Felgen aus Aluminium sind heute oft schon in der Kompaktklasse Standard. Doch wer war der Erfinder der Alufelgen? Welches Auto war das erste Auto mit Alufelgen? Es war 1924 der Bugatti Type 35. Doch das mit dem Erfinder der Alufelgen ist nicht ganz so einfach.
Mit den Alufelgen realisierte Ettore Bugatti eine Idee von Harold Arminius Miller. Der Gründer und Chef der Harry A. Miller Manufacturing Company ließ sich die Idee, Räder aus Aluminium herzustellen, schon 1920 patentieren. Strenggenommen ist Miller damit der Erfinder der Alufelgen. Doch Miller belässt es bei der Idee. Seine erfolgreichen Rennwagen, an deren Konstruktion Fred Offenhauser mitarbeitet, rollen stets auf klassischen Speichenrädern. Im elsässischen Molsheim denkt Ettore Bugatti die Idee weiter. Der umtriebige Konstrukteur experimentiert mit Aluminium als Baumaterial für Räder, Speichen und Bremsen.
In der eigenen Gießerei bei Bugatti entstehen die ersten Prototypen. Im Mai 1924 meldet Bugatti „Verbesserungen an Fahrzeugrädern mit Kühlscheiben“ zum Patent an. Kurze Zeit später rüstet Bugatti seinen Type 35 mit Rädern aus Aluminium aus. Statt dünner Speichen verfügen die neuen Räder von Bugatti über acht flache und breite Speichen. Zudem verfügen sie über einen abnehmbaren Felgenkranz und eine integrierte Bremstrommel. Beim Großen Preis von Frankreich, der 1924 auf dem Circuit de Lyon stattfindet, setzte Bugatti die neuen Felgen erstmals ein. Doch die Reifen lösen sich von der Lauffläche. Die Werkswagen von Bugatti sind im Rennen chancenlos.
„Erfinder“ Bugatti hält an seinen Alufelgen fest
Denn der Konstrukteur weiß, dass die flachen breiten Speichen aerodynamische Vorteile bieten. Sie verwirbeln die Luft weniger als klassische Speichen. Außerdem sorgt das offene Design mit den flachen Speichen für eine bessere Wärmeabfuhr. Dies ist gerade bei sportlicher Fahrweise, die die Bremsen naturgemäß stark beansprucht, hilfreich. Der Erfolg wird den Konstrukteur bestätigten. Denn bis 1930 fahren die offenen Sportwagen des Type Bugatti T35 über 2.000 Siege – bei Zuverlässigkeits- und Orientierungsfahrten sowie Rennen – ein. Damit streitet der Bugatti T35 mit dem BMW M3 um den Titel des erfolgreichsten Rennwagens aller Zeiten.
Die neuen Felgen spielten bei den Erfolgen des Bugatti T35 durchaus eine Rolle. Denn die Bugatti-Räder mit angegossener Bremstrommel waren Speichenrädern ihrer Zeit deutlich überlegen. Denn ihr aufgeschraubter äußerer Ring verhindert das Abspringen des Reifens. Das Abspringen der Reifen bei schneller Kurvenfahrt war bei Rennfahrern der 1920er-Jahre gefürchtet. Die Felgen von Bugatti wirkten diesem Problem wirksam entgegen. Die Bugatti-Piloten konnten so Kurven dank der neuen Felgen mit höherem Tempo als ihre Konkurrenz durchfahren. Zudem boten die Felgen Gewichtsvorteile. Das reduzierte im Vergleich mit klassischen Stahlfelgen die ungefederten Massen. Das dadurch gesenkte Trägheitsmoment verbesserte das Fahrverhalten.
Wobei Bugatti das Spiel auf die Spitze treibt!
Der Type 35 ließ sich leichter und exakter lenken, besser bremsen und federt komfortabler als vergleichbare Rennwagen seiner Zeit. Für den Type 35 sowie dessen Varianten Type 39 und Type 51 entstanden drei Varianten der Alufelgen. Es gibt 19 und 20 Zoll große Felgen. Daneben variierte Ettore Bugatti die Größe der Bremsen. In den folgenden Jahren entwickelte der Konstrukteur die Technik weiter. 1933 meldete Bugatti erneut ein Patent an. Es trug den Titel das „Elastische Rad, dessen Radkranz in radialer und axialer Richtung gegen den Radkörper abgefedert ist“.
Insgesamt meldete der geniale Erfinder Ettore Bugatti im Laufe seines Lebens mehr als 500 Patente an. Doch „nur“ zwei davon beschäftigen sich mit Felgen. Trotzdem stiegen die Aluräder von Bugatti mit ihren acht breiten Aluminiumspeichen praktisch sofort zum sicheren Erkennungszeichen eines Sportwagens von Bugatti auf. Zudem bleibt ihnen immer die Tatsache, dass sie die ersten Alufelgen auf einem Auto waren.