1966 schrieb das ZDF TV-Geschichte. Im Rahmen des 1.000-km-Rennens auf dem Nürburgring rüstete die Sendeanstalt einen Porsche mit einer Kamera aus und klebte das Mainzel-Männchen drauf. Ein Jahr später wiederholte der Sender das Experiment. Während es zum ersten Versuch inzwischen relativ viele Berichte gibt, liegt über dem zweiten Einsatz heute meist der Schleier des Vergessens. Doch wir haben einzigartige Fotos gefunden, die den Einsatz 1967 dokumentieren.
1953 schrieben die Verantwortlichen der Commission Sportive Internationale (CSI) erstmals eine Sportwagen-Weltmeisterschaft aus. Der ADAC richtete das erste 1.000-km-Rennen auf dem Nürburgring im Rahmen der neuen Weltmeisterschaft aus. Denn damit konnte auch der größte deutsche Automobilclub endlich ein Rennen mit WM-Prädikat austragen. Schließlich liegt die Verantwortung für den Großen Preis von Deutschland traditionell beim konkurrierenden AvD.
1966 schreibt das 1.000-km-Rennen TV-Geschichte!
Bei der 12. Auflage, die 1966 stattfindet, binden die Verantwortlichen erstmals Live-Bilder aus dem Cockpit in ihre Übertragung ein. Bei Porsche mietet der Sender dazu einen Porsche 904 GTS. Auf dem Beifahrerplatz verstaut der Sender rund 70 Kilogramm Technik. Eine Antenne auf dem Dach überträgt die Bilder an einen Hubschrauber der Bundeswehr, der als fliegende Relaisstation dient. Rund 130 Mitarbeiter vom Senders sowie der Bundespost sorgen dafür, dass die Premiere klappt.
Ins Cockpit des Rennwagens steigen die Journalisten Paul Frère und Rainer Günzler. Der Lohn der Mühe, die Fernsehzuschauer kommen am Renntag in den Genuss bisher einzigartiger Bilder. Das ZDF schreibt TV-Geschichte und wiederholt die Aktion ein Jahr später. Während die Premiere inzwischen recht gut dokumentiert ist, gibt es zum zweiten Einsatz bisher relativ wenig Berichte. Fakt ist, dass das ZDF auch 1967 einen Porsche 906 mietete und diesen als rollenden Kamerawagen an den Nürburgring brachte.
Erneut sitzen Paul Frère und Rainer Günzler im Cockpit des offiziell Carrera 6 genannten Rennwagens. Neben den großen Buchstaben „TV“, die die Teilnehmer warnen sollen, und dem Senderlogo klebt auch wieder das Mainzel-Männchen auf dem Rennwagen. Doch diesmal tritt das rollende Mainzel-Männchen allerdings nur im Training an, um Bilder für das am Abend gesendete Sportstudio aufzuzeichnen. Im Vorjahr legte das belgisch-deutsche Duo auch im Rennen immerhin 18 Runden zurück.
Leider konnte sich keiner der von uns angesprochenen Zeitzeugen erinnern, warum der mit der Kamera bestückte 906 beim Rennen 1967 nur im Training fuhr. Im Nachlass des Journalisten und Rennfahrers Richard von Frankenberg fanden sich jetzt trotzdem bisher unveröffentlichte Bilder des zweiten Einsatzes. Sie zeigen unter anderem die Kamera, die wie im Vorjahr im Bereich des Beifahrerplatzes montiert ist. Die Fotos schickte Werner Woitynek, der damals eine Adresse in Egmating bei München angab, 1972 dem für Porsche tätigen Journalisten.
Wer war der zweite Mensch auf dem Mond?
Aus dem uns heute vorliegenden Briefwechsel geht hervor, dass sich der Fotograf eine Veröffentlichung des Autos mit dem Mainzel-Männchen im Porsche-Kundenmagazin Christophorus erhoffte. Richard von Frankenberg war bis zu seinem frühen Unfalltod Chefredakteur des Porsche-Kundenmagazins. Wir haben bisher jedoch keine Hinweise gefunden, dass die Bilder dort tatsächlich Verwendung fanden. Gut möglich, dass das Projekt damals, mit einem Abstand von fünf Jahren, einfach nicht mehr interessant war.
Hinzukommt, dass die Bilder von 1967 sind. Sie dokumentieren den zweiten Versuch einen rollenden Kamerawagen einzusetzen. Schließlich weiß heute auch kaum noch jemand, dass Astronaut Buzz Aldrin kurz nach Neil Armstrong den Mond betrat. Immerhin wurde auch der 1967 als Kamerawagen eingesetzte Porsche 906 verwahrt. Denn heute gehört der Bolide zur Sammlung des Autobauers Porsche. Einige Jahre war der 906 auch im Museum des Autobauers zu bestaunen. Zurzeit steht das rennende Mainzel-Männchen im Depot des Porsche-Museums.
Comments are closed.