als sehr nützlich, weil der Mazda3 die Tunnel der Küstenstraße stets selbständig ausleuchtet.

Hinter dem Namen „Sports-Line“ verbirgt sich Top-Version des Mazda3. Äußerlich fallen sofort die großen 18-Zoll-Leichtmetallfelgen mit 215/45 R18-Bereifung auf. Im Innenraum fällt mein Blick sofort auf das sog. „Head-up Display“, das bei Mazda „Active Driving Display“ heißt. Mit mehr als zwei Metern Körperlänge kann ich zwar prima im Mazda3 sitzen, die Projektion des „Head-up Display“ landet bei mir jedoch auf der Motorhaube und nicht auf der Straße.

Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel
Headup-Display im Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel

Auf der Autobahn fällt die extreme Laufruhe des 2,2 Liter großen und 150 PS starken Diesel-Motors auf. Beim Stopp nutze ich später die Gelegenheit, um unter die Motorhaube zu blicken. Teil der Motoraufhängung sind vergleichsweise große Geräuschdämpfer. Das erklärt, warum im Innenraum des Mazda3 keine Vibrationen ankommen.

Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel
Im Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel sorgen kräftige Motorlager dafür, dass der Diesel im Innenraum nicht zu fühlen ist.

Mit einer Verdichtung von 14:1 ist der Motor zudem für einen Diesel ungewöhnlich gering verdichtet. Beim Fahren fehlen alle Diesel-Geräusche, das habe ich so noch nicht erlebt. Selbst beim kräftigen Beschleunigen erinnert die Geräuschkulisse eher an einen Benziner. Trotzdem fährt sich der Mazda3 wie ein typischer Turbodiesel. Mit einem Drehmoment von 380 Nm, das bei geringen 1.800 Umdrehungen anliegt, geht es dieseltypisch vorwärts.

Zwei Turbolader teilen sich im Mazda3 Diesel die Arbeit

Für ein optimales Beschleunigungsverhalten vertraut Mazda auf zwei Turbolader. Bei niedrigen Drehzahlen übernimmt zunächst ein kleiner Lader die Beatmung des Motors. Im „Hintergrund“ wird dabei der größere Lader auf Touren gebracht, um bei größeren Drehzahlen an die Stelle des Kleineren zu treten. Klingt komplizierter als es ist und sorgt dafür, dass der Motor ohne das sonst bei Turbomotoren teilweise stark ausgeprägte Turboloch beschleunigt.

Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel
Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel

Auf der Autobahn gleiten wir dahin. Beim Überholen erweist sich der Spurwechselassistent, Mazda nennt dies RVM (Rear View Monitoring), der „Sports-Line“ als praktisch. Ein Stück der Autobahn besteht aus Betonplatten. Der Japaner meistert alle Querfugen ohne Probleme. Daran ändert sich auch nicht, als wir die Autobahn verlassen.

Im Hinterland werden die Straßen kleiner, schlechter und steiler. Mit dem Sechsgang-Schaltgetriebe hat der Pilot des Mazda3 auch auf steilen Anstiegen immer den optimalen Gang zur Hand. Auch auf den nun teilweise recht schlechten Straßen dringt kein Knarzen oder Knistern an die Ohren der Insassen hervor. Alles an diesem Mazda scheint souverän verarbeitet zu sein und macht qualitativ einen guten Eindruck.

Angekommen am Ziel in Vilanova d’Escornalbou suchen wir uns einen Platz, um den Mazda3 abzustellen. Selbst in diesem kleinen Ort ist die spanische Immobilienkrise sichtbar. Irgendwer ist hier auf die Idee gekommen, ein gigantisches Neubaugebiet zu planen. An den fertiggestellten Straßen jedoch stehen drei oder vier Häuser, obwohl gefühlt für Hunderte von Häusern Platz wäre. Das Haus meines Großvaters, das in meiner Erinnerung einen guten Kilometer vor dem Ortseingang lang, ist dadurch an den Ort herangerückt.

Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel
Ausflug in die eigene Jugend mit dem Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel

Ich schieße ein paar Fotos für die Verwandten, dann geht es zurück nach Barcelona. Wir wählen die Landstraße. Als die breiter wird, ist der Mazda3 endgültig in seinem Element. Das Überholen geht im Mazda3 stets leicht von der Hand. Das Navigationssystem weist uns sicher den Weg. Mazda hat viel Aufwand getrieben, um die Kommunikation der Insassen mit dem Auto optimal zu gestalten.

Die Dialoge des MZD Connect genannten Systems sind aufgeräumt, niemals sind mehr als neun Elemente oder Optionen gleichzeitig auf dem 7 Zoll großen Bildschirm zu sehen. Im Stand lässt sich das Navigations- und Kommunikationssystem des Mazda3 über einen Touchscreen bedienen. Sobald das Auto rollt, heißt es auf der Mittelkonsole „drehen“ und „klicken“ oder die Lenkradtasten zu benutzen.

Mazda3 SKYACTIV-D 150 Diesel
Das Display des MZD Connect zeigt das Durchfahren eines Tunnels pfiffig an. Andere Systeme zeigen hier einfach ein „GPS nicht verfügbar“ an.

Ein Schönheitsfehler ist, dass die Höhenangabe in unserem Navigationssystem nicht funktioniert. Als wir das 721 Meter hochgelegene Kloster Montserrat passieren, bewegt sich der Mazda3 noch auf Meereshöhe. Es bleibt der einzige echte Fehler, der auffällt. Ab dem kommenden Wochenende steht der Mazda3 bei den Händlern. Ein Besuch könnte sich lohnen, denn der Mazda3 ist ein schnörkelloses Auto, das in vielen Punkten erfreulich gut gemacht ist.

PS: Weitere Infos zum Mazda3 findet Ihr auch in den Auto-Blogs von:

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!