1947 präsentierte Citroën auf dem Pariser Autosalon einen neuen Kleintransporter. Ein Jahr später begann die Produktion des Citroën Typ H, der fast vier Jahrzehnte lang in Frankreich ein fester Bestandteil des Straßenbilds war.
Als Citroën 1948 mit der Produktion eines neuen Transporters begann war nicht abzusehen, dass hier gerade ein echter Langläufer ins Autoleben startete. Doch die Produktion des Citroën Typ H sollte erst nach 33 Jahren enden. Das überspannt gleich mehrere Autoepochen. Zum Vergleich hilft ein Blick nach Le Mans. Dort siegte 1949 der praktisch zeitgleich mit dem Typ H vorgestellte Ferrari 166 MM. Beim Produktionsende des Transporters stand in Le Mans fast schon der Porsche 956 in den Startlöchern. Der Quervergleich zeigt, wie weit sich das Auto während der Laufzeit des Typ H weiterentwickelte.
Was machte den Citroën Typ H zum Erfolgsmodell?
Beim Erfolg des Franzosen spielten zunächst sicher seine einfache Bauart und seine robuste Technik eine Rolle. Doch das Erfolgsgeheimnis des Transporters mit der charakteristischen Wellblechkarosserie war größer. Der Typ H nahm vieles vorweg, was heute in der Klasse der Transporter zum guten Ton gehört. Sein wegen des abgesenkten Bodens aufrecht begehbarer Laderaum ist beim Beladen ein großer Vorteil. Zudem schafft er Raum für unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten und machte den Transporter von Citroën attraktiv für die unterschiedlichsten Zielgruppen.
Polizei und Feuerwehr fuhren ihn ebenso wie Handwerker und Gastronomen. Zu seiner aktiven Zeit gab es den Citroën Typ H genauso als Autotransporter, wie als Bestattungswagen, als Bus, als Kipplaster, als Kühlwagen, als rollendes Labor, als Niederflurhubwagen, als Planwagen, als Tiertransporter oder auch als Wohnmobil. Das war auch möglich, weil Citroën den Typ H nicht nur als 4,38 Meter langen Lieferwagen sondern auch als Fahrgestell mit Fahrerhaus anbot. Das nutzten zahlreiche Karosseriebauunternehmen, darunter auch einige in Deutschland, um ihre Varianten des Typ H anzubieten.
Der Citroën Typ H nutzt die Technik des Traction Avant!
Das Engagement der Karosseriebauer führte zur fast schon unübersichtlichen Typenvielfalt. Denn die Karosseriebauer verlängerten die Karosserien und den Radstand, boten bis zu 40 Zentimeter hohe Hochdächer und auch völlig eigenständige Aufbauten an. Das war auch möglich, weil sich Ingenieur Pierre Franchiset und Konstrukteur André Lefèbvre bei der Entwicklung wie schon beim Vorgänger Citroën TUB erneut für den Frontantrieb entschieden. Um den Laderaum zu maximieren, drehten sie Motor und Getriebe des Traction Avant im Typ H um 180 Grad und platzierten den Antrieb vor der Vorderachse.
Das maximierte den Laderaum und bot Vorteile bei der Wartung von Motor und Getriebe. Selbst der Ausbau war innerhalb kürzester Zeit zu bewältigen. Später, als der Traction Avant in den Ruhestand fuhr, zog der Motor der DS in den Typ H ein. Zudem bot Citroën bald auch Dieselmotoren von Perkins und Indénor im Transporter an. Bis zur Einstellung der Produktion im Dezember 1981 entstanden insgesamt knapp 475.000 Exemplare. Die große Mehrzahl der Typ H liefen im Werk Aulnay-Sous-Bois nahe Paris vom Band. In Belgien und den Niederlanden entstanden nur vergleichsweise kleine Stückzahlen.
Denn das war zu einer Zeit, als Europa noch unter Zollschranken litt. Mit der Produktion in den Nachstaaten entfielen dort die Einfuhrzölle. Entsprechend schlägt das Herz der Typ H-Szene heute vor allem in Frankreich und den Benelux-Staaten. Doch auch in Deutschland kümmern sich einige Sammler mit großer Leidenschaft um ihre Typ H. Zudem ist es selbst heute noch gar nicht unwahrscheinlich, einen Citroën Typ H auf dem Jahrmarkt oder beim Stadtfest als Verkaufswagen anzutreffen. Denn dort sorgt die Wellblechkarosserie bei Jung und Alt für Aufmerksamkeit – weshalb Verkäufer ihre Typ H lieben!