Fahrberichte: Volkswagen

Fahrbericht: Volkswagen Amarok V6 TDI 4MOTION

Die Nutzfahrzeugsparte von Volkswagen hat ihren Pick-Up Amarok überarbeitet. Zum neuen Modelljahr gibt es einen V6 unter der Haube des Lasttiers. Ich war bereits jetzt mit dem 224 PS starken Volkswagen Amarok V6 TDI 4MOTION unterwegs – passenderweise im Gelände!

Denn auch wenn VW betont, dass der Pick-Up sogar vor der Oper eine gute Figur macht. Der Geländegänger blüht erst abseits befestigter Wege so richtig auf. Das habe ich natürlich ausprobiert. Geländegängige Pick-Ups sind weltweit ein gutes Geschäft. Ford ist da traditionell richtig stark. Besonders natürlich in Nordamerika, aber auch in Ländern wie Brasilien, Südafrika und Australien ist der F150 für die Amerikaner eine Gelddruckmaschine.

Erfolg macht interessant, deshalb bieten mit General Motors und Toyota sowie einigen kleineren Anbietern praktisch alle Automobilhersteller Pick-Ups an. Kein Wunder, dass Europas Nummer eins sich dem Trend nicht entziehen kann. Seit 2010 hat Volkswagen den Pick-Up Amarok im Programm. Interessanterweise übrigens nicht in Amerika. Denn selbst Toyota fällt es dort seit Jahrzehnten schwer, seine Pick-Ups im Mutterland dieser Fahrzeuggattung nachhaltig zu etablieren.

Der Amarok ist zu 100% ein Volkswagen

Also verzichtet die in Hannover beheimate Nutzfahrzeugsparte der Wolfsburger auf das teure US-Amerikanische Zulassungsverfahren. Den Amis entgeht was! Bei ihrem Pick-Up haben sich die Verantwortlichen bei Volkswagen konsequenterweise für eine Eigenentwicklung entschieden. Beim bis 1997 angebotenen Vorgänger Taro arbeitete Volkswagen noch mit Toyota zusammen. Mit dem Amarok ist auch der Pick-Up ein echter Volkswagen. Nach der aktuellen Überarbeitung mehr denn je.

Überspringen wir an dieser Stelle mal die akademische Frage, ob der Amarok 2016 denn nun ein neues Modell oder ein Facelift ist. Mit dem Update rückt der Amarok im Innenraum an die restliche Produktpalette heran. Ich will jetzt nicht soweit gehen, dass das Arbeitstier im Innenraum wie ein SUV wirkt. Ich hörte diese Aussage bei der Präsentation des neuen Amarok-Jahrgangs öfter, finde das aber gar nicht wichtig. Denn ein Pick-Up ist zunächst ein Arbeitstier. Auch wenn es für den Hersteller natürlich wirtschaftlich interessant ist, sein Produkt an Stadtindianer zu verkaufen.

Mit der Kraft von sechs Zylindern

Doch für mich zählen bei dieser Fahrzeuggattung andere Werte. Werte, wie, dass auf die Ladefläche eine Euro-Palette passt. Oder eine Zuladung, die – je nach Eigengewicht des Amarok – bei mehr als einer Tonne liegt. Zudem darf der Pick-up jetzt 3,5 Tonnen ziehen. Möglich machen dies die neuen Motoren, die jetzt unter der Motorhaube ihren Dienst verrichten. Denn Volkswagen hat im Amarok – zumindest für den europäischen Markt – die bisherigen Reihen-Vierzylinder in Rente geschickt.


Unter der Haube des Volkswagen Amarok gibt es jetzt einen V6

Stattdessen sorgt jetzt der aus dem Volkswagen-Konzern bekannte drei Liter große V6-Diesel für den gewünschten Vortrieb. Ich war von diesem Motor im Audi A6 allroad 3.0 TDI schon begeistert. Im neuen VW Amarok steht das Aggregat in drei speziell an die Bedürfnisse eines Nutzfahrzeugs angepassten Varianten zur Verfügung. Zum Start hat Volkswagen zunächst ausschließlich die 224 PS starke Spitzenmotorisierung im Angebot.

Dieser Motor ist übrigens ausschließlich mit einem Acht-Gang-Automatikgetriebe und Allradantrieb lieferbar. Im September gibt es dann auch eine 204 PS starke Version des Motors, die auch mit einem Sechsgang-Schaltgetriebe bestellbar ist. Im zweiten Quartal 2017 folgt dann noch das 163 PS starke Grundmodell. Der Basismotor wird als einzige Version des neuen Amarok auch mit Heckantrieb lieferbar sein.

Permanenter Allrad-Antrieb mit Torsen-Differential

Der von mir gefahrene 224 PS starke Volkswagen Amarok V6 TDI 4MOTION gibt die Kraft seines Motors über ein zentrales Torsen-Differential permanent an beide Achsen weiter. In Normalfall geschieht dies im Verhältnis 40:60. Auf dem Weg vom Flughafen zum Offroad-Testgelände fährt sich der Pick-Up fast wie ein großer Pkw. Dank der Servolenkung und mit der Automatik geht das trotz der Fahrzeuggröße leicht von der Hand.

Gemütlich gleite ich durch die Landschaft und nutze die Zeit, um mich im Innenraum umzusehen. Die Gestaltung des Armaturenbretts erinnert mich an den Touran. Alles ist am rechten Platz. Lustig ist ein Detail. Beim Starten ist mir das Zeigerballett aufgefallen. Die Zeiger des Tachometers und des Drehzahlmessers schlagen einmal vollständig aus, um dann in die Ausgangsstellungen zurückzukehren. Das kennen VW-Freunde aus dem Golf GTI. Zugegeben, das ist eine Spielerei.

Der große Innenraum gefällt mir

Beim Fahren fällt mir sofort die gute Sitzposition auf. Im vergleichbaren Mitsubishi L200 habe ich nicht so komfortabel sitzen können. Im – allerdings im zwischenzeitlich durch ein neues Modell abgelösten – Pick-Up aus Japan stieß ich im Test regelmäßig mit den Knien an den Träger des Armaturenbretts. Im Amarok besteht diese Gefahr nicht. Der Volkswagen bietet schließlich den größten Innenraum seiner Klasse.

Wer will, der kommt mit dem Amarok also auch zur Oper oder – was ich bevorzuge – zum Schauspielhaus. Weil mit dem neuen Modelljahr des Pick-Ups auch eine Rückfahrkamera lieferbar ist, gelingt in der Stadt auch das Rangieren in enge Parklücken ohne Beulen. Bei aller Leichtigkeit des Fahrens darf die Parklücke allerdings nicht zu klein sein. Immerhin ist der VW mit einer Länge von 5,25 Metern und einer Breite von 2,23 Metern inklusive der Spiegel ein großes Auto.

Artgerechte Amarok-Haltung ist der Geländeeinsatz

Denn eine reine Stadthaltung wird dem Volkswagen Amarok und seinen wahren Fähigkeiten nicht gerecht. Denn mit Allradantrieb und 224 PS starkem Motor sichert dieser Pick-Up auch dort lange das Weiterkommen, wo es keine oder nur sehr schlecht befestigten Wege gibt. Das passt zum Namen Amarok, der von einem wolfsähnlichen Wesen statt, das in der Mythologie der Inuit eine wichtige Rolle spielt.

In einer ehemaligen Kiesgrube konnte ich mir von der Geländegängigkeit des Pick-Up ein ausführliches Bild machen. Für mich ein neues Erlebnis. Denn bisher war ich allenfalls mal auf einem Waldweg oder einer feuchten Wiese mit dem Auto unterwegs. Steile Hänge oder tiefe Wasserlöcher habe ich zuvor noch nicht am Lenkrad eines Geländewagens in Angriff genommen.

Geländemodus einschalten und los geht es

Mit einer gewissen Spannung aktiviere ich am Eingang der Kiesgrube den Geländemodus. Der „Fahrlehrer“, den Volkswagen mir als Gelände-Novizen zur Seite stellt, zeigt mir auf der Mittelkonsole den passenden Schalter. Etwas ungewöhnlich, dass es direkt am Schalter kein Signal gibt, ob der Geländemodus aktiviert ist. Als Anzeige dient eine im Drehzahlmesser integrierte Leuchte. Jetzt weiß ich, dass der Amarok nun mit starrem Durchtrieb unterwegs ist.

Wichtiger ist, dass der Amarok die maximal 550 Newtonmeter Drehmoment des V6-Motors jetzt an beiden Achsen mit starrem Durchtrieb verteilt. Nach ein paar Schlaglöchern, wie sie bei jedem Waldweg vorkommen, wartet die erste richtige Herausforderung auch meinen Wegbegleiter und mich. Vor der Motorhaube geht es steil einen Hügel hinauf. Als besondere Gemeinheit gibt es in der Auffahrt auch noch einen Richtungswechsel.

Dort geht es so eng zu, dass ich zurücksetzen muss, um mit dem Pick-Up ganz nach oben zu fahren.

Da fährst Du mit 2.000 Umdrehungen locker hoch!

Gesagt getan! Der Volkswagen Amarok 4MOTION fährt ohne große Anstrengung den Hügel hinauf. An der Knickstelle stoppe ich, setze etwas zurück und fahre dann ganz nach oben.

War was? Ich merke nichts!

Zeitweilig ist es so steil, dass ich die Strecke unmittelbar vor mir nicht sehen kann. Ich blicke in den Himmel und registriere, dass dieser gerade seine Schleusen öffnet. Neues Nass macht so einen Aufstieg eigentlich zu einer Rutschpartie. Eigentlich – denn dem Amarok ist das fast egal. Der Pick-Up zieht es unwiderstehlich nach oben. Das gleich gilt für die Abfahrt, die hinter dem Hügel auf mich wartet.

Hier sorgt ein speziell auf die Anforderungen im Gelände abgestimmtes ABS dafür, dass der Pick-Up und ich heil nach unten kommen. Obwohl es auch abwärts so steil ist, dass ich den Weg direkt vor dem Fahrzeug teilweise nicht sehen kann. Doch der Parcours hält noch weitere Herausforderungen bereit. Große, fast einen Meter hohe, Kegel auf dem Weg sollen den Amarok ein Bein heben lassen.


Mit dem Volkswagen Amarok V6 TDI 4MOTION im Gelände

Bevor es in die Verschränkungsübung geht, aktiviere ich mit einem weiteren Schalter auf der Mittelkonsole die Differenzialsperre der Hinterachse. Diesmal finde ich die entsprechende Anzeige im Tachometer und wage mich langsam vor. Bei der Überfahrt knackt oder spannt nichts. Dank des stabilen Kastenrahmens steckt der Amarok auch diese Übung ohne Probleme weg. Ich steige sogar aus, um mir das gehobene Rad einmal genau anzusehen.

An einer Wasserdurchfahrt lasse ich es schließlich noch mal richtig spritzen, um dann die Herausforderung einer Steilwand zu suchen. Am Ende ist das Fazit einfach. Der Volkswagen Amarok V6 TDI 4MOTION zeigt, dass das Gelände seine wahre Heimat ist. Doch mit dem neuen Innenraum und dem ausgeprägten Komfort auf normalen Straßen macht der Pick-Up auch im Alltag eine gute Figur. Und ja, wenn es sein muss, dann sogar vor der Oper.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!