„FORD v Ferrari“ – die wahre Geschichte hinter dem Film …

Die Filmgesellschaft „20th Century Fox“ bringt im November den Film „FORD v Ferrari – Le Mans ’66 – Gegen jede Chance“ in die Kinos. Ähnlich wie vor ein paar Jahren schon „Rush basiert auch „FORD v Ferrari“ im Kern auf wahren Begebenheiten. Denn Henry Ford II wolle Mitte der 1960er-Jahre Ferrari kaufen. Doch die Übernahme scheiterte. Der US-Autobauer legte ein breites Sportprogramm auf. Dessen Ziel war: Ferrari schlagen! 

Wer Facebook nutzt, der konnte gestern zwei Themen kaum entgehen. Volkswagen begab sich in der Eifel mit einem E-Auto auf die Suche nach dem technisch Machbaren. Die Filmgesellschaft „20th Century Fox“ kündigte einen neuen Spielfilm an, der auf ein heute legendäres Motorsport-Duell zurückblick. Zum Ersten gibt es nichts Neues zusagen, das ist alles Marketing. Doch das zweite Thema ist spannend. Denn Motorsportfreunde wissen, bis Mitte der 1960er-Jahre war Ferrari auf der Langstrecke der Platzhirsch. Von 1958 bis 1965 gewann der italienische Sportwagen-Hersteller siebenmal die 24 Stunden von Le Mans. Nur 1959 unterbrach Aston Martin die Siegesserie der italienischen Sportwagen-Schmiede.

Doch Motorsport war auch vor 60 Jahren schon teuer. Enzo Ferrari war bereit, sein Unternehmen zu verkaufen, um mit dem Geld neuer Eigner die (eigene) Erfolgsgeschichte fortsetzen zu können. Lance Reventlow war interessiert. Der Sohn der Woolworth-Erbin Barbara Hutton und Gründer der Automarke Scarab bot für Ferrari zehn Millionen US-Dollar. Enzo Ferrari nutzte das Angebot, um die italienische Regierung und seinen Hauptsponsor SHELL unter Druck setzen. Denn Ferrari wusste, für den Playboy Reventlow war der Motorsport nur ein Zeitvertreib.


Die Gespräche mit Henry Ford II waren heiß!

Henry Ford II wollte in den 1960er-Jahren aus dem von seinem Großvater gegründeten Autobauer einen Weltkonzern schmieden. Ford wollte den gesamten Welt-Markt vollständig bedienen. Der Sportwagenbauer Ferrari sollte die Krone im Auto-Imperium des Amerikaners spielen. Die Übernahme galt zeitweise als sicher. Doch sie scheiterte kurz vor Vollzug am Ego der Beteiligten. Denn für Enzo Ferrari war klar, nach der Übernahme globaler Sportchef des gesamten Ford-Konzerns zu werden. Diese Vorstellung teilte Henry Ford II nicht. Der Unternehmer Ford sah für den Italiener nach der Übernahme allenfalls eine repräsentative Aufgabe vor.

Zudem stritten die möglichen Partner darüber, wie der italienische Sportwagenbauer nach der Übernahme heißen soll. Ferrari-Ford oder Ford-Ferrari standen zur Auswahl. Irgendwann erkannte Enzo Ferrari, dass die eigenen Vorstellungen sich von denen des Gegenübers unterschieden. Besonders die Tatsache, dass Henry Ford II für den stolzen Italiener nach der Übernahme allenfalls die Rolle eines „Grüß-August“ vorsah, wurmte den „Il Commendatore“ – wie Enzo Ferrari seit der Verleihung des Ordens der Krone von Italien seit 1927 von Fans und Gegnern genannt wurde. Bei so vielen offenen Streitpunkten brach Enzo Ferrari 1963 alle Gespräche mit Ford ab. Seine Firma sei unverkäuflich. Henry Ford II schäumte und schwor Rache!

Henry Ford II holte zum Gegenschlag aus!

Der Amerikaner beschloss, Enzo Ferrari in seinem „Wohnzimmer“ Le Mans zu schlagen. Henry Ford II beauftragte Harley Copp ein passendes Programm auszuarbeiten. In Zusammenarbeit mit Lola entstand der Ford GT40 – der Rest ist Geschichte. Schon 1966 gewann Ford erstmals in die 24 Stunden von Le Mans. 1967, 1968 und 1969 wiederholten die Amerikaner diesen Triumph. Ferrari wehrte sich nach Kräften, gewann 1967 in den USA das 24-Stunden-Rennen von Daytona. Doch letztlich ging Henry Ford II als Sieger aus dem Duell mit Enzo Ferrari hervor.

Der Film „FORD v Ferrari“ zeichnet grob die Entstehung des Konflikts sowie die Entwicklung des Ford GT40 bis zum Sieg 1966 in Le Mans nach. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen Carroll Shelby und Ken Miles. Shelby, den Matt Damon verkörpert, gewann 1959 als Fahrer in Le Mans. Mitte 1964 übernahm der Amerikaner bei Ford die Leitung des ins Stocken geratenen GT40-Projekts. Sein Vorgänger als Projektleiter war John Wyer. Wyer kaufte 1963 bei Lola die Rechte am Chassis des Lola Mk6, um aus diesen den Ford GT40 abzuleiten. Doch als der Rennwagen bei seinen ersten Renneinsätzen deutlich hinter den Erwartungen zurückblieb, wurde Henry Ford II nervös.

Besonders der Misserfolg in Le Mans, als beim Debüt 1964 alle Ford GT40 ausliefen, schmerzte den Firmenchef. Shelby übernahm die Projektleitung und überarbeitete den GT40. Erst dank seiner Hilfe wurde aus dem Sportwagen ein Siegerfahrzeug. An der Seite von Shelby stieß Ken Miles, den Christian Bale im Film spielt, zum Projekt. Der britische Rennfahrer saß bereits seit den 1950er-Jahren regelmäßig in Autos von Carroll Shelby. Miles galt lange als etwas ungestüm. Doch an der Seite von Shelby reifte Miles zu einem hervorragenden Langstreckenpilot. 1966 teilte sich Miles in Le Mans einen GT40 mit dem Neuseeländer Denis Hulme.

Ob „FORD v Ferrari“ das Geheimnis des toten Rennens auflöst?

Das Duo fuhr zum zweiten Platz – weil die Verantwortlichen des Le Mans-Veranstalters ACO Fords Plan eines „toten Rennens“ durchkreuzten. Ford wollte, dass die Rennwagen von Bruce McLaren und Chris Amon sowie Ken Miles und Denis Hulme Seite an Seite über die Ziellinie fuhren, um den Triumph aufzuwerten. Deshalb wartete der lange führende Miles auf McLaren, um die Show zu inszenieren. Und tatsächlich rollte die Ford mit den Startnummer #1 und #2 Seite an Seite nach 24 Stunden über die Ziellinie.

Doch der ACO verdarb den Spaß. Die Verantwortlichen sprachen Bruce McLaren und Chris Amon den Sieg zu. Denn ihr GT40 (#2) ging vom schlechteren Startplatz ins Rennen. Damit legten McLaren und Amon in 24 Stunden die größere Distanz zurück und gingen als Sieger der 24 Stunden von Le Mans 1966 in die Geschichtsbücher ein. Ken Miles schäumte, denn nach 23 Stunden betrug der Vorsprung der #1 fast vier Minuten. Bruce McLaren fuhr die Lücke nur zu, weil Miles deutlich Tempo herausnahm. Bis heute ist unklar, warum Ford auf die Inszenierung des toten Rennens bestand. Denn Zeitzeugen des ACO beteuern bis heute, dass sie Ford schon während des Rennens mitteilten, wie sie das Rennen werten würden, wenn zwei Autos Seite an Seite ins Ziel fahren würden.

Gut möglich, dass Ford mit der Anweisung an Miles, das Risiko minimieren wollte. Mal gucken, ob der Film „FORD v Ferrari“ dieses Geheimnis auflöst. Der zweite Platz, der den Rennfahrer Ken Miles tief enttäuschte, war der letzte Erfolg des Briten. Zwei Monate später verunglückte Miles bei einem Testeinsatz tödlich. Der Film „FORD v Ferrari“ zeigt, wie Shelby und Miles gemeinsam das Projekt GT40 zum Erfolg führen. Die Regie des Film, der vollständig in den USA gedreht wurde, übernahm übrigens James Mangold. Mangold gilt seit seinem Film „Walk the Line“ über das Leben von Johnny Cash als Experte für biografische Erzählungen. Im November kommt das Duell zwischen Ford und Ferrari in die Kinos. Es dürfte ein Muss für Freunde des historischen Motorsports sein.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Zieleinlauf Le Mans 1966: Die beiden Ford GT40 kamen fast gleichzeitig ins Ziel.

Foto: Ford

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Ein Beitrag von:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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