Über das Laden des E-Autos – Mehr als 15 Minuten bis zum ersten Strom im Akku

Elektroautos sind toll. Sattes Drehmoment von der ersten Umdrehung begeistert. Wenn da nur die Sache mit dem Laden des E-Autos nicht wäre.

E-Auto heißt ... warten auf dem Strom
E-Auto heißt ... warten auf dem Strom – Foto: Tom Schwede

Elektroautos sind toll, findet unser Autor Tom. Denn sattes Drehmoment von der ersten Umdrehung begeistert. Wenn da nur die Sache mit dem Laden des E-Autos nicht wäre. Denn das ist manchmal gar nicht so einfach, wie ein Selbstversuch zeigte.

Das Tanken von herkömmlichen Autos ist ein einfacher Vorgang. Selbst wenn das Auto mit Gas fährt, bleibt es einfach: Rüssel rein, Tankvorgang starten, warten, rausziehen, Klappe zu … und fertig. Beim Elektroauto ist dies komplizierter. Wobei sich die Vorgänge des „Tankens“ und des „Ladens“ grundsätzlich ähneln. Wer eine Ladesäule nutzen will, der verbindet diese mit seinem Auto und lässt den Strom fließen. An der eigenen Ladestation ist das sicher auch ziemlich einfach. An öffentlichen Ladesäulen ist die Welt komplizierter!

Ich war in den vergangenen Tagen mit einem VW e-Golf unterwegs. Zum Fahren mit dem Stromer gibt es hier im Auto-Blog für echte Auto-Natives in Kürze einen vollständigen Testbericht. Aber das Laden verdient einen eigenen Blog-Beitrag. Ich lebe – unsere Stammleser wissen dies natürlich – im Herzen des Ruhrgebiets. So war ich mit dem elektrischen Golf in Gelsenkirchen, Dortmund und Essen unterwegs.

Dabei verbrauchte der VW e-Golf durchschnittlich 13,6 kWh pro 100 Kilometer. Der elektrische Golf kann in seinen Akkus 35,8 kW speichern. Theoretisch kommt der Wolfsburger damit also 263 Kilometer weit. In der Praxis muss der e-Golf jedoch nach gut 200 Kilometern eine Ladesäule ansteuern. Auf meinen Touren durch das Ruhrgebiet musste ich deshalb auch zwischendurch tanken den Akku laden.

1. Lektion: Ohne Smartphone geht beim Laden des E-Autos nichts!

Kritiker werden anführen, dass dies ein Anfängerfehler sei. Ich könnte doch meine Fahrten besser planen und praktisch konstant um eine „Stammsäule“ kreisen. Vielleicht, aber das will ich nicht. Also mache ich mich in der Nähe meines Büros in Dortmund auf die Suche nach einer Ladesäule. Die erste Ladesäule, die ich ansteuerte, ist defekt. Das ist ja ein guter Start, denke ich! Doch zum Glück steht wenige Kilometer entfernt eine weitere Ladesäule.

Wer „normale“ Tanksäulen und Tankstellen kennt, der ist beim Blick auf eine Ladesäule zunächst überrascht. Denn außer der Steckdose gibt es – zumindest an dieser Säule – keine Bedienelemente. Dafür klebt auf der Ladesäule ein QR-Code, der weitere Informationen verspricht. Auf welche URL der Code verweist, das steht hier nirgendwo. Deshalb muss ich zunächst einen QR-Code-Leser installieren. Denn mein iPhone liest ohne App keine QR-Codes.

2. Lektion: Webseiten stimmen nicht immer!

Nach der Installation der App lande ich auf einer Webseite mit der Überschrift „RWE ePOWER DIRECT“.

Um zu laden, benötige ich die e-kWh App. Dann kann ich an der Ladesäule von RWE mit der Kreditkarte oder Paypal bezahlen
Für das Laden des E-Autos benötige ich die e-kWh App. Dann kann ich an der Ladesäule von RWE mit der Kreditkarte oder Paypal bezahlen. (Screenshot vom 31.08.2017)

Die Webseite verspricht das Laden ohne vorherige Anmeldung und eine Abrechnung per Kreditkarte oder Paypal.


Genau das will ich!

Also installiere ich schnell die e-kWh App und komme trotzdem nicht vorwärts. Denn entgegen der Ankündigung auf der Webseite will die App nur Vertragskunden oder Kunden, die über einen Gutschein verfügen, bedienen. Das bin ich nicht, das habe ich nicht! Inzwischen stehe ich rund zehn Minuten mit dem e-Golf an der Ladesäule. Trotzdem ist immer noch kein Strom gefloßen. An der Tankstelle hätte ich in dieser Zeit sogar noch einen Kaffee trinken oder eine Bockwurst essen können.

3. Lektion: Fragen hilft beim Laden des E-Autos!

Tom telefoniert mit RWE (Foto: Christian Rath)
Tom telefoniert mit RWE (Foto: Christian Rath)

Auf der Ladesäule steht eine Telefonnummer. Die wähle ich und ein Telefoncomputer fragt mich, ob ich eine Störung an einer der Ladesäulen melden möchte. Ein Schelm, wer jetzt Böses denkt. Doch nein, ich will Strom in die Batterie meines Autos leiten. Nach einer guten Minute spreche ich am anderen Ende der Leitung tatsächlich mit einen Menschen. Ich erkläre ihm, es geht um das Laden des E-Autos.

Der Mitarbeiter hört sich mein Problem an und erklärt mir, dass ich die falsche App heruntergeladen habe. Statt der e-kWh App benötige ich die neue App mit dem Namen eCharge! Meine Frage, warum denn auf der Webseite eine andere App genannt wird, interessiert ihn nicht. Stattdessen zieht er lieber über die eigenen Kollegen her. Denn er verstehe nicht, warum sie diese die alte App nicht endlich im Store löschen würden. Ich probiere es nochmal mit meiner Frage zum Verweis auf der Webseite. Diesmal höre ich nur:

„Probieren Sie es aus. Mit der anderen App klappt es. Und wenn nicht, dann rufen Sie gerne wieder an!“

Damit endet unser Gespräch. Die Gelegenheit, mich von den Vorteilen eines Vertrags zu überzeugen, lässt der Mitarbeiter ungenutzt. Ich bin im Kern Vertriebsmensch. Deshalb bin ich immer entsetzt, wenn „Service“ so planlos ist. Doch das ist ein anderes Thema. Heute geht es um das Laden des E-Autos.

Groß ist der Unterschied der RWE-Apps nicht. Doch nur mit eCharge klappt das Laden auch mit Kreditkarte oder Paypal.
Zwei Apps, nur eine geht!

4. Lektion: Wer Strom tanken will, der braucht Geduld!

Mit der neuen App eCharge klappt es tatsächlich. Groß ist der Unterschied der RWE-Apps nicht. Aber mit eCharge klappt das Laden auch mit Kreditkarte oder Paypal. Inzwischen habe ich drei Apps heruntergeladen, um ein Auto zu laden. Mehr als eine Viertelstunde, nach dem Stopp des e-Golf an der Ladesäule, fließt jetzt tatsächlich der erste Strom in den Akku.

Ich lösche die unnötige e-kWh-App von meinem iPhone und setze mich in ein Kaffeehaus in der Nähe. Denn, das habe ich ja gerade nochmal gelernt, das Laden des E-Autos erfordert Geduld. Einfach ist irgendwie anders. Beim ersten richtigen Tanken war ich (vielleicht) etwas aufgeregt, aber trotzdem nach fünf Minuten fertig.

Mensch, das Laden des E-Autos ist kompliziert!

AutoNatives.de ist auch bei Facebook. Wir freuen uns über ein Like.



Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

3 Kommentare

  1. Thomas
    4. September 2017

    Genau das ist das Problem! Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen, was für ein Schwachsinn das Laden von Batterien im Auto ist.

  2. Michael Papke
    7. September 2017

    An besagter Ladesäule kann man als Besitzer eines VW Elektrofahrzeugs auch mit dem Angebot „Charge&Fuel“ laden. Das kostet dann angenehme 0,95 €/h.

    Des Weiteren scheint die Vorgehensweise etwas ungeschickt. Man fährt nicht zu einer Ladesäule um das Auto zu laden und wartet dann darauf, dass es damit fertig wird. Das tut sich im Alltag keiner an. Stattdessen geht man seinem normalen Tagesablauf nach und verinnerlicht folgendes Szenario: „Standzeit ist Ladezeit“. Überall da wo das Auto parkt, kann es nebenbei laden. Im Idealfall wartet das Auto immer auf mich und nicht anders herum. Und das klappt sehr gut. Was fehlt sind hier und da noch ein paar Ladesäulen an den richtigen Orten. Einkaufszentren, Freizeitparks, Supermärkte. Überall da, wo man sich ohnehin etwas länger aufhält.

    • Tom Schwede
      7. September 2017

      Zum Hinweis mit der „Charge&Fuel“. Natürlich gibt es immer ein Anders und die Karte ist eine tolle Sache. Aber das ändert nichts am Problem. Denn besonders die Aussage „Standzeit ist Ladezeit. Überall da wo das Auto parkt, kann es nebenbei laden.“ ist ziemlich gewagt. Ich habe das die Tage mal dokumentiert, bei den letzten 10 Parkplätzen, die ich angesteuert habe, war im Umkreis von einem Kilometer keine Ladesäule.

Comments are closed.