Der Jaguar F-Pace SVR verfügt dank eines fünf Liter großen V8-Motor mit Doppel-Kompressors über freundliche 550 PS Leistung und 680 Newtonmeter Drehmoment. Das Ergebnis sind Fahrleistungen auf Sportwagen-Niveau. Vor ein paar Tagen hatten wir Gelegenheit, uns den Power-SUV ausführlich anzusehen.

Doch beim Fahren entdecke ich schnell die wahre Faszination des Briten. Denn der Jaguar F-Pace SVR bringt seine Leistung mit einer bemerkenswerten Unaufgeregtheit auf die Straße. Die Techniker der „Special Vehicle Operations“ (SVO) von Jaguar Land Rover leisteten ganze Arbeit. Denn das Fahrwerk steckt die gewaltige Kraft des Antriebs ohne Probleme weg. Es erfordert Vorsatz, um den SVR zu überfordern. Im Rahmen der StVO ist das eigentlich nicht möglich.

Natürlich entlässt auch dieser Kraftsportler seine Abgase durch die inzwischen fast schon obligatorischen Klappen im Auspuff. Nun wirken solche Spielereien auf mich von jeher immer etwas halbstark. Zudem hat es der edle Brite nicht nötig, seinen Auftritt mit dem Gebrüll eines Marktschreiers zu untermalen. Der Jaguar F-Pace SVR glänzt mit seiner athletischen Figur und inneren Werten.

Der Jaguar F-Pace ist der Beweis, SUV geht auch chic!

Das wird auch bei der Probefahrt schnell klar. Als ich mit dem Jaguar F-Pace SVR vor dem Werkstatt-Atelier stoppe, um unsere Fotografin Karla einzuladen, hält sie kurz inne. „Man ist der schön“, sagt Karla beim Einsteigen. Womit unsere Fotografin richtig liegt. Denn tatsächlich ist der F-Pace auch als Leistungssportler ein harmonisches und hübsches Fahrzeug. Natürlich ist der Brite ein mächtiges Auto. Der SUV ist schließlich 4,73 Meter lang und fast 1,94 breit.

Seitenlinie des Jaguar F-Pace SVR
Seitenlinie des Jaguar F-Pace SVR – mir gefällt der SUV ausgesprochen gut. (Foto: Karla Schwede)

Doch die Designer schafften es offenbar, die Größe durch die Form zu kaschieren. Gedanklich vergleiche ich den Briten mit seinen Wettbewerbern. Der jüngst präsentierte BMW X5 steht eher für ein mächtiges texanisches Steak als für feines britisches Roastbeef. Ein Alfa Romeo Stelvio erinnert im Vergleich zum britischen SUV an Freizeit-Fußballer im Spiel gegen Bundesliga-Profis — tapsig und pummelig!

Der durchaus attraktive Audi Q5 fällt hinter dem Jaguar F-Pace zurück, wie ein Anzug von Hugo Boss hinter einem Maßanzug. Das Bessere ist immer der Feind des Guten! Kurzum, der Jaguar F-Pace ist der Beweis, SUV geht auch chic! Womit der Brite seinen Premiumanspruch eindrucksvoll unterstreicht. Denn die besten Schneider der Welt wirken immer noch in der Savile Row in London.

Unterwegs im Jaguar F-Pace SVR!

Jaguar tourt mit dem Jaguar F-Pace SVR zurzeit durch Deutschland. Im Rahmen dieser Roadshow verschaffen sich Journalisten und Blogger auch einen Eindruck vom üppig motorisierten SUV des britischen Autobauers. In Essen konnten wir vor ein paar Tagen dem Power-SUV ausführlich auf den Zahn zu fühlen. Jaguar lud in den ländlich geprägten Stadtteil im Südosten der Ruhrmetropole ein.

Unterwegs im Jaguar F-Pace SVR
Unterwegs in Essen … die Testfahrt mit dem Jaguar F-Pace SVR ist ein Heimspiel. (Foto: Karla Schwede)

Treue Leser wissen natürlich, die AutoNatives sind im Ruhrgebiet zu Hause. Auf den Strassen im Ruhrtal rund um Kettwig führen wir an sonnigen Tagen gern unsere Oldtimer aus. Denn hier gibt es Serpentinen, die Außenstehende nicht im Herzen des Ruhrgebiets erwarten. Die intime Kenntnis dieser Straßen ist bei der Testfahrt mit dem Jaguar F-Pace SVR ein Vorteil. Denn sie maximiert unseren Fahreindruck.

Den Jaguar F-Pace SVR bringt nichts aus der Ruhe!

Auf der Tour mit dem kräftigen Briten frage ich mich immer wieder, wie sich unsere Oldtimer an dieser Stelle verhalten. Der größte Unterschied lässt sich relativ einfach beschreiben. Denn mit dem Jaguar F-Pace SVR sind Steigungen praktisch nicht existent. Stand dort nicht eben ein Schild am Straßenrand, um eine Steigung von 18% anzukündigen? Ja, es stand dort. Aber für den kräftigen SUV ist das kein Grund, das Tempo zu reduzieren!

Der Jaguar F-Pace SVR gleitet völlig unaufgeregt, als ob wir in den Norddeutschen Tiefebene unterwegs wären, die Hügel hinauf. Unseren Oldtimern geht bei diesen Auffahrten schon mal die Puste aus. Zudem erstaunt mich, wie leichtfüssig der kräftige Jaguar durch Kurven eilt. Immerhin bewegen wir hier gerade ein Fahrzeug, das schon leer ein Gewicht von 1.995 Kilogramm auf die Waage bringt. Tatsächlich wird es hier wohl etwas mehr sein.

Die Preisgestaltung ist selbstbewusst!

Schließlich glänzt der Testwagen mit einer vollständigen Ausstattung. An Bord ist das große Infotainmentsystem, das bei Jaguar selbst im Spitzenmodell der Baureihe extra kostet. Aufpreis kosten auch einige Fahrerassistenz-Systeme, die woanders teilweise serienmäßig an Bord sind. Ein Paket mit Toter-Winkel-Assistent, Highspeed-Notfall-Bremsassistent sowie adaptiver Kontrolle der gefahrenen Geschwindigkeit (ACC) und Lenkassistent steht mit 3.270 Euro in der Jaguar-Preisliste.

Überhaupt sorgt ein Blick in die Preisliste des britischen Autobauers für Überraschung. Der F-Pace SVR startet bei einem Preis von 101.000 Euro. Dafür stehen sieben Lackierungen zur Auswahl. Wer seinen SVR in einer der 18 angebotenen SVO-Spezial-Lackierungen wünscht, der zahlt bis zu 8.160 Euro zusätzlich. Für eine zusätzliche Lack-Veredelung, Jaguar nennt das „Satin Matte Finish“, werden weitere 3.400 Euro fällig.

Hutzen in der Motorhaube des Jaguar F-Pace SVR
Die blaue Farbe des Testwagens ist eine der sieben Standard-Lackierungen. (Foto: Karla Schwede)

Trotz dieser Preispolitik reicht es für den Jaguar in der Kategorie „Preis-Leistung“ zur vollen Punktzahl. Denn als wir unser Bewertungsschema definierten, setzen wir in dieser Kategorie ausschließlich die Fahrleistungen in Bezug zum Grundpreis. Ähnlich ist es bei den „Sicherheits- und Assistenzsystemen“. Hier reicht es, dass ein bewertetes Feature verfügbar ist. Es muss nicht serienmäßig an Bord sein. Deshalb bekommt der Jaguar in beiden Kategorien – trotz Grummeln im Bauch – auf die volle Punktzahl.

Die Bremsanlage des F-Pace SVR ist gigantisch!

Die Fahrleistungen des SUV entschädigen für das flaue Gefühl im Magen, das sich beim Blick in die Preisliste unweigerlich einstellte. Die Kraft des Motors ist beeindruckend. Das stehende Fahrzeug lässt sich in 4,3 Sekunden auf ein Tempo von 100 Kilometern pro Stunde beschleunigen. Auch Sprints von 80 auf 120 oder von 120 auf 160 schüttelt der Brite lässig aus dem Ärmel.

Karla und ich taufen den Briten deshalb „die Zeitmaschine“. Wer will, der kann mit dem Jaguar F-Pace SVR bis zu 283 Kilometern pro Stunde schnell sein. Noch mehr beeindruckt allerdings, dass dieser Jaguar nicht nur geradeaus schnell ist. Denn dieser F-Pace ist trotz seiner Größe und seines Gewichts auch auf kurvigen Straßen erstaunlich leichtfüßig an. Es beeindruckt immer wieder, was dieser SUV kann!

Wobei die Entwickler im Normalfall einen Großteil der Antriebsleistung an die Hinterachse leiten. Erst wenn am Heck etwas ins Rutschen gerät, setzt die elektronische Steuerung des Allradantriebs stärker auf die Vorderachse. Im Maximalfall geht die Hälfte der Antriebsleistung nach vorne. In Verbindung mit dem adaptiven Fahrwerk sorgt das alles dafür, dass den Jaguar F-Pace SVR kaum etwas aus der Ruhe bringt.

Felgen und Bremsen am Jaguar F-Pace SVR
Felgen und Bremsen am Jaguar F-Pace SVR (Foto: Karla Schwede)

Wenn man ihn lässt, dann fliegt der SUV also auf die nächste Kurve zu. Vor dieser sorgt für Sicherheit, dass die Entwickler der „Special Vehicle Operations“ der Kraft des Antriebs eine beeindruckende Bremsanlage entgegensetzen. Jeweils vier Bremskolben pro Bremszange drücken die Bremsbelege gegen 395 Millimeter große zweiteilige Bremsscheiben. Um sich die Dimension dieser Bremsscheiben vorzustellen, hilft wieder ein Gedanke an unseren Oldtimer.

Unser historischer Mini rollt auf Reifen und Felgen, deren Durchmesser diese Bremsscheiben um nur sieben Zentimeter übersteigt. Dieser Quer-Vergleich macht die Größe der Bremsanlage Jaguar F-Pace SVR greifbar. Ich blicke deshalb ehrfurchtsvoll auf die 22 Zoll großen Felgen des Testwagens, um einen Blick auf die Bremsscheiben zu erhaschen. 

Herzstück des F-Pace SVR ist sein Motor!

Dabei bleibt mein Blick jedoch an den schwarzen Felgen hängen. Ihre fünf Doppelspeichen wirken, obwohl selbst mir die Felgen fast bis zum Oberschenkel reichen, verhältnismäßig filigran. Wer diese 22 Zoll großen Felgen auf seinem SUV fahren möchte, muss zusätzlich 1.873 Euro in seiner Tasche finden. Ohne dieses Aufgeld rollt das Kraftmodell „nur“ auf 21 Zoll großen Felgen.

V8 mit Doppel-Kompressor - der Motor im Unterwegs im Jaguar F-Pace SVR
V8 mit Doppel-Kompressor – der Motor im Unterwegs im Jaguar F-Pace SVR (Foto: Karla Schwede)

Wobei der sportliche SUV (sic!) dann an der Vorderachse auf Reifen im Format 265/45 R21 steht. An der Hinterachse ziehen die Entwickler etwas breitere Reifen im Format 295/40 R21 auf. Diese Mischbereifung ist Teil der Modifikation des Fahrwerks, um die Kraft des Motors zu bändigen. Schließlich lässt der V8 mit Doppel-Kompressors den V6 des nicht mehr angebotenen F-Pace S gleich um 170 PS hinter sich.

Seit der Umstellung auf die Abgasnorm Euro 6d-Temp war der F-Pace 30t AWD mit einem 2,0-Liter-Turbo-Benziner das Spitzenmodell der Baureihe. Ihn trennen sogar 250 PS vom Neuen. Wie die schwächeren Varianten gibt es den F-Pace SVR übrigens nur mit einer achtstufigen Automatik. Sie stammt von ZF und wechselt auch im Dynamik-Modus äußerst geschmeidig die Gänge.

Gangwahlhebel im Jaguar F-Pace SVR
Gangwahlhebel im Jaguar F-Pace SVR – das Drehrad zur Bedienung des Automatikgetriebes ist Geschichte. (Foto: Karla Schwede)

Verschwunden ist das nervige Einstellrad zur Bedienung des Automatikgetriebes, auf das Jaguar ein paar Jahre setzte. Im neuen Jaguar F-Pace SVR gibt es wieder einen klassischen Hebel. Offensichtlich hört Jaguar auf seine Kunden! Das Automatikgetriebe verfügt übrigens über einen „manuellen Schaltmodus“. In diesem nimmt das Getriebe die Kommandos zum Gangwechsel auch über zwei Wippen hinter dem Lenkrad entgegen.

Doch braucht ein SUV 550 PS Leistung?

Nein, sicher nicht! Aber die Testfahrt im Jaguar F-Pace SVR zeigt eins ganz klar. Vor diesem Briten muss sich trotz der beeindruckenden Leistungsdaten niemand fürchten. Der kräftige SUV lässt sich auch sanft bewegen – wenn man das will. Doch wehe, wenn die Katze von der Kette gelassen wird. Denn dann erinnert der Jaguar F-Pace SVR ans Jüngste Gericht. Mit geöffneten Klappen im Auspuff muss ich auch an die Assoziation Trompeten von Jericho denken.

Den Briten sportlich zu bewegen, macht verdammt viel Spaß. Daran ändert auch die Preispolitik des Herstellers nichts. Auch wenn ich mich wegen der Preispolitik in der Kategorie „Drivers Choice“ nicht für die volle Punktzahl entscheide. Beim Fahren macht der stärkste F-Pace trotzdem verdammt viel Spaß. Der Kraft des SVR zu widerstehen, erfordert einen starken Charakter. Sonst gibt es mit diesem Auto ständig Post mit Erinnerungsfotos vom Oberbürgermeister oder Landrat.

Weitere Bilder vom Jaguar F-Pace SVR


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Unterwegs im Jaguar F-Pace SVR

Foto: Karla Schwede

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!