Auto- und Motorsport-Lexikon

United States Auto Club – Motorsport kompakt erklärt

Nach der Katastrophe von Le Mans zog sich die American Automobile Association (AAA) aus dem Motorsport zurück. Tony Hulman, der Besitzer des Indianapolis Motor Speedway und Organisator der 500 Meilen von Indianapolis, übernahm die Initiative. Er gründete den United States Auto Club (USAC). Der neue Verband übernahm die US-Sporthoheit für Auto-Rennen.

1956 schrieb der United States Auto Club rund um die 500 Meilen von Indianapolis die United States National Championship aus. In den Anfangsjahren trug diese Meisterschaft ihre Rennen überwiegend auf Ovalkursen aus. Neben „normalen“ befestigten Strecken traten die Piloten auch auf Dirt-Track-Strecken mit losem Untergrund an. Erster Meister wurde Jimmy Bryan. Der Amerikaner, der zwei Jahre zuvor in der von der AAA organisierten Vorgänger-Meisterschaft zum Titel fuhr, verstarb vier Jahre später bei einem Rennunfall auf dem Langhorne Speedway.

Auch das Pikes Peak Bergrennen stand von Anfang an im Kalender der USAC. Doch um Meisterschaftspunkte für die United States National Championship ging es beim Race to the Clouds erstmals 1965. Im gleichen Jahr gab es bei einem Rennen im Indianapolis Raceway Park in Brownsburg, Indiana erstmals auch Punkte auf einem Straßenkurs europäischer Prägung. Den Sieg beim ersten USAC-Rundstrecken-Rennen sicherte sich Mario Andretti.

Zusammenarbeit mit dem SCCA

Unabhängig von der United States National Championship und dem United States Auto Club etablierte der Sports Car Club of America (SCCA) ab 1966 die CanAm-Serie. Der SCCA hatte1962 seinen Amateur-Status abgelegt und die Sporthoheit für den Dragster-Sport und die Sportwagen übernommen. Beflügelt vom Erfolg der CanAm schrieb der SCCA 1967 mit der SCCA Continental Championship erstmals auch eine Serie für Formel-Rennwagen aus.

Der USAC hatte zuvor kein Interesse an der neuen Formel 5000 bekundet. Stattdessen hielt der USAC an seiner Serie und dem Mittelpunkt Indy 500 fest. Erst 1974 einigten sich die Kontrahenten auf eine Angleichung der Motorregeln. Aus der SCCA Continental Championship wurde die SCCA/USAC Formula 5000 Championship. Doch die Zusammenarbeit wurde schon Ende 1976 vom USAC aufgekündigt.

Der SCCA wagte dann ohne Unterstützung des USAC einen Neustart der CanAm-Serie. Dort konnten ab 1977 die bisherigen Formel-5000-Fahrzeuge mit verkleideten Rädern weiter Rennen fahren. Ein extrem pragmatischer Ansatz, mit dem sich der SCCA wieder auf die Organisation von „Sportwagen-Rennen“ beschränkte, um formal den Formel-Sport dem USAC zu überlassen.

Gründung der CART

Doch die Teams hatten vom Streit zwischen USAC und SCCA sowie dem Einfluss der Sportverbände längst genug. 1978 gründeten sie mit den Championship Auto Racing Teams (CART) einen eigenen Verband. Die Gründung basierte auf einem von Dan Gurney im „Gurney White Paper“ formulierten Vorschlag. Der ehemalige Formel-1-Pilot hatte sich von Bernie Ecclestone und der FOCA inspirieren lassen.

CART schrieb ab 1979 eine eigene Meisterschaft aus, in der schnell alle wichtigen Teams des US-Rennsports antraten. Der Machtverlust des USAC wurde durch einen tragischen Flugzeugabsturz begünstigt. Fast die gesamte Führungsmannschaft des USAC verlor am 23. April 1978 in der Nähe von Indianapolis ihr Leben. Kurz nach dem natürlichen Tod von Tony Hulman 1977 eine erhebliche Schwächung des United States Auto Club.

United States Auto Club von der Meisterschaft zur Krone

Trotzdem schrieb der Verband auch 1979 auch seine USAC Championship Car Meisterschaft aus. Immerhin lockte der USAC mit den 500 Meilen von Indianapolis. Um Druck auf die Teams auszuüben, verbot der USAC in seinen Teilnahmebedingungen für das Indy 500 ein Engagement in der CART-Serie. Doch der Ausschluss der CART-Teams vom größten amerikanischen Rennen hatte juristisch keinen Bestand. Die Separatisten durften bei den 500 Meilen von Indianapolis starten.

Doch bei sechs anderen Rennen des USAC 1979 blieben die Top-Piloten der Meisterschaft des USAC meist fern. Sie gingen stattdessen lieber in der CART-Serie an den Start. John Cooper – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen britischen Rennwagenbauer – erreichte als Präsident des Indianapolis Motor Speedway eine Angleichung der technischen Regeln.

Zudem trat 1980 an die Stelle der USAC Championship Car Meisterschaft die Championship Racing League (CRL). Ihre Durchführung oblag gemeinsam CART und USAC. Doch der Frieden hielt nur wenige Monate. Den CART-Teams war der Einfluss des United States Auto Club zu groß. Bereits nach dem fünften Saisonrennen war die CRL wieder Geschichte. Die CART-Teams führten die Meisterschaft ohne den USAC fort.

Und darf sich Johnny Rutherford bis heute rühmen, 1980 im Chaparral 2K von Jim Hall zwei Meisterschaften gewonnen zu haben. Die der CART und die der USAC. In den folgenden Jahren reduzierte sich der Meisterschaftskalender des USAC immer weiter. Zeitweilig fuhr die wichtigste Meisterschaft des United States Auto Club sogar wieder auf Dirt-Track-Ovalen, um eine ganze Saison anbieten zu können.

Niedergang des USAC

Doch der Niedergang war nicht aufzuhalten. Bald gehörten nur noch die 500 Meilen von Indianapolis zur Meisterschaft des USAC. Ab 1984 durfte sich der Indy-Sieger auch als Gewinner der USAC Gold Crown Championship bezeichnen. Auch im die USAC Stock Car Meisterschaft verlor gegen die NASCAR immer weiter an Boden. Seine letzte Stock Car Meisterschaft schrieb die USAC ebenfalls 1984 aus. Den Sportwagen-Sport hatten die Verantwortlichen schon 1962 den SCCA und später der IMSA überlassen. Ab 1996 übernahm Tony George, der Enkel von Tony Hulman, mit der Indy Racing League auch die Kontrolle über den Formel-Rennsport in den USA. Der United States Auto Club, bis heute in Indianapolis zu Hause, beschränkt sich seitdem auf die Organisation von Dirt-Track und Sprint-Car-Rennen.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!