Fahrberichte: Renault

Test Renault Twizy – Elektriker für die Innenstadt

Vor einigen Tagen haben wir berichtet, dass das Carsharing-Projekt RUHRAUTOe seine Flotte Anfang April um den Renault Twizy erweitert. Anlässlich einer Präsentation in der Essener Innenstadt konnten Max und ich heute dem kleinen Franzosen bei einer kurzen Spitztour auf den Zahn fühlen.

Wer vor dem Renault Twizy steht, steht vor einem kleinen Auto. Vor das Einsteigen haben die Entwickler Flügeltüren gesetzt. Spötter werden anführen, dass der Renault damit vor vielen Landdiskotheken eine gute Figur machen würde. Doch die Türen sind beim Twizy nicht das Ergebnis eines missratenen Show-Tuning-Experiments. Sie sind Bestandteil des Konzepts „Stadtauto“.

Denn der Twizy ist 2,3 Meter lang und 1,2 Meter breit. Mit diesen Abmessungen darf der Twizy in Deutschland quer parken. Sofern der kleine Franzose nicht über Parkplatzmarkierungen hinausragt oder andere Verkehrsteilnehmer behindert. So sind die Flügeltüren am Ende konsequent.

Einsteigen gelingt nur in der richtigen Reihenfolge

Denn im Renault Twizy sind die beiden zur Verfügung stehenden Plätze hintereinander positioniert. Der Beifahrer muss vor dem Fahrer einsteigen. Denn wenn es für den Beifahrer bequem und geschmeidig in den Innenraum gehen soll, ist der Vordersitz zunächst ganz nach vorne zu bewegen. Im zweiten Schritt kann dann auch der Fahrer in der Sicherheitszelle Platz nehmen.

Renault Twizy
Der Renault Twizy, den Max und ich heute testen konnten.

In Betrieb genommen wird der Renault Twizy mit einem Schlüssel. Wie in vielen Autos wird dieser neben dem Lenkrad eingesteckt. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten. Denn da der Motor bei einem Elektroauto nur läuft, wenn gefahren wird, ist mit dem Schlüssel nichts zu starten. Zumindest nicht im klassischen Sinne. Vielmehr erinnert die Aktion an das Booten des heimischen Computers.

Anschließend die gewünschte Fahrrichtung eingestellt werden. Dazu dient ein Taster auf der linken Seite des übersichtlich bestückten Armaturenbretts. „D“, „N“ und „R“ steht darauf. Das ist im Prinzip selbsterklärend. Genauso wie die Handbremse, die sich links unterhalb des Lenkrads befindet.

Innenraum im Renault Twizy
Innenraum im Renault Twizy (Foto: Renault)

Unsere Fahrt beginnt rückwärts

Langsam, fast zärtlich setzt sich der Twizy in Bewegung. Ungewohnt, dass es nach hinten kein Fenster gibt. Wer rückwärts unterwegs ist, muss sich mit den beiden Außenspiegeln orientieren. Übersichtlich ist das nicht. Dafür glänzt der Twizy mit einem kleinen Wendekreis. Das passt bestens zu dem Anspruch eines Stadtautos.

Nach wenigen Metern kann ich den Twizy stoppen und den Vorwärtsgang wählen. Von Einlegen würde ich hier nicht sprechen wollen. Denn der Schalter gibt kein Feedback. Nur das Kombiinstrument zeigt die eingestellte Fahrtrichtung mit einem sympathischen „Go“ an.

Wir verlassen die Fußgängerzone und fahren zum Grillo-Theater. Im Kreisverkehr und den engen Kurven macht der Twizy Spaß. Schnell stehen 41 km/h auf dem Geschwindigkeitsanzeiger. Das ist mehr als hier erlaubt ist. Über den Limbeker Platz fahren wir zur Bundesstrasse 224.

Beim Ampelstart erreicht der Twizy aus dem Stand heraus schnell die notwendigen 60 km/h, die hier alle fahren. 450 Kilogramm wiegt der kleine Renault. Mit dem 18 PS starken Elektromotor ist der Twizy im Stadtverkehr offensichtlich völlig ausreichend motorisiert.

Wo Motorensound fehlt, regiert der Fahrwind!

Bereits bei knapp 40 km/h übernimmt der Fahrwind das akustische Kommando. Max und ich sind in der Männerversion ohne die optional erhältlichen Seitenscheiben unterwegs. Bei Außentemperaturen von zwei Grad ist das nicht jedermanns Sache. Denn während der Fahrer hinter der großen Windschutzscheibe windgeschützt sitzt, zieht es hinten beim Beifahrer kräftig.

Renault Twizy in Essen
Mit dem Renault Twizy in Essen unterwegs …

Wir verlassen die Bundesstraße, kehren über kleinere Straßen zu unserem Ausgangspunkt am Hauptbahnhof zurück. Dabei fällt die harte Abstimmung des Renault Twizy auf. Ein Detail, das mit dem kurzen Radstand zusammenhängt und beim Ur-Smart einen größeren Erfolg verhinderte.

Die Bewertung ist nicht einfach

Nach 25 Minuten geben wir den Twizy wieder bei RUHRAUTOe zurück. Die Tour hat Spaß gemacht, auch wenn das Fehlen eines Motorgeräuschs gewöhnungsbedürftig ist. Der Renault Twizy macht in der Stadt eine gute Figur. Bis zu 115 Kilometer Reichweite verspricht Renault, was wir auf dieser kurzen Tour natürlich nicht überprüfen können. Geladen wird der Twizy mit einem aufrollbaren Kabel, das während der Fahrt hinter einer Abdeckklappe an der Fahrzeugfront verstaut wird. 3,5 Stunden dauert der Ladevorgang.

Für Berufspendler, die kurze Strecken fahren, kann der Renault eine Alternative zum Motorroller oder auch dem öffentlichen Nahverkehr sein. Das könnte sogar preislich halbwegs passen. Denn angeboten wird der Twizy zu einem Einstiegspreis von 6.990 Euro. Dazu kommen 45 Euro Monatsmiete für die Batterie, wobei Renault von einer jährlichen Fahrleistung von 7.500 Kilometern ausgeht.

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Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!