Renault gibt sich bis heute gern sportlich. Doch am Ende ist der französische Autobauer ein Großserienhersteller und keine Sportwagen-Manufaktur. Doch bis vor gut 30 Jahren gab es im Programm der Franzosen mit der Alpine A110 sogar eine echte Sportwagen-Legende.

Denn Renault übernahm Anfang der 1970er-Jahre die zuvor unabhängige Firma Alpine. Damit stieg Renault selbst zum Sportwagenbauer auf. Alpine nutzte seit seiner Gründung 1955 dieKomponenten von Renault zum Bau exklusiver Sportwagen. Das bekannteste Modell des Kleinserienherstellers ist bis heute die extrem flache Alpine A 110. Sie kam bereits 1961 als Weiterentwicklung der heute nur Liebhabern bekannten A108 auf den Markt.

Alpine-Gründer Jean Rédélé am Band der Alpine A110 Fertigung. (Foto: Renault)
Alpine-Gründer Jean Rédélé (Foto: Renault)

Auf einen selbstentwickelten Stahlrahmen stülpte Alpine-Gründer Jean Rédélé eine hübsche Glasfaser-Karosserie. Auch die entwickelte Alpine selbst. Doch der Rest der Technik der Alpine A110 stammte aus dem Großserienregal von Renault.Das lag sicher auch daran, dass die Eltern des studierten Betriebswirts Rédélé in Dieppe am Ärmelkanal eine erfolgreiche Renault-Vertretung betrieben. So „erbte“ die Alpine A110 vom Renault R8 den Motor mit einem Hubraum von 1108 ccm und 66 PS.

Das Konzept überzeugte – nicht nur in Frankreich

Renault-Haustuner Gordini hauchte dem 4-Zylinder-Reihenmotor bald 95 PS bei 6500 U/min ein. In Verbindung mit einem relativ geringen Leergewicht von knapp 620kg sorgte das in der Alpine A110 für gute Fahrleistungen. Bereits 1962 fand das Konzept auch außerhalb Frankreichs Abnehmer. Rédélé verkaufte Lizenzen zum Bau der Alpine A110 nach Brasilien, Mexiko, Bulgarien(!) und Spanien.

In Brasilien trug die Alpine A110 den Namen „Interlagos“. Zu ihren Piloten gehörte der junge Emerson Fittipaldi, der mit der Interlagos Alpine erste Erfahrungen im Motorsport sammelte. Ab 1965 baute in Mexiko die Firma „DieselNacional“ (DINA) die A110 als als „Dinalpin“ nach. Zwei Jahre später entstanden in Bulgarien rund 200 „Bulgaralpine“. Wobei die „Bulgaralpine“ aus im Alpine-Stammwerk in Dieppe produzierten Teilesätzen entstanden.

Das Motorsportpotential des Alpine A110

Ab 1965 arbeitete Alpine eng mit Renault zusammen. Damit hatte der Sportwagenbauer Zugriff auf der Vertriebsnetz des Staatsunternehmens. Damit konnte Alpine mehr Autos als zuvor verkaufen. Und als der Absatz im Zuge der Ölkrise etwas stockte, übernahm der Autobauer schrittweise die Mehrheit an Alpine. Gründer Rédélé blieb jedoch weiterhin als Vorstandsvorsitzender an Bord „seines“ Unternehmens. Erst Ende 1978 übernahm Renault alle Anteile des Sportwagen-Herstellers. Denn inzwischen zwar Alpine offizieller Teil des Sportprogramms von Renault.

Die kleine und wendige Alpine A110 war das perfekte Auto für die „Internationale Rallye Markenmeisterschaft“. Wegen der wegen der blauen Lackierung ihrer Autos hießen die Renault-Alpine-Werksfahrer dort unter Fans und Gegnern bald „die blauen Reiter“. Der spätere Toyota-Teamchef Ove Andersson gewann 1971 am Steuer einer Alpine A110 die Rallye Monte Carlo. Seine Alpine A110 trieb ein Motor aus dem Renault 16 TS. Mit zwei 45er Weber-Doppelvergasern lieferte der Aluminiumblock 125 PS bei 6000 U/min. Damit erreichte die Alpine A110 1600S eine Spitzengeschwindigkeit von 210 km/h.

1973 entsteht die Rallye-Weltmeisterschaft und die Alpine A110 holt den ersten Titel!

1973 wurde aus der Internationalen Rallye Markenmeisterschaft die Rallye-Weltmeisterschaft. Renault entschied, auch in der Weltmeisterschaft mit der Alpine A110 anzutreten. Bereits zum Saisonauftakt gewann Alpine-Renault mit Jean-Claude Andruet am Volant erneut die Rallye Monte Carlo. Mit weiteren Siegen in Portugal, Marokko, der Rallye Akropolis, der Rallye San Remo sowie auf Korsika sicherte sich Renault überlegen den ersten Titel des Rallye-Konstrukteursweltmeisters. Doch schon in der kommenden Saison waren die Erfolge Schnee von gestern!

Denn Lancia entwarf mit dem Lancia Stratos ein Auto extra für das Reglement der Rallye-Weltmeisterschaft. Gleichzeitig lag auf der Hand, dass die seit 1961 angebotene Alpine A110 das Ende ihrer Entwicklung war. Versuche, die Motorleistung mit einer Einspritzanlage zu erhöhen, waren nicht erfolgreich. Weder die Renault Alpine A310 noch der Renault 5 Maxi Turbo konnten an die Rallye-Erfolge der A110 anzuknüpfen. Die „Flunder“ ist bis heute das erfolgreichste Rallye-Fahrzeug der Franzosen. Weiter Erfolge auf der Rundstrecke unterstreichen die Vielseitigkeit der Alpine.

Gibt es eine Zukunft für die Marke Alpine?

Obwohl die Ursprünge der „Renault Alpine A110“ beim bis in die 1970er-Jahre unabhängigen Hersteller Alpine liegen, profitiert das Renault-Image bis heute vom Image des Sportwagens. Das überrascht, da die Produktion im Alpine-Werk in Dieppe bereits im Juli 1977 auslief und ein Jahr später in Spanien der letzte Lizenznehmer die Fertigung beendete. Die Nachfolger A310, GTA und 610 konnte auch auf der Straße der kleinen A110 nie das Wasser reichen. 1995 stellte Renault die Marke Alpine ein.

Doch inzwischen gibt es Licht am Ende des Tunnels. Denn Renault kündigte für 2010 einen auf dem Clio basierenden Roadster an. Laut einem Bericht der britischen AUTOCAR soll die neue Alpine preislich mit dem Mazda MX-5 konkurrieren und am früheren Alpine-Standort in Dieppe entstehen. Er soll sogar die für Alpine typische Kunststoffbauweise nutzen und klingt damit tatsächlich nach ALPINE. Offen ist jedoch, ob es von diesem Mittelmotorsportler auch ein Coupé geben wird.

AutoNatives.de ist auch bei Facebook. Wir freuen uns über ein Like.







Themen in diesem Artikel: