Rennsport-Geschichten

3. November 1985: Niki Lauda geht zum letzten Mal in der Formel 1 an den Start

Kinder, wie die Zeit vergeht – Wahrscheinlich gehört diese Erkenntnis zum Älterwerden irgendwie dazu. Plötzlich sind 30 Jahre um, und Du erinnerst Dich, als ob es gestern gewesen ist. Der Tag, als Niki Lauda beim Großen Preis von Australien seine Karriere als aktiver Sportler endgültig beendete, ist so ein Fall.

Am 3. November 1985 trat Lauda zum letzten Mal als Fahrer bei einem Formel-1-Rennen an. Das Angebot von Bernie Ecclestone, 1986 für Brabham zu fahren, lehnte Lauda ab. Stattdessen verabschiedete sich der dreimalige Weltmeister in den Unruhestand. Lauda konzentrierte sich stattdessen auf die von ihm gegründete Fluglinie. Mit der gleichen Konsequenz, die den Österreicher im Motorsport auszeichnete, führte Lauda das Unternehmen zum Erfolg.

Später kehrte Lauda in die Königsklasse zurück und übernahm die Leitung von Jaguar Racing. Doch in den Strukturen des Autobauers Ford, der damals die britische Sportwagenfirma besaß, war selbst der Erfolgsmanager Lauda chancenlos. Heute ist Lauda Teilhaber und Aufsichtsratschef des Mercedes-Formel-1-Teams. Dazu muntert der Österreicher regelmäßig die Formel-1-Übertragungen von RTL mit seiner teilweise recht eigensinnigen Sicht auf das Formel-1-Geschehen auf.

Lauda finanzierte seine Karriere mit Krediten

Trotzdem erinnert sich die Öffentlichkeit an Lauda natürlich immer noch als großartigen Sportler. Nach Anfängen im Austin Mini und der Formel V kämpfte sich der Österreicher bereits mit 22 Jahren in die Formel 1 vor. Den Aufstieg in die Königsklasse finanzierte der waagemutige Pilot teilweise mit Bankkrediten. Um die zu bezahlen, bestritt Lauda regelmäßig Tourenwagen-Rennen. Damals gaben BMW und Ford ihre Autos regelmäßig an Nachwuchsfahrer, um diese bei der weiteren Karriere zu unterstützen.

Tamara Ecclestone, Arturo Merzario, Niki Lauda und Bernie Ecclestone im Grid. (Foto: Porsche)
Tamara Ecclestone, Arturo Merzario, Niki Lauda und Bernie Ecclestone im Grid. (Foto: Porsche)

Nach Stationen bei March und B.R.M. – in beiden Fällen bezahlte Lauda für sein Cockpit – wechselte der Österreicher 1974 zu Ferrari. Enzo Ferrari war aufgefallen, wie Lauda im B.R.M. beim Großen Preis von Monaco Ferraris Top-Star Jacky Ickx auf Distanz hielt und verpflichtete den Österreicher. Schon beim Debüt für Ferrari fuhr Lauda als Zweiter aufs Podium. In Spanien, beim vierten Einsatz für Ferrari, gewann Niki Lauda seinen ersten Grand Prix.

Ein Jahr später sicherte sich Lauda mit fünf Siegen den WM-Titel. 1976 strebte der Österreicher die Titelverteidigung an. Doch beim Großen Preis von Deutschland verunglückte Niki Lauda schwer und zog sich lebensgefährliche Brandverletzungen zu. Trotzdem bestritt Lauda 42 Tage später wieder ein Formel-1-Rennen. Spätestens dieses unglaubliche Comeback machte einen Grundschüler in Kiel zum Fan des Österreichers.

1977 gewann Niki Lauda seinen zweiten Titel für Ferrari!

Daran änderte auch nichts, dass Niki Lauda den Titel 1976 verpasste. Lauda war beim Saisonfinale in Japan nicht bereit, im Regen von Fuji sein Leben aufs Spiel zu setzen. Statt Lauda gewann James Hunt, wie der Spielfilm Rush eindrucksvoll dokumentiert, den WM-Titel. Gradlinig lehnte es der Österreicher das Angebot des Ferrari-Teamchefs Daniele Audetto ab, den Medien einen technischen Defekt als Ausfallgrund zu nennen.

Enzo Ferrari hat die Lauda die Weigerung, in Japan das Rennen zu beenden, nie verziehen. Und so kam es trotzdem des überlegenen gewonnenen WM-Titels 1977 zum Bruch. Schon beim vorletzten Saisonrennen in Canada saß Lauda, dem der Titel nicht mehr zu nehmen war, nicht mehr im Ferrari. Stattdessen saß Gilles Villeneuve im Ferrari.

Niki Lauda wechselte 1978 zu Brabham. Im Team von Bernie Ecclestone gewann der Österreicher mit dem legendären Staubsauger Brabham BT46B den Großen Preis von Schweden. Dazu siegte Lauda mit dem Brabham Alfa-Romeo beim Großen Preis von Italien. Doch ansonsten war Lauda gegen die überlegenen Lotus chancenlos. Mit einem vierten Platz in der Fahrer-Weltmeisterschaft blieb Lauda (vermutlich) hinter den eigenen Erwartungen zurück.

Ich will nicht mehr im Kreis fahren!

Der Rennfahrer verlor zunehmend die Lust an seinem Job als Rennfahrer. Zumal das Brabham 1979 aus dem Tritt geriet. Der Motor von Alfa Romeo, den Brabham einsetzte, war ironisch unzuverlässig. Bei elf Rennen rollte Lauda vorzeitig aus. Beim Großen Preis von Kanada 1979 trat Niki Lauda während des Trainings frustriert zurück. Legendär seine Begründung: „Ich will nicht mehr im Kreis fahren!“

Lauda konzentrierte sich auf sein Unternehmen Air Lauda. Doch der Aufbau der Fluglinie kostete mehr Geld als erwartet. Um Geld zu verdienen, kehrte der Österreicher nach 2 ½ Jahren ins Cockpit zurück. Ab 1982 trat Lauda für McLaren an. Dort vertraute John Barnard als erster Formel-1-Konstrukteur auf ein Kohlefaser-Chassis. Das Plus an Sicherheit und der gutdotierte Vertrag überzeugten Lauda davon, ein Comeback zu wagen.

WM-Titel 1984 … mit einem 1/2-Punkt Vorsprung

Obwohl sich die Formel während der Abwesenheit des Ex-Weltmeisters stark verändert hatte, war Lauda als Fahrer sofort wieder konkurrenzfähig. Als McLaren dann noch den von Porsche konstruierten TAG-Turbo-Motor ins Heck schraubte, gab es endgültig kein Halten mehr. 1984 sicherte sich Niki Lauda seinen dritten WM-Titel. Lauda gewann den Titel, obwohl sein Teamkollege Alain Prost – auf eine Runde – zu dieser Zeit wohl der schnellere Pilot war.

Die Erfahrung siegte über die Jugend. Spätestens mit diesem Titel machte sich Niki Lauda als Sportler unsterblich. Es folgte noch ein weiteres Jahr in der Königsklasse. Doch das wirkte, als ob Lauda seinen Vertrag absaß. Einem Sieg in Zandvoort standen elf Ausfälle gegenüber. So auch bei seinem letzten Start in der Formel 1, heute vor 35 Jahren, als Lauda mit einem Reifenschaden ausfiel.


Dieser Artikel erschien ursprünglich am 3.11.2015. Anläßlich des Todes von Niki Lauda haben wir den Artikel im Mai 2019 erneut veröffentlicht.

AutoNatives.de ist auch bei Facebook. Wir freuen uns über ein Like.







Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!