Gestern habe ich drei Autos beschrieben, die für mich aus unterschiedlichen Gründen die größten Enttäuschungen des zurückliegenden Autojahrs waren. Um das Jahr versöhnlich enden zu lassen, beschäftige ich mich heute mit den Autos, die ich als besonders positiv wahrgenommen habe. Wie schon bei den Flops geht es dabei nicht zwingend um eigene Fahreindrücke. Denn die habe ich ja schon vor ein paar Tagen beschrieben. Es geht um Autos, die das Zeug haben, auch in 20 oder 30 Jahren noch als Meilenstein des Jahrs 2014 angesehen zu werden.
Ich mag sportliche Autos. Ich habe schon oft geschrieben, dass das Vergnügen hatte, zwischen vielen unterschiedlichen Sportwagen aufzuwachsen. Das hat mich offensichtlich geprägt. Deshalb gefällt mir das, was McLaren mit dem McLaren 650S auf die Räder stellt. Der britische Sportwagen sieht – für meinen Geschmack – einfach unfassbar gut aus.
Da stimmt jeder Millimeter der Form. Dazu überzeugt der 650S mit einem Motor, der exklusiv für diesen Sportwagen entsteht. Das ist in einer Welt, in der die Konstrukteure von Sportwagen ansonsten gern auf Großserienmotoren zurückgreifen, selten. Kein Wunder, dass der McLaren 650S weltweit bereits zahlreiche Preise und Auszeichungen erhalten hat.
Die zweite Überraschung stammt aus Japan. Dort stellte Mazda in diesem Jahr die dritte Generation des Mazda2 vor. Bisher war der Kleinwagen ein Ableger des Ford Fiesta. Nachdem Ford im Zuge der Finanzkrise seinen Anteil an dem japanischen Autobauer dramatisch zurückfuhr, emanzipiert sich das Unternehmen zunehmend. Ursprünglich gehörte ein rund 1/3 des Unternehmens zum US-Riesen. Heute ist Ford nur noch mit wenigen Prozent an Mazda beteiligt. Das nutzen die Japaner, um mit einer klaren Strategie ihre Produktpalette auszurichten. „KODO – Soul of Motion“ ist der Claim, der dieses Vorhaben begleitet.
Schon mit dem aktuellen Mazda6 und auch mit dem aktuellen Mazda3 sowie den CX-Modellen bewies Mazda, was damit gemeint ist. Mit dem Mazda2 schickt sich der Autobauer nun an, diese Erfolgsgeschichte auch im Segment der Kleinwagen fortzuschreiben. Der in Genf erstmals gezeigte Kleinwagen darf dazu kräftig wachsen. Satte 14 Zentimeter übertrumpft der neue Mazda2 seinen Vorgänger in der Länge. Trotzdem bleibt das Leergewicht von 970 Kilogramm konstant.
Vier Motoren stehen zur Auswahl. Und wie beim Mazda3, wo Mazda nicht dem Trend zum Downsizing folgt, kommt auch der Mazda2 mit – für heutige Verhältnisse – großen Motoren daher. 1,5 Liter Hubraum ist hier das Maß der Dinge. Ich glaube, dass der Mazda 2 alle Anlagen hat, um ein kommerzieller Erfolg zu werden. Mehr dazu könnt Ihr übrigens im Februar hier im Auto-Blog lesen. Noch vor dem Verkaufsstart werde ich den Kleinwagen ausführlich testen.
Citroën ist, als meine größte Überraschung des Jahres, schon einen Schritt weiter. Denn der Citroën C4 Cactus hat den Verkaufsstart im heute endenden Jahr erfolgreich bewältigt. Auch der Cactus bricht mit vielen Konventionen, die heute in der Autoindustrie als Standard gelten. Das fängt mit der äußeren Form an. Mit ihr ist den Designern ein eindrucksvoller Beleg gelungen, dass auch heute noch beim Autodesign Überraschungen möglich sind.
Der Cactus ist – im strengen Sinne – Design in Reinkultur. Denn zu gutem Design gehört die Auseinandersetzung des Designers mit der Funktion des Objekts. Bei der Entwicklung des Cactus lag offensichtlich eine klare Vorstellung zur Interaktion der Benutzer mit dem Fahrzeug zugrunde. So entstand ein Auto, das den praktischen Nutzen von Mobilität in den Mittelpunkt stellt. Anders als die Wettbewerber muss der Citroën C4 Cactus nicht – krampfhaft – mit Sicken und Falten Kontur suchen. Weniger ist mehr!
Das Prinzip setzt sich im Innenraum fort. Auch dort beschränkt sich Citroën darauf, ein praktisches Auto auf die Räder zu stellen. Mit dieser Konzentration steht der Citroën C4 Cactus für französischen Chic und Eleganz – ohne jemals den praktischen Nutzen aus den Augen zu verlieren. Damit folgt der Cactus irgendwie sogar der legendären Ente. Denn die entstand, damit zwei französische Bauern einen Sack Kartoffeln zum nächsten Markt transportieren können.
In der Gegenwart einer urbanen Welt sind Hipster und Stadtindianer an die Stelle der Bauern getreten. Ihr Kartoffelsack ist die Sporttasche oder die Einkaufstüte aus dem Bioladen. Damit trifft der Cactus genau den Zeitgeist. Deshalb hat der Citroën C4 Cactus für mich das Zeug, nach dem Traction Avant, der DS und natürlich der Ente in der Zukunft als der vierte Klassiker der Marke Citroën zu gelten.