Der Bricklin SV-1 gehört zu den seltensten Autos, die auf Deutschlands Straßen anzutreffen sind. Denn obwohl 1974 und 1975 immerhin 2.875 Exemplare des Sportwagens entstanden, blieb der Kanadier in Europa fast unbekannt. Hersteller Bricklin hatte damals nur den US-Markt im Visier und bot den Bricklin den SV-1 offiziell ausschließlich in den USA an.
Malcolm Bricklin, Jahrgang 1939 verdiente sein Geld zunächst mit dem Import und Verkauf von Autos von Subaru in Nordamerika. Das war lukrativ. Denn bereits mit Mitte Dreißig galt Bricklin als Millionär. Das Vermögen war die Grundlage, um vom eigenen Sportwagen zu träumen. Mit dem Bricklin SV-1 stieg Malcolm Bricklin tatsächlich zum Autobauer auf. Wobei der Unternehmer ganz dem Zeitgeist folgte. Denn in den frühen 1970er-Jahren war die Sicherheit von Autos ein großes Thema. Ralph Nader, Anwalt und Verbraucherschützer zog die Industrie wegen ihrer unsicheren Fahrzeuge vor den Kadi. Zudem offenbarte die Ölkrise, dass Erdöl ein knappes Gut ist. Der Verbrauch viele US-Fahrzeuge galt nicht mehr als zeitgemäß.
Deshalb wollte Bricklin bei seinem Debüt als Autobauer einen besonders sicheren und wirtschaftlichen Sportwagen auf die Räder stellen. Hier ähnelt das Projekt dem am Anfang auch als Sicherheitsfahrzeug geplanten DeLorean DMC-12. Zusammen mit Konstrukteur Herb Trasse zog Bricklin sein Projekt konsequent durch. Von außen sichtbar sind die Stoßfänger, die bei einer Kollision nachgeben, um anschließend hydraulisch in die Ausgangsposition zurückzufahren. Unter der ausschließlich in fünf Sicherheitsfarben (Weiß, Rot, Grün, Orange und Sonnenbräune) lieferbaren GFK-Karosserie sitz ein Überrollbügel. Die Türen sind verstärkt, um einem Seitenaufprall zu widerstehen. Dazu fehlt im Bricklin SV-1 ein Aschenbecher. Denn Nichtraucher Malcolm Bricklin war davon überzeugt, dass Rauchen vom Fahren ablenkt.
Bricklin SV-1 hat Übergewicht
Doch die Sicherheit hat ihren Preis. Der Sportwagen gilt als übergewichtig. Zudem stützt sich der SV-1 auf ein typisch amerikanisches Fahrwerk. Vorne mit Querlenkern und modernen Stoßdämpfern ausgerüstet, handelt es sich bei der Hinterachse um eine an Blattfedern geführte Starrachse. Bei den ersten 780 Exemplaren lieferte AMC den Motor. Doch als Bricklin Probleme hatte, seine Rechnungen zu bezahlen, wich der 5,9 Liter große AMC 360 V8 einem Motor von Ford. Das war günstiger und hatte gleichzeitig den angenehmen Nebeneffekt, dass sich die Fahrleistungen des Sportwagens mit dem Ford Windsor V8 (5,752 Liter Hubraum) deutlich verbesserten.
In zeitgenössischen Tests galt der Bricklin SV-1 durchaus als Herausforderer der Chevrolet Corvette Stingray. Trotzdem schrieb der Bricklin SV-1 keine Erfolgsgeschichte. Der Traum vom eigenen Auto endete schnell. Denn Malcolm Bricklin gründete sein Unternehmen in Saint John (New Brunswick, Kanada). Denn die Regierung Kanadas lockte damals mit kräftigen Subventionen, wenn ein Unternehmen Industrie-Arbeitsplätze schafft. Sie sah darin ein Mittel, die hohe Arbeitslosigkeit, die in ländlichen Regionen wie New Brunswick bei bis zu 25 Prozent lag, zu bekämpfen.
Doch für die 1.200 Mitarbeiter war der Autobau Neuland. Daher fiel es ihnen besonders im ersten Jahr schwer, die gesteckten Produktionsziele zu erreichen. Auch an dieser Stelle ähnelt das Schicksal des offiziell Bricklin Canada Ltd. General Vehicles Inc. getauften Autobauers der DeLorean Motor Company, die ihr Werk aus ähnlichen Gründen in Nordirland baute. Mit den Schwierigkeiten beim Produktionsanlauf kam weniger Geld als geplant in die Kasse von Bricklin. Die Folge waren zahlreiche unbezahlte Rechnungen. Die kanadische Regierung zog die Reißleine und leitete das Konkursverfahren ein.
Bricklin war nach knapp zwei Jahren Geschichte!
Alle Rettungsversuche mißlangen. Nach zwei Jahren war der Automobilhersteller Bricklin Geschichte. Von den 2.875 Sportwagen, die bei Bricklin entstanden, sollten heute noch rund 400 Fahrzeuge existieren. Ihr Ruf ist nicht der Beste. So zählte beispielsweise das Time Magazin den Flügeltürer im 2007 zu den 50 schrecklichsten Fahrzeugen. Malcolm Bricklin blieb übrigens nach der Pleite dem Autogeschäft erhalten. Zunächst importierte der Unternehmer den Fiat X 1/9. Anschließend platzierte Bricklin in den 1980er-Jahren den Kleinwagen Yugo von erfolgreich auf dem US-Markt. Ab 1993 baute Bricklin ein EV Warriors getauftes Elektrofahrrad. Anfang dieses Jahrtausends führte Bricklin den chinesischen Autobauer Chery Automobile in den USA ein.