Der Toyota Land Cruiser ist ein echter Geländegänger und kein weichgespültes SUV, wie es sie zurzeit an jeder Ecke gibt. Seit dem Debüt 1951 baute Japans Nummer eins mehr als zehn Millionen Exemplare seines Geländewagens.
Hilfsdienste und Abenteurer schätzen den japanischen Geländewagen als verlässliches und robustes Fahrzeug. Denn der Land Cruiser bringt seine Insassen bei Bedarf bis ans Ende der Welt. Die britische Autosendung Top Gear fuhr mit einem – allerdings stark modifizierten – japanischen Geländewagen sogar bis zum magnetischen Nordpol. Bei Top Gear stand inhaltlich der Toyota Hilux im Mittelpunkt. Trotzdem unterstrich auf dem zum Pol auch der Land Cruiser eindrucksvoll seine Leistungsfähigkeit.
Wie bei anderen Geländewagen stand am Anfang der Entwicklung der Zweite Weltkrieg. 1941 erbeutete die japanische Armee auf den Philippinen einen frühen Jeep aus der Fabrik der American Bantam Car Company. Die Militärbehörden wiesen Toyota an, ein ähnliches Fahrzeug zu konstruieren. Toyota machte sich an die Arbeit. Ab 1942 stand der geländegängige AK 10 AJ (Achtung: Link für zu einer Seite auf französisch) mit einer Nutzlast von einer halben Tonne zur Verfügung.
Doch die Produktion des AK 10 AJ kommt in der japanischen Kriegswirtschaft nicht wie gewünscht in Gang. Der „AJ“ blieb eine Randnotiz. Denn Japan verlor den Krieg und Toyota stellte die Produktion seines ersten Geländewagens wieder ein. Als ab 1950 in Japan die Wiederaufrüstung anstand, schrieb die „Nationale Polizeireserve“ die Lieferung eines Geländewagens aus. Toyota konstruierte dafür den Typ „BJ“. Technisch ist es eine Neukonstruktion. Denn die Techniker wissen um die Probleme des Vorgängers. Trotzdem fiel der neue Geländewagen bei der Ausschreibung des Militärs durch.
Die Ablehnung des Militärs war ein Glücksfall!
Denn damit war der Weg frei, den BJ ab dem 1. August 1951 an andere Kunden zu verkaufen. In Behörden und Forstverwaltungen fand Toyota dankbare Abnehmer für sein robustes Fahrzeug. Mit Starrachsen, Allradantrieb und einem 3,4-Liter großen Dieselmotor war der BJ das perfekte Fahrzeug, um abgelegene Gebiete des Kaiserreichs anzusteuern. Auch wenn in den ersten Jahren nur wenige Hundert Exemplare pro Jahr entstanden, brannte jetzt die Lunte.
Toyota erkannte schnell, mit dem Geländewagen lässt sich auch außerhalb Japans gutes Geld verdienen. 1954 bekam der BJ deshalb ein Facelift, das ihn „ziviler“ aussehen lies. Zudem trug der Geländewagen ab jetzt den Namen Land Cruiser. Gleichzeitig stellt Toyota dem Land Cruiser 1957 einen größeren Viertürer zur Seite. Bereits 1957 entstanden fast 3.000 Stück, von denen jedoch weniger als 500 in Japan einen Kunden fanden. Die Mehrzahl ging in den Export.
Nach dem Jeep war Land Rover das Vorbild!
Der Verkauf ins Ausland war bei der Umbenennung ein entscheidender Grund. Ganz neu war der Name übrigens nicht. Denn bereits seit 1934 bot Studebaker eine Limousine mit diesem Namen an. Doch bei Studebaker verschwand der Name praktischerweise Ende 1954 aus dem Programm. Toyota übernahm den Namen dankbar. Hanji Umehara, technischer Direktor bei Toyota, gab später zu, dass der neue Name auch Bezug auf den Wettbewerber Land Rover nahm:
In England we had another competitor — Land Rover. I had to come up with a name for our car that would not sound less dignified than those of our competitors. That is why I decided to call it ‚Land Cruiser’.
Hanji Umehara – Technischer Direktor bei Toyota
Um den Bedarf im Ausland zu befriedigen, fertigt Toyota den Land Cruiser auch vor Ort. Bereits ab 1958 entstehen einige Land Cruiser in Brasilien. Heute entstehen die Geländegänger von Toyota nicht nur in Japan, sondern auch in Portugal und Kenia. Aus diesen drei Produktionsstätten versorgt Toyota rund 170 Länder mit dem Geländewagen. Denn nicht immer ist nach vollziehbar, wo die Fahrzeuge tatsächlich zum Einsatz kommen.
Zudem entwickelt Toyota spezielle Versionen für die Bedürfnisse der weltweiten Kunden. Ab 1967 entsteht beispielsweise für den Verkauf in den USA ein Land Cruiser mit einer geänderten Karosserie. Sie bietet etwas mehr Platz und erhöht den Komfort der Insassen. Unverkennbar stand beim Land Cruiser für die USA der Jeep Station Wagon Pate. Aber die Kopie gilt in Asien ja bekanntweise als möchte Form der Verneigung. Und an den Qualitäten des Land Cruiser ändert auch die andere Karosserie nichts.
Im Kern blieb sich der Land Cruiser immer treu!
Nach Deutschland kam der Land Cruiser offiziell erst 1977 später. Bemerkenswert war, dass Toyota dabei auf die bereits 1960 vorgestellte Version fürs echte Gelände setzte. Offensichtlich sah Toyota in Deutschland zunächst Bedarf für ein robustes Nutzfahrzeug. Diesen Kern bewahrte sich der Land Cruiser bis in die Gegenwart. Denn auch heute noch Toyota den seit 1984 gebauten „J7“ als Fahrzeug für Expeditionen und Abenteurer an.
Denn vor drei Jahren stellte Land Rover den klassischen Defender ein. Seitdem gilt der Klassiker „J7“ weltweit als letzter Personenkraftwagen, der mit einer Zapfwelle zum Antrieb von Nebenaggregaten lieferbar ist. Besonders Hilfsdienste schätzen diese Möglichkeit, um mit dem Motor des Fahrzeugs Winden, Pumpen oder Bohrgestänge anzutreiben. Neben diesem Geländegänger gibt es die von dem 1967 vorgestellten US-Modell abgeleiteten Land Cruiser mit etwas mehr Komfort. 1998 wich die starre Vorderachse auf Wunsch einer Einzelradaufhängung.
Trotzdem bewahrte die Land Cruiser Familie ihren Kern. Denn inzwischen teilt Toyota seine Land Cruiser in die Linien „Station Wagon“ (Werkscodes 55, 60, 80, 100 und 200), „Heavy Duty“ (BJ, 20, 40 und 70) und „Light Duty“ (90, 120, 150) ein. Unabhängig davon ist immer permanenter Allradantrieb an Bord. Dadurch glänzen alle Land Cruiser mit außergewöhnlichen Geländequalitäten. Weshalb vor vier Jahren Toyota sogar offiziell erklären musste, warum IS-Kämpfer auffällig oft Toyota fahren. Das war für den Autobauer sicherlich unangenehm.
Zumal die Mehrzahl der Käufer ihren Land Cruiser friedlich nutzen. Neben humanitären Hilfsorganisationen lieben besonders Bergleute und Landwirte den Toyota. Besonders beeindruckt eine Geschichte aus Costa Rica. Dort hilft der Land Cruiser Bauern dabei, in 3.500 Metern Höhe Karotten zu ernten. Dabei bewältigt der Geländewagen extrem steile Hänge. Sie sind so steil, dass Menschen sie ohne technische Hilfsmittel nicht bewältigen können.
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