Fahrberichte: Opel

Opel Rekord C Cabrio – Probefahrt im Klassiker

Ein Mittelklasse-Cabrio von Opel? Ja, seit zwei Jahren gibt es den Opel Cascada. Doch auch vor 50 Jahren war Opel schon mit einem Cabrio in der Mittelklasse vertreten. Das Kölner Karosseriebauunternehmen Karl Deutsch GmbH baute ab 1967 die zweitürige Rekord C Limousine zum Cabrio um. AutoNatives.de war mit einem der seltenen Umbauten auf Probefahrt.

Opel bediente in den 1960er und 1970er alle Käuferschichten. Den Einstieg ins Opel-Programm ermöglichte traditionell der Opel Kadett, der seit ab 1963 in Bochum vom Band lief. Das obere Ende der Fahnenstange bildeten die Spitzenmodelle Admiral und Diplomat. Und dank der Opel-Mutter General Motors gab es bei Opel in der Oberklasse sogar bullige V8-Motoren aus Amerika.

Dazwischen rangierte der Opel Rekord. Ein Auto für die Besserverdienenden. Bundestrainer Sepp Herberger, 1954 beim Gewinn der Fußballweltmeisterschaft der Trainer der deutschen Nationalmannschaft, fuhr privat einen Opel Rekord. Insofern ist sich Opel durchaus treugeblieben, wenn heute Star-Trainer Jürgen Klopp für den Rekord-Nachfolger Insignia wirbt.

Womit waren wir auf Probefahrt?

Die Grundlage für den Cabrio-Umbau war die 1966 vorgestellte dritte Rekord-Generation. Insofern entspricht der Testwagen dem Stand der frühen 1960er-Jahre. Denn die Entwicklung des Mittelklasse Opel startete 1963. Für die Karosserie gab die Opelmutter GM die Richtung vor. Vorbild für die Gestaltung sollte das US-Modell Chevrolet Chevelle sein. Natürlich angepasst an die europäischen Größenverhältnisse. In Rüsselsheim entstand daher ein rund 4,55 Meter langes Mittelklassefahrzeug.

Unter dem Blech gab es an der Vorderachse eine Doppelquerlenker-Einzelradaufhängung mit Schraubenfedern und Stabilisator. Die noch im Vorgänger Opel Rekord B eingesetzte einfache, blattgefederte Hinterachse wich einer „Fünflenkerachse“. Mit Schraubenfedern, vier Längslenkern und einem Panhardstab galt diese Hinterachse Mitte der 1960er-Jahre als moderne Konstruktion.

Das Rekord Cabrio entstand auf Basis der zweitürige Rekord C Limousine. Die Firma Karl Deutsch baute auf dieser Grundlage Ende der 1960iger Jahre rund 50 Exemplare des viersitzigen Cabriolets. Vertrieben wurde der Vorläufer des heutigen Cascada über die Opel-Händler. Der Preis lag damals bei rund 12.500 Mark. Das entspricht heute einer Kaufkraft von rund 24.000 Euro. Und ist damit gar nicht so weit vom Cascada entfernt. Denn der steht mit einem Basispreis von 26.650 in den Preislisten der Opelhändler.

Wie fährt sich das Opel Rekord C Cabrio?

Wie bei vielen älteren Autos fällt auch beim Opel Rekord C Cabrio sofort das dünne Lenkrad ins Auge. Bei der Vorstellung galt der Opel Rekord C als sicheres Auto. Schließlich hatte Opel dem neuen Modell 1966 ein mit Schaumstoff gepolstertes Armaturenbrett über den ebenfalls neuen Rundinstrumenten sowie eine Teleskop-Lenksäule spendiert. Doch die Hände umgreifen einen dünnen Ring aus Hartplastik. Und der Pralltopf ist aus heutiger Sicht mehr eine Abdeckung als ein Sicherheitselement.

Ich starte den Motor. Der 1.698 ccm große Vier-Zylinder leistet serienmäßig 75 PS. Das reicht – theoretisch – für eine Höchstgeschwindigkeit von 148 Kilometern pro Stunde. Doch das mute ich dem Cabrio nicht zu. Mehr als 100 Kilometer pro Stunde erreiche ich während des Tests nicht. Bis der Rekord dieses Tempo erreicht, vergehen mehr als 25 Sekunden.

Die Mitfahrenden sitzen dabei ziemlich im Wind. Kein Vergleich zum modernen Nachfolger Opel Cascada. Dort geht es im Fahrgastraum deutlich ruhiger zu. Insofern ist das Cabrio-Feeling im Oldie deutlich ausgeprägter. Und die Ruhr im Modernen ein fühlbares Zeichen des Fortschritts.

Ansonsten fällt der Fortschritt beim Fahren – ganz subjektiv – kleiner aus, als gedacht. Sicherlich bietet der moderne Nachfolger überlegene Fahrleistungen. Doch auch mit dem Rekord C kommen die Fahrgäste von A nach B. Natürlich bieten moderne Einzelradaufhängungen einen besseren Fahrkomfort. Doch der Rekord ist der Beweis, dass eine gutgemachte Starrachse ein solides Fahrverhalten bietet.

Lenkbefehlen folgt der Rekord willig. Auch wenn Kurvenfahrten immer etwas an ein Motorrad erinnern. Denn der Rekord neigt sich dabei immer etwas auf die Seite. Und auf Bodenwellen zeigt der Rekord eine Tendenz zum Ausbrechen an der Hinterhand. Doch wir sind mit einem Klassiker unterwegs. Insofern limitiert der Verstand das Tempo.

Für den Fall der Fälle, dass der Fahrer dem Vortrieb plötzlich ein Ende setzen will, ist der Opel Rekord gut bestückt. Die Zweikreisbremsanlage verfügt über einen Bremskraftverstärker, was das Bremsen etwas vereinfacht. An der Vorderachse verzögern Scheibenbremsen. Gegen Aufpreis hatte Opel 1967 übrigens auch Dreipunkt-Sicherheitsgurte und Kopfstützen im Angebot, die unserem Testfahrzeug allerdings fehlen.

Was kostet ein Opel Rekord C Cabrio heute?

Das ist beim Opel Rekord C Cabrio gar nicht so einfach zu beantworten. Denn nur rund 50 Kunden entschieden sich bis 1971 für den Umbau eines Opel Rekord. Entsprechend klein ist das Angebot. Vor ein paar Tagen sah ich das Inserat eines Fahrzeug-Besitzers. Er will sich für 18.800 Euro von seinem Rekord Cabrio trennen. Klingt, als ob das für so ein seltenes Fahrzeug nicht zu teuer ist.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!