Auto-Erinnerungen

50 Jahre Fiat Dino Spider

Offene Sportwagen gehörten bei Fiat lange zum guten Ton. Der 1966 vorgestellte Fiat 124 Sport Spider ist heute eine Legende. Kein Wunder, dass sich Fiat beim aktuellen Roadster auf dieses Modell bezieht. Dabei brachte der Autojahrgang 1966 mit dem Fiat Dino Spider noch einen weiteren Fiat Spider hervor, der Autofans bis heute begeistert.

Das Geheimnis des Fiat Dino Spider ist sein Motor. Denn unter der Motorhaube dieses Fiat steckt ein waschechter Ferrari-Motor. Damit spielt der Fiat Dino Spider in einer anderen Liga als der Sport Spider. Obwohl es durchaus Gemeinsamkeiten gibt. Auch für den Fiat Dino Spider liefert Pininfarina das Karosseriekleid. Interessanterweise verfügen beide Spider über den gleichen Radstand von 2,28 Metern. Doch mit einer Länge von 4,11 Metern und einer Breite von 1,71 Metern ist der Fiat Dino Spider das etwas größere Auto.

Der Motor des Fiat Dino Spider ist ein echter Ferrari

Der Sport Spider verfügt beim Debüt über 90 PS aus 1,4 Litern Hubraum. Das ist 1966 ordentlich. Doch die 160 PS des großen Bruders spielen in einer anderen Liga. Der aufregende Sechszylindermotor mit zwei Litern Hubraum geht auf Alfredo „Dino“ Ferrari zurück. Der Sohn des Firmenchefs Enzo Ferrari legte die Grundzüge des V6 fest. Nach dem frühen Tod des Ingenieurs Dino Ferrari vollendet Vittorio Jano den ungewöhnlichen Motor.

Fiat Dino Spider
Foto: Fiat

Mit seinem Zylinderwinkel von 65 Grad bricht der V6 mit dem Grundsatz, dass V6-Motoren einen Zylinderwinkel von 60 Grad haben. 1957 debütiert der Motor in der Formel 2 mit einem Hubraum von 1,5 Litern. Ein Jahr später fährt Mike Hawthorn mit einer 2,4 Liter großen Version des Motors in der Formel 1 zum WM-Titel. Als die FIA für die Königsklasse 1,5 Liter große Motoren vorschreibt, gewinnt Phil Hill mit dem Dino-V6-Motor den zweiten WM-Titel.

Dazu entstehen auf der Grundlage des Dino-Motorendesigns unterschiedliche Varianten des V6 mit bis zu drei Liter Hubraum. Die Scuderia tritt in den 1960er-Jahren nicht nur in der Formel 1 an. Auch bei den Sportprototypen sowie in der Formel 2 genannten zweiten Liga des Monoposto-Sports setzt Enzo Ferrari Rennwagen ein. Als die Commission Sportive Internationale (CSI) der FIA 1965 neue Formel-2-Regeln aufstellt, hat Ferrari ein Problem.

Denn ab 1967 dürfen in der Formel 2 Rennwagen mit 1,6 Liter Hubraum und maximal sechs Zylindern teilnehmen. Das paßt optimal zum Dino-V6. Allerdings muss der Motorblock von einem Serienfahrzeug stammen. Davon müssen in zwölf aufeinanderfolgenden Monaten mindestens 500 Exemplare die Werkshalle verlassen, um den Motor einsetzen zu dürfen. Das kann Ferrari Mitte der 1960er-Jahre nicht leisten.

Aurelio Lampredi passt den Motor für die Großserie an

Doch Enzo Ferrari hat mit Gianni Agnelli einen einflussreichen Freund. Der Fiat-Chef sorgt dafür, dass Fiat den Motor für einen eigenen Sportwagen nutzt. Im Frühjahr 1966 stellt Fiat den Fiat Dino Spider vor. Mit seiner Hilfe meistert Ferrari die Hürde der Homologation. Aurelio Lampredi passt den Rennmotor für den Einsatz in der Großserie an. Lampredi, selbst ein legendärer Motorenbauer, vereinfacht Ventilspieleinstellung und Kettentrieb der Nockenwellen.

Trotzdem leistet der zwei Liter große Sechszylinder-V-Motor mit Aluminiumblock auch bei Fiat 160 PS. Das reicht, um den Fiat Dino Spider auf ein Tempo von 210 Kilometern pro Stunde zu beschleunigen. Den Sprint aus dem Stand auf 100 Kilometer pro Stunde legt der Sportwagen in neun Sekunden auf den Asphalt. Das sind 1966 überdurchschnittliche Fahrleistungen.

Fiat Dino Spider und Ferrari Dino 246 GT (rechts) - Foto: Ferrari
Ab 1969 laufen der Fiat Dino Spider und Ferrari Dino 246 GT (rechts) zusammen bei Ferrari vom Band – Foto: Ferrari

Allerdings ist der Fiat Dino Spider mit einem Preis von mehr als 20.000 Mark alles andere als ein Schnäppchen. Deshalb bleiben die Stückzahlen überschaubar. Bis 1969 entstehen nur 1.163 Exemplare. Im Dezember 1969 verlagert Fiat daher die Produktion zu Ferrari. In Maranello läuft der Fiat zusammen mit dem Dino 246 GT und dem 1967 präsentierten Fiat Dino Coupé vom Band.

Mit der Produktionsverlagerung zu Ferrari bekommen auch die Dino von Fiat einen größeren 2,4-Liter-Motor des Dino-Ferrari. Ferrari kann die Logistik unterschiedlich großer Motoren nicht stemmen. Bis zur Produktionseinstellung im Dezember 1972 folgen weitere 420 Exemplare des Spiders. Damit ist der Fiat Dino Spider heute eine echte Rarität. Von keinen Dino-Modell gibt es weniger.

Technische Daten Fiat Dino Spider

  • Abmessungen: 4,11 Meter lang, 1,71 Meter breit, 1,27 Meter hoch
  • Gewicht: 1.170 Kilogramm
  • Radaufhängung vorn: Oberer Dreieckslenker, unterer Querlenker, Schraubenfedern
  • Radaufhängung hinten: bis 12/1969 Starrachse, halbelliptische Blattfedern, Längsschubstreben, ab 12/1969 Dämpferbeine, Schräg- und Querlenker, Schraubenfedern
  • Grundpreis: circa 20.000 Mark (1966)
  • Motor: Sechszylinder-V-Motor mit Aluminiumblock
  • Getriebe: 5-Gang-Getriebe, Knüppelschaltung, Hinterradantrieb
  • Hubraum: 01/1966–12/1969: 1.988 ccm, ab 12/1969: 2.418 ccm
  • max. Leistung: bis 12/1969 160 PS, ab 12/1969 180 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h

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Zusammengefasst: Ferrari kann 1966 noch keinen Motor 500-mal in Serie fertigen. Doch für den Start in der Formel 2 ist genau das notwendig. Also übernimmt Fiat den Job. Im Fiat Dino Spider übernimmt deshalb ein Ferrari-Motor den Antrieb, der zuvor bereits zwei F1-Titel gewonnen hat.






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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!