Red Bull dominiert in diesem Jahr die Formel 1, gewann bisher mit einer Ausnahme alle Rennen. Das ist eine historische Leistung. Sie ist jedoch nicht ohne Vorbild. Denn die 1950 gegründete Automobil-Weltmeisterschaft begann bereits mit totaler Dominanz von Alfa Romeo. Der Mailänder Autobauer gewann damals mit einer Ausnahme alle Saisonrennen.
Als die Sportkommission CSI im Automobil-Weltverband 1950 endlich eine Weltmeisterschaft ausschrieb, fehlten die Größen der Vorkriegszeit. Auto Union, vor dem Zweiten Weltkrieg fester Bestandteil der Grand Prix-Szene, gab es nicht mehr. Der Neugründung im Westen Deutschlands fehlten die Mittel für Rennsport auf Weltniveau. Auch Mercedes-Benz konzentrierte sich auf den Wiederaufbau der Firma. Denn die Werke der Stuttgarter lagen bei Kriegsende in Schutt und Asche. Von den Siegern der Grand Prix-Europameisterschaft der 1930er-Jahre stand beim Neustart als WM daher nur Alfa Romeo am Start.
Der lange Anlauf zur Weltmeisterschaft begann in den 1930er-Jahren
Das lag auch daran, dass die großen Tage von Maserati, Bugatti oder Delahaye im Grand Prix-Sport bereits am Vorabend des Zweiten Weltkriegs vorbei waren. Ihre Erfolge beschränkten sich in der zweiten Hälfte der 1930er-Jahre auf Rennen, die nicht zur Europameisterschaft zählten. Denn dort traten die deutschen Spitzenteams und auch Alfa Romeo meist gar nicht an. Die Meisterschaft 1939 brach die CSI mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs ab. Die ONS erklärte zwar Hermann Lang zum Europameister. Doch in den offiziellen Listen gilt der Deutsche nicht als Titelträger. Bis zum Kriegsende verlagerte sich das Grand Prix-Geschehen nach Nord- und Amerika.
Die einzigen Ausnahmen waren 1940 zwei unter italienischer Regie in Tripolis und auf Sizilien organisierte Grand Prix. Wovon Giuseppe Farina einen mit seinem Alfa Romeo 158 gewann. Bereits 1945 fanden wieder erste Rennen statt. Als Grand Prix gelten heute drei Rennen, die im September 1945 in Paris stattfanden. Wobei bei diesen Rennen fast ausnahmslos französische Piloten und Fahrzeuge antraten. Doch schon ein Jahr später nahm die Grand Prix-Szene wieder international Fahrt auf. In zeitgenössischen Unterlagen finden sich 20 Rennen, die nach den Grand Prix-Regeln ausgetragen wurden. Maserati gewann neun davon, Alfa Romeo acht.
1947 definierte die CSI die „Internationale Grand Prix-Klasse“
Mit der 1947 definierten „Internationalen Grand Prix-Klasse“ schuf die CSI die Grundlage für weitere Rennen. Gleichzeitig hob die CSI vier Rennen als „Grandes Épreuves“ besonders hervor. Alfa Romeo gewann in der Schweiz, in Spa-Francorchamps und Italien. Dazu sicherten sich Alfa Romeo-Piloten bei zehn weiteren Grand Prix den Sieg. Maserati blieb der härteste Wettbewerber und gewann ebenfalls zehn Rennen. Doch den Sieg beim Grand Prix von Frankreich, ebenfalls ein „Grandes Épreuve“, holte sich Talbot-Lago. Dort entstand in diesen Tagen der letzte Universalrennwagen.
Ein Jahr später beschränkte sich Alfa Romeo im Wesentlichen auf die „Grandes Épreuves“. So gewannen drei der fünf „Grandes Épreuves“ Piloten mit Rennwagen von Alfa Romeo. Bei den weiteren Rennen trumpfte Maserati groß auf und holte insgesamt 13 Grand Prix Siege. Doch darunter war mit dem Großen Preis von Monaco nur ein Rennen der „Grandes Épreuves“. Alfa Romeo gehörte damals einer Staatsholding. Die Gewerkschaften kritisierten das teure Rennprogramm. Der tödliche Unfall von Achille Varzi im Sommer 1948 beim Rennen im Berner Bremgarten bewog das Werksteam zum Rückzug.
1950 schrieb die CSI endlich eine Automobil-Weltmeisterschaft aus!
Ohne Alfa Romeo stieg Maserati vorübergehend zum Platzhirsch auf. Die Autos mit dem Dreizack im Kühlergrill gewannen 1949 insgesamt zehn Grand Prix. Doch bei den inzwischen fünf Rennen der „Grandes Épreuves“ war Maserati nur einmal erfolgreich. Je zwei Siege holten sich Talbot-Lago und Ferrari. Doch immer noch sind die Rennen eine lose Serie. Erst 1950 schreibt die CSI die Automobil-Weltmeisterschaft aus. Das holt das Werksteam von Alfa Romeo zurück auf die Rennstrecken. Denn ein WM-Titel würde schließlich sogar die kritischen Gewerkschaften beruhigen.
Vor der Saison sind sich die Experten unsicher, wie sie das Kräfteverhältnis beurteilen sollen. Neben Alfa Romeo treten Ferrari, Maserati, Talbot-Lago sowie die Equipe Gordini mit Werksteams an. Dazu kommen zahlreiche private Alta, ERA, Ferrari, Maserati und Talbot-Lago. Das verspricht spannende Rennen. Die Regeln der inzwischen als Formel 1 bezeichneten „Internationalen Grand Prix-Klasse“ gestatten den Einsatz von Kompressor-Rennwagen (bis 1,5-Liter-Hubraum) sowie 4,5 Liter großen Saugmotoren. Das basiert auf den Regeln, die 1938 und 1939 in der Grand-Prix Europameisterschaft galten.
Alfa Romeo dominierte die neugegründete Weltmeisterschaft!
Dabei profitierten die Mailänder von einer Entscheidung aus den Tagen vor dem Krieg. Denn der 1,5 Liter große Kompressormotor des Rennwagens von 1938 erweiterte damals die Einsatzmöglichkeiten des Rennwagens, der so auch in der Voiturette-Klasse antreten konnte. Zudem sorgte der kleine Motor für einen Gewichtsvorteil. Denn die GP-Regeln von 1938 leiteten von der Motorgröße direkt das Fahrzeuggewicht ab. So durften die Italiener vor dem Krieg mit einem Leergewicht von 561 Kilogramm rennen. Ein Rennwagen mit einem drei Liter großen Kompressor-Motor hätte 850 Kilogramm wiegen müssen.
Kein Wunder, dass sich Mercedes-Benz beim W 165 ebenfalls für einen 1,5 Liter großen Motor entschied. Doch das sicher spannende Duell zwischen W 165 und Tipo 158 raubte uns der Zweite Weltkrieg. Denn als die Waffen schwiegen trat der Mercedes-Benz nur einmal in Indianapolis an, um dann ins Depot zu fahren. Alfa Romeo holte den Tipo 158 dagegen zurück und entwickelte den Rennwagen kontinuierlich weiter. In der Auftaktsaison der Automobil-Weltmeisterschaft dominierte der Rennwagen aus Mailand. Alfa Romeo gewannen sieben der acht Saisonrennen.
Das Indy 500 verhinderte den totalen Triumph von Alfa Romeo!
Um den Anspruch einer Weltmeisterschaft zu unterstreichen, gehörten 1950 auch die 500 Meilen von Indianapolis zur Automobil-Weltmeisterschaft. Das Werksteam von Alfa Romeo trat beim „Great American Race“ nicht an. Denn dort waren die Rennwagen der Formel 1 chancenlos. Zudem scheuten die europäischen Teams Aufwand und Kosten für die Reise. Denn das Rennen in Indianapolis lag eine Woche nach dem Rennen in Monaco und eine Woche vor dem Rennen in der Schweiz. So gewann den WM-Lauf in den USA in Abwesenheit der Europäer Johnnie Parsons mit einem Kurtis Kraft.
Losgelöst davon blieben 1950 den Herausforderern bei den WM-Rennen nur die Plätze. Bester Pilot, der keinen Alfa Romeo steuerte, war Louis Rosier im Talbot-Lago. Rosier fuhr in der Schweiz und Belgien zweimal als Dritter aufs Podium. Da Rosier auch bei den anderen Rennen regelmäßig Punkte einfuhr, lag der Franzose am Ende sogar vor Ferrari-Pilot Alberto Ascari. Doch der spätere Weltmeister trat nur bei vier Rennen an und zog trotz zweier zweiten Plätze im Rennen um „The Best oft the Rest“ den Kürzeren. Alfa Romeo behauptete seine Vormachtstellung bis in den Sommer 1951. Dann war Ferrari auf Augenhöhe und gewann drei Rennen. Doch die Extraklasse von Juan Manuel Fangio sicherte Alfa Romeo einen weiteren Titel.