Rennsport-Geschichten

BMW M3 (E30) – alles zum erfolgreichen Tourenwagen der Welt

1986 entstand der erste BMW M3 (E30) als Homologationsmodell für den Motorsport. Es war der Startschuss zu einer bemerkenswerten Erfolgsgeschichte.

Mitte der 1980er-Jahre waren für Auto-Natives und Sportfahrer gute Zeiten. Denn fast alle großen Hersteller boten knackige Sportmodelle an. Den Anfang machte ausgerechnet Daimler-Benz – damals weit weg vom Verdacht, sportliche Autofahrer zu bedienen. Denn die Stuttgarter wollten ihr Image verbessern. Weshalb sie beim britischen Tuner Cosworth einen Vierventil-Zylinderkopf für den eigenen Vierzylinder orderten. Dabei entstand ein veritabler Sportmotor, der im kompakten Mercedes-Benz 190 2.3-16 zunächst zu einigen Geschwindigkeitsweltrekorden fuhr. Anschließend tauchte der Baby-Benz im Rallye-Sport auf und wurde 1986 mit Volker Weidler Vize-Meister der DTM.

Die Antwort aus München verschob die Messlatte

Als Antwort auf Mercedes begannen auch BMW an der Arbeit an einem besonders sportlichen Dreier. Wobei das Glück half. Denn in München galt der Vierzylinder-Turbo in der Formel 1 gerade als Auslaufmodell. Deshalb hatten die Entwickler freie Kapazitäten und Motorenexperte Paul Rosche adaptierte den Vierventil-Zylinderkopf des BMW M1 für den ursprünglich bereits 1961 mit der Neuen Klasse eingeführten Vierzylinder. Damit verfügte auch BMW über einen echten Sportmotor für die Mittelklasse.

Mit dem S1B23 wird der 3er zum M3!

Der S1B23 genannte Motor erreichte im Serientrimm 200 PS. Selbst mit Kat standen 195 PS und lag damit zehn PS als bei Mercedes zur Verfügung. Dank dieses Motors wurde jetzt aus dem Dreier der BMW M3. Wobei die Münchener ihr Fahrzeug noch konsequenter als die Stuttgarter ihren 2.3-16 auf den Sporteinsatz auslegten. Denn mit Blick auf den Sporteinsatz verfügte der ausschließlich als Zweitürer angebotene erste M3 über eine deutlich modifizierte Karosserie. Auffällig die im Vergleich zum Standardmodell des Dreiers verbreiterten Kotflügel.

BMW S12 – der Motor aus dem BMW M3
BMW S12 – mit diesem Motor wurde aus dem Dreier der BMW M3 (Foto BMW)

Unübersehbar die deutlich abgeflachte Heckscheibe, die die Wirkung des großen Heckflügels verbesserte. Dazu war Leichtbau ein zentrales Motiv des Fahrzeugs. Bei den vorderen und hinteren Stoßfängern, den Seitenschwellern sowie dem Kofferraumdeckel und dem Heckspoiler kam reichlich Kunststoff zum Einsatz. Alles zusammen sorgte dafür, dass ein 1.200 Kilogramm schweres Sportmodell auf der IAA 1985 seine statische Premiere feierte und für Aufsehen sorgte.

Denn der M3 brachte jede Menge Motorsport-Feeling auf die Straße, liegt der erste Gang des Fünfganggetriebes doch unten links. Dadurch liegen der zweite und dritte Gang sowie der vierte und fünfte Gang jeweils in einer Ebene. Denn diese Anordnung bringt im Motorsport, wo der erste Gang praktisch nur beim Start von Nöten ist, Vorteile. Und ist ein deutliches Zeichen dafür, wie sehr der Motorsport beim M3 von Anfang an im Fokus stand. 

Motorsport stand im Vordergrund!

Dafür nahmen die Verantwortlichen sogar Einschränkungen beim Komfort in Kauf. So führte der Einbau eines 70-Liter-Tanks dazu, dass das Kofferraumvolumen von 425 auf 404 Liter sank. Zudem waren mit Blick auf den angestrebten Sporterfolg auch höhere Produktionskosten kein Problem. Denn bei den zahmen 3er-Brüdern der Generation E30 hielt ein Scheibengummi mit Keder die Frontschreibe im Rahmen. Um sich Vorteile beim cw-Wert zu sichern, verklebte BMW die Scheiben – obwohl das damals noch ein teurer Spaß war.

30 Jahre BMW M3
Der erste BMW M3 war das ultimative Auto für Sportfahrer. Die Kunden waren begeistert. Statt der geplanten 5.000 Exemplare entstanden insgesamt rund 18.000 Stück. (Foto: BMW)

Schon im Frühjahr 1986 durften sich die ersten Motorjournalisten ein Bild vom neuen Sportler machen. Kurz danach begann die Auslieferung der ersten Kundenfahrzeuge. Innerhalb von zwölf Monaten entstanden die vom Reglement geforderten 5.000 Exemplare. Damit stand zur Saison 1987 der Homologation in der Gruppe A nichts mehr im Weg. BMW homologierte den Rennwagen, um in der neuen Tourenwagen-Weltmeisterschaft zu starten.

Skandal beim Debüt in Monza

Am 22. März 1987 startet der BMW M3 in Monza in das Abenteuer Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Es war jedoch eher ein Fehlstart, der in offiziellen Rückblenden heute oft unter den Tisch fällt. Aber dafür gibt es ja dieses Auto-Blog, doch der Reihe nach. Denn schon im Training zeigten die neuen BMW ihr Potenzial. Zwar sicherte sich Ford die Pole Position. Doch dahinter lagen gleich sechs neue M3 auf den Plätzen zwei bis sieben. Den schnellsten M3 teilten sich übrigens der unvergessene Roland Ratzenberger und Emanuele Pirro.

Zwei Jahre nach dem Debüt gab es ein M3 Cabrio - böse Zungen sagen, dass das eine Folge des Skandals von Monza war. (Foto: BMW)
Zwei Jahre nach dem Debüt gab es ein M3 Cabrio – böse Zungen sagen, dass das eine Folge des Skandals von Monza war. (Foto: BMW)

Doch anders als Ford, wo alle Sierra Cosworth im Rennen strandeten, fuhren die M3 das Rennen zu Ende. Im Ziel lagen sogar sechs der neuen Rennwagen in Front. Doch in den kommenden Stunden überschlugen sich die Ereignisse. Denn alle sechs flogen aus der Wertung, womit der erste Auftritt des Neuen in einem handfesten Skandal endete.

Die Kunden merkten, dass ihre Autos schwerer waren!

Dem Wertungsausschluss ging der Protest eines privaten BMW-Teams voraus. Ihm war aufgefallen, dass die Werkswagen bei der Abnahme bis zu 80 Kilogramm leichter als das eigene Fahrzeug waren. Und dies, obwohl auch ihr privater M3 aus der Produktion von BMW Motorsport stammte. Doch die Werkswagen hatten ein „Geheimnis“. Denn das Blech ihrer Dächer war nach einer chemischen Spezial-Behandlung wohl etwas dünner als in Kunden-Rennwagen.

Doch beim zweiten Saisonlauf der WM dominierte der M3 erneut. Inzwischen regelkonform behielt der Sportler diesmal den Sieg. Weshalb im Fahrerlager das Gerücht aufkam, BMW habe Serienfahrzeuge geköpft, um die Rennwagen mit neuen Dächern auszurüsten. Ein Witz, weil das 1987 eigentlich unvorstellbar war, lautete: „Jetzt gibt es bei BMW bald ein M3 Cabrio“. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass es ein Jahr später tatsächlich ein M3 Cabrio gab.

Auch BMW nutzt die Evolution

Ebenfalls 1988 präsentierte BMW auch ein auf 220 PS Leistung gesteigertes M3-Evolutionsmodell. Zwei Jahre später folgte dann die maximale Ausbaustufe der ersten Modellgeneration. Beim auf 600 Exemplare limitierten BMW M3 Sport Evolution sorgte ein 238 PS starker 2,5-Liter-Motor für Vortrieb. Im Kampf um den DTM-Titel reagierte BMW damit auf die Evolutionsmodelle von Mercedes. Doch das 1982 eingeführte Reglement der Gruppe A setzte der Weiterentwicklung für den Sport engere Grenzen.

Der BMW M3 ist ein Racer. 1987 bei der Tour de Corse gewannen Bernard Béguin und Jean-Jacques Lenne mit dem Bayern sogar eine WM-Rallye. (Foto: BMW)
Der BMW M3 ist ein Racer. 1987 bei der Tour de Corse gewannen Bernard Béguin und Jean-Jacques Lenne mit dem Bayern sogar eine WM-Rallye. (Foto: BMW)

Deshalb kamen die Hersteller bald auf die Idee, ihre Serienmodelle von den Rennwagen abzuleiten. Daher verfügte die nur in Brillantrot und Glanzschwarz lieferbar Sport Evolution über in drei Stufen verstellbare Front- und Heckspoiler. Womit der Sportfahrer neben der Normalstellung eine „Monza“ und „Nürburgring“-Konfiguration – für mehr Topspeed oder mehr Abtrieb – nutzen konnte. Dazu liegt der Sport Evo zehn Millimeter tiefer als der normale M3 und bremst mit einer verbesserten Bremsanlage.

BMW M3 – von Anfang an ein Gewinner

Insgesamt entstanden vom M3 der ersten Generation bis zum Sommer 1991 rund 18.000 Exemplare. Damit baute BMW deutlich mehr M3 der Generation E30, als ursprünglich geplant. Wobei unklar ist, wie viele M3 tatsächlich im Motorsport zum Einsatz kamen. Aber dort sind sie bis in die Gegenwart vertreten und sammelten bisher mehr als 1.500 Rennsiege auf der Rundstrecke, am Berg und im Rallye-Sport. Diese Siegesserie begann bereits im Premierenjahr und sie ist immer noch nicht zu Ende. Denn inzwischen rennen M3 weltweit im historischen Motorsport. Dort siegen sie weiter!

Zum Mythos M3 trug auch bei, dass Roberto Ravaglia 1987 mit dem Bayern trotz des Skandals von Monza die Tourenwagen-Weltmeisterschaft gewann. Dazu sicherten sich im gleichen Jahr Eric van de Poele den DTM-Titel und Winfried Vogt die Tourenwagen-Europameisterschaft. Zwei Jahre später holte Roberto Ravaglia mit dem Ur-M3 den zweiten DTM-Titel. Von 1989 bis 1992 gewann BMW mit dem M3 zudem viermal in Folge das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. All das führte dazu, dass der erste M3 heute eine rollende Legende ist.

Technische Daten zum BMW M3 der Baureihe E30

M3 Cabrio M3
mit Kat
M3
ohne Kat.
M3
mit Kat
M3 Cabrio M3
Sport Evolution
mit Kat
Baujahr 05.1988–06.1991 02.1987–05.1989 02.1986–06.1989 06.1989–10.1990 06.1989–06.1991 1990
Motor S14 B23 S14Z S14 B23 S14 B23 S14 B25
Hubraum 2.302 ccm 2.467 ccm
Zylinder/Ventile 4 mit je 4 Ventilen pro Zylinder
Bohrung × Hub 93,4 × 84 mm 95 mm × 87 mm
Verdichtung 10,5:1 10,2:1
max. Leistung
bei 1/min
195 PS bei 6750 200 PS
bei 6750
215 PS bei 6750 238 PS bei 7000
max. Drehmoment
bei 1/min
230 Nm bei 4750 240 Nm bei 4750 230 Nm bei 4600 240 Nm bei 4750
Höchstgeschwindigkeit 228 km/h 230 km/h 235 km/h 241 km/h 239 km/h 248 km/h
Beschleunigung
0–100 km/h
7,3 s 6,8 s 6,7 s 6,7 s 7,3 s  6,5 s
Leergewicht 1.360 kg 1.200 kg 1.360 kg  1.200 kg

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!