Technik

AC Cobra Series 1 electric: Elektro-Schlange für 138.000 britische Pfund

Ich bin ein Freund alter Autos und habe ein Faible für britische Roadster. Trotzdem bezweifle ich, dass die Welt eine elektrische AC Cobra braucht. Aber ich bin nicht das Maß aller Dinge. Und so stellte der Autobauer seine AC Cobra Series 1 electric am Wochenende auf der British Motor Show in Farnborough vor. 

AC Cobra Series 1 electric auf der British Motor Show in Farnboroug
AC Cobra Series 1 electric auf der British Motor Show in Farnboroug

Die AC Cobra ist ein automobiler Dauerläufer. Das Original entstand vor fast 60 Jahren beim 1905 gegründeten Automobilhersteller AC. Zur Legendenbildung trug bei, dass Carroll Shelby dem Autobauer bei Entwicklung und Produktion der Cobra unter die Arme griff. Bis 1968 entstanden weniger als 1.000 Exemplare der originalen Cobra. Heute zahlen Fans südhaft viel Geld für erhaltene Originale. Nach dem Ende der offiziellen Cobra-Produktion wandte sich AC neuen Ufern zu.

Doch in den 1970er-Jahren wurde die Welt für Kleinserienhersteller komplexer!

AC-Boss Derek Hurlock steckte viel Geld in den Mittelmotorsportwagen AC 3000ME. Wobei Hurlock auf einen 1972 von Peter Bohanna und Robin Stables gebautes Einzelstück mit dem Namen Diablo zurückgriff. Ein Muster, das beim Cobra-Vorgänger AC Ace gut funktionierte. Denn der Ace, aus dem die Cobra wurde, basierte auf einem gekauften Entwurf von John Tojeiro. Doch Probleme beim Crashtest verzögerten die Entwicklung 3000ME erheblich.

Erst 1979 lieferte AC erste 3000ME an Kunden aus. Da gab es am Markt in dieser Klasse einige attraktive Alternativen. Das Ziel, 250 Exemplare pro Jahr zu bauen, ließ sich nicht verwirklichen. Bis 1984 entstanden insgesamt nur 71 Stück des Sportwagens. Hurlock schloss sein ursprünglich in Thames Ditton ansässiges Unternehmen, verkaufte gleichzeitig die Namensrechte an ein schottisches Unternehmen. Das in der Nähe von Glasgow ansässige Unternehmen überlebte nur ein Jahr, die Namensrechte fielen an Hurlock zurück.

Irgendwie ging es immer weiter …

Parallel dazu entstanden praktisch überall auf der Welt Cobra-Replikate. Zu den größten Cobra-Experten gehörte die Firma Autokraft von Brian Angliss. Sie übernahm circa 1986 nicht nur die Rechte am Namen AC sondern auch die Originalwerkzeuge. Bei Autokraft in Brooklands entstanden von der neuen Cobra Mark IV. rund 500 Stück. Zeitweilig beteiligte sich sogar Ford an Firma von Brian Angliss. Mit diesem Partner an der Seite träumte Angliss davon, einen modernen Sportwagen zu bauen.

Mit dem AC Brooklands Ace wurde dieses Auto Realität. Doch die Kunden kauften den neuen Sportwagen nicht wie erwartet. 1996 folgte ein Insolvenzverfahren. Der südafrikanische Geschäftsmann Alan Lubinsky kaufte Rechte und Werkzeuge, um unter dem Namen AC Car Group Ltd. die Corba Mk IV zu bauen. Und trotz einer seither wechselvollen Geschichte mit Sitzverlegungen in Steueroasen wir Malta oder der Föderation St. Kitts und Nevis entwickelte sich Lubinsky zu einer Konstante der Marke.

Das Fundament der Marke AC ist die Cobra – auch wenn sie nicht mehr so heißt!

Seit 2012 besteht das Lineup der Marke aus AC MK VI, AC MK II Classic und AC 378 GT Zagato. Wobei es sich bei den ersten beiden Modellen um Cobra-Derivate handelt. Die AC MK Vi ist eine moderne Interpretation des Themas Cobra. Sie entsteht in Deutschland entsteht und nutzt einen V8 von General Motors. Bei der AC MK II Classic handelt es sich um eine Cobra mit Ford-Motor. Ihre Chassis entstehen in Südafrika bei Hi-Tech Automotive, wo auch der moderne Sportwagen AC 378 GT Zagato entsteht.

AC Cobra Series 1 electric auf der British Motor Show in Farnboroug
AC Cobra Series 1 electric auf der British Motor Show in Farnboroug

Ist bei der MK II Classic eine Alu-Karosserie gefragt, liefert diese die Brookland Motor Company. Die Brookland Motor Company ging aus der Firma Autokraft hervor und verfügt über die Originalwerkzeuge aus den 1960er-Jahren. Alternativ können die Kunden für ihre MK II auch eine Karosserie aus Verbundwerkstoffen bekommen. Weil es das auch schon Ende der 1960er-Jahre gab, ist das durchaus auch schon wieder klassisch. Beide Autos von AC heißen nicht mehr Cobra, da die Namensrechte inzwischen bei Ford liegen.

Die elektrische AC Cobra Series 1 electric

Schon 2020 kündigte AC Cars eine lokal emissionsfreien Version der Cobra an. Am vergangenen Wochenende stellte AC auf der British Motor Show in Farnborough den ersten Prototypen seines Elektroautos, die AC Cobra Series 1 electric vor. Der elektrische Antriebsstrang der AC Cobra Series 1 electric stammt vom AC-Partner Falcon Electric aus dem britischen Derbyshire. Mit einem maximalen Drehmoment von 500 Newtonmetern beschleunigt die AC Cobra Series 1 electric in rund vier Sekunden auf rund 100 Kilometer pro Stunde. Die Reichweite soll dank einer Batteriekapazität von 55 kWh bei etwa 240 Kilometern liegen.

Dies war unsere erste Gelegenheit, das Auto zu zeigen, und die positive Resonanz war überwältigend. Die AC Cobra wird so sehr verehrt, egal ob man sechs Jahre alt oder über 60 ist – und die Möglichkeit, die Geschichten der Menschen zu teilen und zu genießen, war fantastisch. Das zeigt, dass unser Best-of-British-Ansatz ­– ein ikonisches Auto mit modernster Technologie zu kombinieren – ein sicherer Hit sein wird.

AC Cars-Chef Alan Lubinsky zum Messeauftritt der AC Cobra Series 1 electric

Wobei Hit sicherlich relativ ist. Denn AC Cars will genau 58 Exemplare seiner elektrischen Cobra mit der Karosserie der Ur-Cobra fertigen. Der Preis liegt bei 138.000 britischen Pfund zuzüglich Steuern. Bei der Bestellung kann der Kunden zwischen vier Farben wählen. Denn die AC Cobra Series 1 electric gibt es nur in blau, schwarz, weiß und grün. Ab Herbst 2021 will AC Cars die Serienfahrzeuge der AC Cobra Series 1 electric ausliefern. Und vermutlich gibt es genug Fans, die sich für aufgewärmte Elektro-Oldtimer erwärmen können. Oder?


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
AC Cobra Series 1 electric auf der British Motor Show in Farnboroug

Foto: AC Cars

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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