Fahrberichte: Opel

Test Opel Cascada – für Freunde der Frischluft-Kaskade

Für eine Dienstreise buchte ich vor ein paar Tagen wie immer – sofern kein Bahnstreik das verhindert – einen VW Passat bei einem der großen Mietwagenunternehmen. Vor Ort entpuppte sich der Mietwagen als Opel Cascada.

Eine gute Gelegenheit, um dem Mittelklasse-Cabrio von Opel auch hier im Auto-Blog für Auto-Natives auf den Zahn zu fühlen. Zwei Tage war ich mit dem Opel Cascada in der Nähe von Nürnberg unterwegs.

Dabei erwischte ich offensichtlich die besseren Seiten des Sommers 2015. So konnte ich den offenen Opel, dessen Name sich von Kaskade (Wasserfall – über „cascare“ als italienischen Wort für „fallen“) ableitet, bei optimalen Cabrio-Wetter probefahren.

Wie wirkt der Opel Cascada auf mich?

Meine erste Begegnung mit dem Opel Cascada findet in einem Parkhaus am Nürnberger Flughafen statt. Es ist schon dunkel, als ich – vom Test des Mazda MX-5 kommend – den Cascada übernehme. Die Größe fällt mir angenehm auf. Der Opel ist fast 4,70 Meter lang. Das macht durchaus Eindruck. Technisch ist das Cabrio von Opel ein Zwitter. Im Kern basiert es auf der jetzt auslaufenden Astra Generation. Wesentliche Komponenten stammen jedoch vom Opel Insigina.

Die Form des Opel Cascada gefällt mir ebenfalls. Die flache Frontschreibe sorgt für ein schnittiges und dynamisches Aussehen. Die ganz leicht ansteigende Seitenlinie und die Ausprägungen an der Fahrzeugseite verstärken diesen Eindruck optisch noch etwas. Das Verdeck sitzt knapp wie eine Sportmütze. Geöffnet verstaut sich sich das Verdeck vollständig im Verdeckkasten. Mit der Gestaltung des Cascada ist Opel absolut auf der Höhe der Zeit.

Der Innenraum ist typisch Opel

Nach dem Einsteigen denke ich an den Test des Opel Mokka zurück. Die oft direkte rote Beleuchtung der Armaturen und des zentralen Displays ist sicherlich eine Geschmacksfrage. Und immerhin ist das Rot der Beleuchtung auch im Dunklen kein Blendfaktor. Zudem verfügt der Cascada über schön gestaltete Rundinstrumente, die sich jederzeit gut ablesen lassen.

Doch kaum eine andere Marke leistet sich im Innenraum so viele Knöpfe, wie das zurzeit bei Opel der Fall ist. Opel vertritt offensichtlich die Auffassung, dass die wichtigsten Funktionen direkt mit einem eigenen Knopf erreichbar sein sollen. Daher haben die Innenraumdesigner zahlreiche Knöpfe und Schalter verbaut.

Mittelkonsole im Opel Cascada
Knöpfe, Knöpfe, Knöpfe …

Auch Gutes verkehrt sich stets im Übermaß. Daher lässt sich sicherlich trefflich darüber diskutieren, wie viele dieser Funktionen wirklich wichtig sind. Fakt ist, die Wettbewerber setzen heute auf weniger Bedienelemente – obwohl sie mindestens genauso viele Funktionen bieten.

Dazu nutzen sie die in den Fahrzeugen verbauten Displays, um die Funktionen mit verschachtelten Menüstrukturen am Bildschirm zugänglich zu machen. Natürlich ist auch das letztlich eine Geschmacksfrage. Doch ich beantworte sie für mich eindeutig anders als die, bei bei Opel für dieses Design verantwortlich zeichnen.

Mit welchem Opel Cascada war ich unterwegs?

Das Mietwagen-Unternehmen hat mir die Entscheidung, welchen Cascada ich fahre abgenommen. Es betreibt in seiner Mietflotte den Opel Cascada 2.0 CDTI Start/Stop. Der Motor ist der schwächere der beiden im Opel-Cabrio angebotenen Dieselmotoren.

165 PS stellt der 1.956 ccm große Turbodiesel bei 4.000 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Das maximale liegt bei 350 Newtonmetern und steht zwischen 1.750 und 2.500 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung. Beim Opel-Händler gibt es noch eine Bi-Turbo-Version des Zweiliteraggregats mit 195 PS und einem maximalen Drehmoment von 400 Newtonmetern.

Der 2.0 CDTI des Opel Cascada
Der 2.0 CDTI des Opel Cascada

Beide bisher im Opel Cascada angebotenen Maschinen gehören noch nicht zur neusten Generation der Opel-Dieselmotoren, die ich im Frühjahr im Opel Insignia testen konnte. Bei den neuen Maschinen hat Opel nochmals die Laufruhe der Dieselaggregate verbessert. Doch auch die „Klassiker“ passen ins Cabrio.

Vor 20 Jahren war ein Dieselmotor im Cabrio undenkbar. Heute ist das längst kein Problem mehr. Auch offene Autos lassen sich mit Selbstzündern antreiben. Bei meiner Testfahrt war ich viel mit offenem Verdeck unterwegs. Der Dieselmotor ist mir in keiner Sekunde negativ aufgefallen.

Wie fährt sich der Opel Cascada?

Unmittelbar nach dem Beginn meiner Probefahrt steuere ich die Autobahn an. Es ist dunkel, die Luft leicht feucht. Trotz des lauen Sommerabends lasse ich das Verdeck deshalb (noch) zu. Auf der Autobahn orientiere ich mich an der Autobahnrichtgeschwindigkeit. Für den Opel ist das keine besondere Herausforderung.

Auch mit dem „kleinen“ Dieselmotor ist der Opel Cascada mehr als ausreichend motorisiert. Obwohl der Cascada leer immerhin fast 1,8 Tonnen wiegt. Angenehm, wie leise es dabei grundsätzlich im Opel zugeht. Selbst bei Tempo 140 bleibt alles ruhig. Das gefütterte Verdeck sitzt fest und knackig auf der Karosserie.

Der Mietwagen wurde erst vor fünf Monaten zugelassen. Trotzdem stehen schon deutlich mehr als 16.000 Kilometer auf dem Wegstreckenzähler. Klingt, als ob der Opel Cascada gerne von Kunden gewählt wird. Und trotz der offensichtlich hohen Auslastung macht der Cascada immer noch einen guten Eindruck. Die dreckige Frontscheibe kann ich weniger dem Opel und eher der Mietwagen-Station anlasten.

Ampelhalt im Opel Cascada
Ampelhalt im Opel Cascada

Die Kraft des Motors gelangt über ein Sechsgangschaltgetriebe und die Vorderräder auf die Straße. Das Drehmoment des Motors reicht, um auch im sechsten Gang auf der Autobahn zum Überholen anzusetzen. Nach einer ¾ Stunde verlasse ich die Schnellstraße und wechsle auf eine kleinere Landstraße.

Dort benötige ich erstmals das Fernlicht. Im Opel Cascada muss der Fahrer sich noch selbständig darum kümmern, den entgegenkommenden Verkehr nicht zu blenden. Andere Hersteller sind da weiter. Gleichzeitig offenbart der Opel Cascada auf der kurvigen Landstraße seine sportliche Seite. Das Fahren macht überraschend viel Spaß.

Das steigere ich am nächsten Nachmittag. Auf dem Rückweg wähle ich die Landstrasse. Dort nutze ich den sonnigen Tag und etwas Zeit, um das Verdeck zu öffnen. Aufgrund meiner Größe sitze ich – gefühlt – im gleißenden Licht. Trotzdem liegen die Haare relativ ruhig am Kopf. Opel hat die Luftführung des Cabrios so optimiert, dass es im Cockpit kaum Verwirbelungen gibt.

Was verbraucht der Opel Cascada CDTI?

Auf dem Hin- und Rückweg lege ich rund 160 Kilometer mit dem Opel Cascada zurück. Beim Tanken verlangt der Opel gut neun Liter von mir. Man weiß bei Mietwagen nie, wie voll der Tank bei der Übernahme wirklich war. Daher verlasse ich mich bei der Verbrauchsangabe diesmal hauptsächlich auf den Bordcomputer.

Den habe ich bei der Übernahme des Fahrzeugs auf null gesetzt. Nun behauptet die Technik, dass ich im Schnitt 5,4 Liter verbraucht habe. Das klingt nach einem guten Wert. Auch wenn das etwas über dem Normverbrauch liegt, den Opel mit 5,2 Litern angibt.

Wie sitze ich im Opel Cascada?

Der Opel Cascada gehört zu der seltenen Spezies an Autos, bei denen der Verstellbereich der Vordersitze selbst für mich zu groß ist. Nach dem Einsteigen habe ich, weil ich das eigentlich immer so mache, den Sitz ganz nach hinten gefahren. Doch als ich das Lenkrad noch weiter herausziehen will, kommt die Überraschung: Es hat seine Endposition bereits erreicht. Lässt sich nur noch hereinschieben, aber nicht weiter herausfahren.

Mit dieser Sitzposition kann ich den Cascada nicht fahren. Das Lenkrad ist zu weit weg. Zum Glück passt mir der Opel Cascada dann doch. Ich rücke den Sitz etwas ans Lenkrad her. Trotzdem bekomme ich meine langen Beine am Lenkrad vorbei und kann die Pedale ohne Einschränkungen bedienen.

Insofern ist das Zwischenfazit einfach. Im Opel Cascada dürfen die Fahrer auch die zwei Meter deutlich überschritten haben. So viel Platz hatte ich zuletzt bei der Testfahrt mit dem Skoda Superb.

Was hat mir gefallen?

Positiv hat mich überrascht, wie leichtfüßig sich der Opel Cascada bewegen lässt. Wobei die wahre Domaine des Opels das lässige Cruisen ist. Das kräftige Drehmoment des Zweiliterdiesels macht den Cascada dabei einfach und gut fahrbar.

Das Verdeck verstaut sich komplett im Verdeckkasten.
Das Verdeck verstaut sich komplett im Verdeckkasten.

Besonders offen macht das jede Menge Spaß. Sicherlich spielt bei dieser wohlwollenden Beurteilung eine große Rolle, dass das Wetter bei meinem Test mitspielt. Denn so wird im Opel Cascada der Weg zum Ziel. Und ein Umweg ist keine Belastung, sondern eine Genussverlängerung.

Gut gelöst hat Opel das Verdecksystem

Es lässt sich sowohl mit dem Schlüssel der Funkfernbedienung als auch mit einem Schalter im Innenraum elektrisch öffnen. Zudem darf das Auto dabei bis zu 50 Kilometer pro Stunde schnell sein. Das passt zur Zielgruppe.

Im Vergleich zu einem puristischen Roadster wie dem Mazda MX-5, den ich unmittelbar vor dem Cascada gefahren bin, ist der Opel eine andere Klasse. Und da darf es schon mal etwas Luxus geben.

Was hat mit nicht gefallen?

Meine Meinung zu den zahlreichen Knöpfe im Innenraum ist bekannt. Das ist am Ende aber auch eine Geschmacksfrage. Nicht ganz zufrieden bin ich jedoch mit dem Kofferraum. Das Kofferraumvolumen des Opel Cascada beträgt bei geschlossenem Verdeck 380 Liter. Das klingt gut. Doch bei geöffnetem Verdeck reduziert sich das Ladevolumen im Heck gleich 100 Kilo.

Mich irritiert zudem die teilweise geringe Höhe des Kofferraums. Für zwei Personen reicht der zur Verfügung stehende Raum allemal. Allerdings der Opel Cascada ist ein Viersitzer. Wollen wirklich vier Personen mit dem Cascada in den Urlaub fahren, dann erfordert das von ihnen eine gewisse Gepäckdisziplin.

Mein Fazit zum Opel Cascada

Ich habe bei meiner persönlichen Autowahl noch nie ein Cabrio der Mittelklasse in Betracht gezogen. Offene Autos mag ich, bin früher selbst einen britischen Roadster gefahren. Aber in der Mittelklasse interessieren mich bevorzugt Kombis. Um so mehr hat mich der Opel Cascada überrascht. Ich kann nach der Probefahrt gut nachvollziehen, was die Käufer an diesem Opel reizt.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!