Carspotting: Ford P3 – Ford Taunus 17 M

Der Ford P3 – oder wie er beim Händler hieß Ford Taunus 17 M – war ein Gamechanger. Daher ist eine Begegnung mit dem Kölner im Alltag natürlich bemerkenswert.

Der Ford Taunus 17 M war ein Gemechanger. Auch dank seiner Hilfe schwang sich Ford in den 1960er-Jahren in Deutschland zu einer echten Größe auf. – Foto: Tom Schwede

Der Ford P3 beziehungsweise Ford Taunus 17 M, wie er beim Händler hieß, war bei seinem Debüt 1960 ein Gamechanger. Denn mit ihm begann der Aufstieg der Ford-Tochter in Deutschland zu einem Autobauer, der zeitweise 18 Prozent Marktanteil für sich verbuchen konnte.

Ford P3 – Ford Taunus 17 M am Straßenrand
Der Ford Taunus 17 M war ein Gemechanger. Auch dank seiner Hilfe schwang sich Ford in den 1960er-Jahren in Deutschland zu einer echten Größe auf.

Ja, richtig gelesen, Ford war auch in Deutschland mal eine große Nummer. Heute schwimmt der deutsche Ableger des amerikanischen Autobauers gefühlt irgendwie „nur“ noch so mit. Natürlich sieht der aufmerksame Beobachter im Alltag Autos aus Köln oder Saarlouis, wo die deutschen Ford-Werke stehen. Doch so richtig berühren sie die Herzen der Autofreunde nicht mehr. Dazu passt, dass Ford Deutschland bei der anstehenden Elektro-Wende auf Technik von Volkswagen setzt. Denn dies klingt fast schon nach einem Abschied auf Raten.

Vor sechs Jahrzehnten war das völlig anders und der Ford Taunus 17 M spielte dabei eine wichtige Rolle!

Denn damals war Ford in Deutschland eine richtig große Nummer. Dafür verantwortlich war auch der 1960 eingeführte Ford Taunus 17 M. Den die „Badewanne“, wie Presse und Publikum den Vertreter der sogenannten „Oberen Mittelklasse“ tauften, war eine Design-Sensation. Designer Uwe Bahnsen verzichtete beim intern P3 genannten Auto auf die ausladenden Karosserieüberhänge, dessen Bug- und Heckflossen sowie den fast schon überbordenden Chromeschmuck des erst gut drei Jahre alten Vorgängers.

Das war eine radikale Abkehr vom zuvor verfolgten Weg. Statt „Gelsenkirchener Barock“ gab es bei Ford nun die „Linie der Vernunft“. Während Ford mit dem Vorgänger noch versuchte, ein fast amerikanisch geprägtes Auto zu verkauften, schwenkten die Kölner nun auf eine eher europäische Gestaltung um. Mit Erfolg, denn der Ford Taunus 17 M, wie der P3 bei den Ford-Händlern hieß, überzeugte die Kunden. In der Gunst des Publikums schloss Ford fast zu Opel auf. Bis zum Produktionsende 1964 entstanden 669.731 Exemplare.

Darunter waren auch 86.010 P3-Kombis, die es direkt bei Ford gab. Bei der Karl Deutsch GmbH in Köln entstanden auf Basis der Limousine zudem rund 150 Cabrios und Coupés. Den Kombi bauten Karosseriebauer in Südafrika und Griechenland teilweise zum Pickup um. Heute sind noch gut 300 Ford P3 in Deutschland zugelassen. Sie erinnern daran, dass sich Ford Köln auch dank des P3 in Deutschland 1965 zu einem Marktanteil von mehr als 18 Prozent aufschwang. Wobei dabei auch der von Ford USA nach Deutschland „delegierte“ – andere sagen „aufgezwungene“ – kleinere Taunus 12M P4 alias „Ford Cardinal“ eine wichtige Rolle spielte.

Bereits in den 1970er-Jahren ging es bergab!

Mit diesen Erfolgen wurde Ford auch in Deutschland zu einem wichtigen Autobauer. Deshalb beschäftigte Ford in Deutschland 1972 fast 55.000 Menschen. Doch Qualitätsprobleme und die Ölkrise führten zu einem ersten Einbruch, den die Marke bis heute nicht vollständig verdauen konnte. Selbst 1990 beschäftigte das Unternehmen in Deutschland noch mehr als 50.000 Menschen. Doch die Marktanteile schrumpften seitdem kontinuierlich weiter, liegen inzwischen seit zwei Jahrzehnten bei rund sieben Prozent.

Erst in den letzten Jahren gelang eine leichte Trendumkehr, die jedoch die Chipkrise vorerst stoppte. Trotzdem sind die Zeiten vorbei, wo Autos von Ford die Menschen so berühren, wie es der Ford Taunus 17 M der Generation P4 einst tat. Das macht diese Begegnung an der „Straßenkreuzung“ so bemerkenswert.

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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