Auto-Erinnerungen

FIAT Mefistofele Eldridge Rekordwagen

Was braucht es, um schnell zu fahren?

Am 12. Juli 1924 war der Brite Ernest Eldridge mit dem „FIAT Mefistofele“ stattliche 234,98 km/h schnell. Das war vor 87 Jahren ein neuer Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge.

Der FIAT Mefistofele Eldridge Rekordwagen auf einem Pressefoto von FIAT.
Foto: FIAT

Trotzdem ist die Geschichte des FIAT Mefistofele sowie die Geschichte seines Erbauers und Piloten Ernest Eldridge interessant. Der Automobil-Ingenieur zog nach dem Ersten Weltkrieg an die Rennstrecke von Brooklands. Dort spezialisierte sich Eldridge – selbst Inhaber einer Fluglizenz – darauf, Flugmotoren in Rennwagen zu verpflanzen. Das galt in den 1920er-Jahren als gutes Mittel, um schnell zu fahren. Zudem waren die Motoren, die oft aus den Jahren des Ersten Weltkriegs stammten, vergleichsweise günstig. Auch bei den Chassis griff die Szene der Flugzeug-Motor-Nutzer gern auf ältere Fahrzeuge zurück. Denn die rannten in der Mehrzahl bereits von Anfang an mit (aus heutiger Sicht) gigantischen Motoren, von Ausnahmen wie dem Bugatti Type 13 einmal abgesehen.

Die alten Chassis boten Platz für die großen Flugzeugmotoren!

Eldridge verpflanzte einen Motor von Maybach in das Fahrgestell eines 1907er Isotta-Fraschini. 1922 kaufte Eldridge von seinem Rennfahrerkollegen John Duff einen 1908er FIAT S.B. 4 Corsa. Duff war dessen Motor zuvor bei einem Rennen in Brooklands explodiert. Eldridge sah in dem defekten Fahrzeug optimale Voraussetzungen für den Aufbau eines Rekordfahrzeugs. Als ehemaliger Grand Prix Rennwagen verfügte der SB4 nur über eine minimalen Karosserie. Das Fahrgestell war vergleichsweise einfach zu modifizieren. Als Motor wählte der Brite einen Sechszylinder-Reihenmotor mit einem Hubraum von 21.706 cm³, der – wie damals üblich – über eine Kette die Hinterachse antreiben sollte.

Für den Umbau nutzte Ernest Eldridge einen FIAT S.B. 4 Corsa von 1908. (Foto: FIAT)

Da das rund 320 PS starke FIAT Aggregat für den Einsatz im S.B. 4 Corsa viel zu lang war, verlängerte Eldridge den Vorderwagen. Die Komponenten dafür stammten aus einem Londoner Autobus. Bereits im Oktober 1923 verbesserte Eldridge in Brooklands mit dem „FIAT Mefistofele“ getauften Gefährt den Rekord für die 1/2 Meile mit stehenden Start. Im Sommer 1924 trat Eldridge dann in Frankreich zum Rekordversuch an. Am 5. Juli erreichte Eldridge in der Nähe von Arpajon über den „Fliegenden Kilometer“ eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 230,55 km/h. Doch dem Rekord blieb die Anerkennung versagt, da der „FIAT Mefistofele“ ohne Rückwärtsgang unterwegs war.

Im zweiten Versuch fuhr der FIAT Mefistofele zum Rekord!

Statt Eldridge trug sich so zunächst René Thomas in die Rekordlisten ein. Der Franzose war mit seinem „Delage La Torpille“ einen Tag später an gleicher Stelle 230,47 Kilometer schnell. Doch Eldridge gab nicht auf und wies sechs Tage später den Einbau eines Rückwärtsgangs nach. Daher durfte der Brite erneut zur Rekordjagd antreten. Dabei erreichte sein Auto eine Geschwindigkeit von 234,98 km/h. Diesmal hatte der Rekord Bestand, Ernest Eldridge sicherte sich den Geschwindigkeitsweltrekord für Landfahrzeuge. Heute ist übrigens unklar ist, ob der „FIAT Mefistofele“ bei der Rekordfahrt tatsächlich über einen Rückwärtsgang verfügte.

FIAT Mefistofele Eldridge Rekordwagen von 1924
FIAT Mefistofele Eldridge Rekordwagen von 1924 (Foto: FIAT)

Denn das Getriebe, das Eldridge beim Rekord nutzte, gilt seit der Rekordfahrt als verschwunden. Das ändert nichts an der Faszination, die von dem „Fiat Mefistofele“ ausgeht. Der Rennwagen besticht – trotz seiner gigantischen Ausmaße – mit schlichter Eleganz. Ernest Eldridge verbesserte mit dem „Fiat Mefistofele“ übrigens auch die Distanzrekorde über fünf und zehn Kilometer, bevor er den Rennwagen an einen unter dem Pseudonym „Le Champion“ bekannten französischen Rennfahrer verkaufte. Inzwischen gehört der ehemalige Rekordwagen zur Sammlung des „Centro Storico Fiat“ in Turin, das den ungewöhnlichen Rennwagen von Zeit zu Zeit sogar ausführt.

AutoNatives.de ist auch bei Facebook. Wir freuen uns über ein Like.







Themen in diesem Artikel: