Sonst noch ausprobiert

Wo das Auto zum Lebensraum wird! Probesitzen im Konzeptfahrzeug XiM18

Wie reisen wir eigentlich, wenn unsere Autos autonom fahren? Zusammen mit Christian und Denny bin ich auf der IAA in Frankfurt dieser Frage nachgegangen. Im Konzeptfahrzeug XiM18 des Innenraumspezialisten Yanfeng Automotive Interiors haben wir gleich zahlreiche Antworten auf die Frage zum Reisen in der Zukunft gefunden.

AutoNatives.de zu Gast bei Yanfeng Automotive Interiors
AutoNatives.de zu Gast bei Yanfeng Automotive Interiors

Seit fast 30 Jahren besuchen Christian und ich regelmäßig die IAA in Frankfurt. Alle zwei Jahre blocken wir bereits im Frühjahr Termine, um dann auch sicher im Herbst an den Main fahren zu können. Seit wir im Ruhrgebiet zu Hause sind, brechen wir traditionell Morgens um kurz vor sieben auf. Knapp zweieinhalb Stunden später stehen wir in den Messehallen. Die Fahrt nutzen wir, um festzulegen, was wir diesmal unbedingt sehen müssen.

2017 war der Wettergott uns nicht hold. Denn im Sauerland sorgten heftige Regenschauer und teilweise dichter Nebel für eine deutliche Reduzierung der Reisegeschwindigkeit. Zeitweise kamen wir nur mit maximal 60 Kilometern pro Stunde vorwärts. Autofahren wird in solchen Situationen zu einer nervtötenden Angelegenheit. Kein Wunder, dass wir irgendwann darauf kamen, wie unsere Reise wohl aussehen würde, wenn unser Auto autonom fahren würde.

Da wußten wir noch nicht, dass wir einige Stunden später in Frankfurt eine Antwort auf diese Frage finden würden. Denn natürlich beschäftigen sich längst auch die Verantwortlichen in der Autoindustrie mit diesem Thema. Wobei nicht nur die Autohersteller in die Zukunft blicken. Denn viele Innovationen stammen aus den Ideenschmieden der Autozulieferer. Schon Karl Marx sah in der Arbeitsteilung die Grundlage für das Entstehen von Spezialisten.

Der Lounge-Modus der Studie XiM18 verspricht Entspannung beim Reisen – Christian gefällt es offensichtlich.
Der Lounge-Modus der Studie XiM18 verspricht Entspannung beim Reisen – Christian gefällt es offensichtlich.

Zu diesen Spezialisten gehört Yanfeng Automotive Interiors. Das Joint Venture eines chinesischen Komponentenherstellers und des US-Multis Johnson Controls startete vor zwei Jahren. Trotzdem gilt es inzwischen als weltweit größter Hersteller für automobile Innenausstattung. Die Kundenliste ist entsprechend prominent. Auf dem IAA-Stand des Unternehmens steht das vollständig bestückte Armaturenbrett der C-Klasse von Mercedes. Daneben hängt die Tür eines 5ers von BMW.

eXperience in Motion ist ein Blick in die Zukunft!

Doch Yanfeng kann mehr und dokumentiert diese Kompetenz regelmäßig mit eigenen Studien und Konzeptfahrzeugen. Dabei geht es dem Unternehmen weniger um einen Ausblick auf die Technik des Fahrens. Yanfeng konzentriert sich auf die Gestaltung des Innenraums. Im Fall des aktuellen Konzeptfahrzeugs XiM18 geht das soweit, dass die Studie nur auf der linken Seite Türen hat. Von rechts können die Besucher so einen Blick in den Innenraum werfen.

Das gibt den Blick frei auf den großen flachen Fußboden des Konzeptfahrzeugs. Die Designer haben keinen Kardantunnel vorgesehen. Das deutet darauf hin, dass die Techniker bei Yanfeng von einer elektrischen Zukunft ausgehen. In der vorderen Reihe stehen zwei Sitze. Anders als bei anderen Studien schweben sie allerdings nicht frei im Raum. Sie laufen stattdessen in den Boden eingelassenen Schienen.

Ungewöhnlich auch, dass die Designer die Bedienelemente der Automatik am Dach positionierten. Das schafft zusätzlichen Raum im Innenraum. Vor den Vordersitzen nutzt ein großes Display den Platz, den traditionell das Armaturenbrett einnimmt. Dort zeigt die Studie alles an, was die Insassen wissen möchten. Das können genauso Fahrdaten wie Informationen zum Radioprogramm oder der Umgeungstemperatur sein.

In der zweiten Reihe gibt es zwei weitere Sitze. Diese können allerdings komplett in der Rückwand verschwinden. Das Konzeptfahrzeug wird dann zum Zweisitzer. Wobei dabei mit dem Lounge- und dem Meeting-Mode zwei unterschiedliche Anordnungen der Sitze möglich sind. Dahinter steckt die Annahme, dass in Zukunft der Fahrer sein Auto nicht mehr aktiv steuern muss. Das entspricht dann dem, was ich schon vor 2 ½ Jahren bei Audi testen durfte.

In der Zukunft wird die Fahrtzeit zur Freizeit oder zur Arbeitszeit!

Wer damals in den Innenraum des Audi A7 blickte, der wäre kaum darauf gekommen, dass das Testfahrzeug selbstständig fahren kann. Yanfeng blickt weiter in die Zukunft voraus. In dieser Zukunft nutzen die Insassen die Fahrt zum Entspannen. Im Fall des Lounge-Mode sieht das so aus, dass die beiden Vordersitze weit zurückfahren. Auf ihnen können die Reisenden dann die Fahrt fast wie im heimischen Wohnzimmer genießen.

My car is my castle – und über den Insassen sorgt ein großes Display für Stimmung. Dort blicken die Reisenden in einen virtuellen Sternenhimmel. Das unterstützt beim Genießen des bordeigenen Video- oder Musik-Programms. Im Meeting-Modus wird die Reisezeit zur Arbeitszeit. Der – in der klassischen Autowelt – Beifahrersitz lässt sich dazu elektrisch um 180° drehen. Dadurch stehen sich die beiden Vordersitze etwas schräg versetzt gegenüber.

Im Meeting-Modus wird die Studie XiM18 von Yanfeng Automotive Interiors zum rollenden Büro
Im Meeting-Modus wird die Studie XiM18 von Yanfeng Automotive Interiors zum rollenden Büro

Vor sich können die Insassen dabei einen kleinen Tisch positionieren. Das schafft Platz für ein Tablet oder einen Laptop. Die variabel positionierbare Mittelkonsole schafft Platz zur Ablage von Unterlagen. Damit erinnert das Konzeptfahrzeug XiM18 im Meeting-Mode an ein Büro oder einen Besprechungsraum. Selbstredend, dass das Auto der Zukunft dabei über ein integriertes WLAN die Verbindung zur Außenwelt herstellt.

Reisen mehr als zwei Personen mit XiM18, dann funktioniert die Studie auch als Viersitzer. Im sogenannten Family Mode erinnert der Innenraum an einen Stuhlkreis. Die Vordersitze drehen etwas nach innen. Die hintere Mittelkonsole fährt nach vorne und die ansonsten separaten Rücksitze verschmelzen zu einer Sitzbank. Christian, Denny und ich haben das zusammen mit einem Mitarbeiter von Yanfeng ausprobiert.

XiM18 kann auch klassisch!

Auch in der Zukunft wird es Autofahrer geben, die ihr Fahrzeug selbst steuern möchten. Das wissen natürlich auch die Entwickler von Yanfeng. Ihre Studie XiM18 kennt daher auch einen Drive-Mode. In diesem können Auto-Natives sich auch in Zukunft noch der Freude am Fahren hingeben. Spannend, wie die Studie dazu ihr bei Nichtgebrauch platzsparend verstautes Lenkrad ausfährt. Bei Instagram-Anfänger Christian gibt es ein Video von diesem Faltprozess.

Das ausfahrende Lenkrad ist ein nettes Detail, das an Fahrzeuge in Science-Fiction Filmen erinnert. Andere Features der Studie wirken dagegen fast schon serienreif. Auf dem Heimweg diskutieren wir über das Konzeptfahrzeug. Jeder von uns drei hat eine andere Idee davon, wann wir welche Einzelheiten aus XiM18 in Serienfahrzeugen wiedersehen. Aber das ist das Schöne an der Zukunft. Sie kommt, die Frage ist immer nur wie.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
AutoNatives.de zu Gast bei Yanfeng Automotive Interiors

Foto: AutoNatives.de

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!