Auto-Erinnerungen

Triumph SD2 – es sollte nicht sein!

In Großbritannien entsteht 1968 British Leyland. Das Konglomerat fasst fast die gesamte britische Autoindustrie in einem Konzern zusammen. Die Idee klang gut, führt jedoch fast direkt in die Pleite. 1974 stellt das Unternehmen einen Insolvenzantrag. Das beendet auch alle Pläne für den Triumph SD2.

Triumph SD2 aus dem Bestand des British Motor Museum
Der Prototyp ‚LUL 79P‘ gehört zur Sammlung des British Motor Industry Heritage Trust. Die Stiftung zeigt den SD2 in ihrer wunderbaren Museum in Gaydon. (Foto: © British Motor Industry Heritage Trust)

Der Automobil-Konzern British Leyland fasste seine Marken Jaguar, Rover und Triumph Anfang der 1970er-Jahre in dieser Einheit zusammen. Die „Special Division“ sollte den Luxusmarkt bedienen. Die Produktplaner der „Special Division“ wollten die Modellplaette von Rover und Triumph auf zwei Modelle reduzieren. Der Rover SD1 sollte British Leyland in der oberen Mittelklasse vertreten und den schon 1963 vorgestellten Rover P6 endlich ersetzen. Eine Klasse darunter sollte der Triumph SD2 den Triumph Dolomite ablösen. Zudem sollte der SD2 auch Kunden ansprechen, die ihren Austin 3-litre langsam ersetzen wollten.

Beide neuen Modelle orientierten sich an der damals als modischen geltenden Keilform. Doch anders als der größere SD1 kommt der kleine Triumph SD2 nie über das Stadium eines Prototypen hinaus. Technisch ist der SD2 eine Weiterentwicklung des Triumph 1500. Womit auch der SD2 die Vorderräder antreibt. Neben den Motoren des 1500er plant die auch „Special Division“ die Motoren der British Leyland O-Serie mit obenliegender Nockenwelle im SD2 einzusetzen.

Zudem soll es ein Spitzenmodell mit Zweiliter-Vierventil-Einspritzer aus dem Triumph Dolomite geben. Diese geplante Vielfalt der Motoren offenbart ein Problem von British Leyland. Denn der Konzern reduziert in den ersten Jahren sein Programm nicht und verzichtet darauf, sich Skalenvorteile zu sichern. Bei der Entwicklung des Sd2 greifen die Techniker immerhin teilweise auf Komponenten des Morris Marina zurück. Das spart zwar Kosten, wird dem Anspruch der Fahrzeugklasse allerdings nur bedingt gerecht. Denn der Marina ist ein innerhalb weniger Monate entwickeltes Fahrzeug, das teilweise auf dem 1948 vorgestellten Morris Minor basiert.

Wer gestaltete den Triumph SD2?

Offiziell gilt das Design des Triumph SD2 als Arbeit des Rover-Haus-Designers David Bache. Allerdings mussten sich Bache und sein Team intern dem Wettbewerb mit italienischen Designstudios stellen. Die Entwürfe, die Pininfarina parallel zum Team von Bache für den SD2 erstellte, sind weit bekannt. Britische Zeitzeugen berichten auch von Gesprächen der „Special Division“ mit der Carrozzeria Bertone. Angesichts der auffälligen Ähnlichkeit, die die heute bekannten SD2-Prototypen mit offiziellen Bertone-Entwürfen teilen, ist das nicht auszuschließen.

Design-Kenner stufen den Triumph SD2 daher als den unehelichen Ableger eines Seitensprungs ein. Denn der Einfluss Bertone ist offensichtlich. Doch eine offizielle Anerkennung der Abstammung verweigern die Hüter der Familienehre auch Jahrzehnte später noch vehement. Losgelöst davon entschied sich British Leyland gegen die Produktion des SD2. Und vermutlich war das eine gute Entscheidung.

Denn Zielgruppe des Fahrzeugs waren Kunden, die sich ansonsten für die Alfa Romeo Alfetta, den Audi 80, den 3er-BMW oder den Lancia Beta interessieren. Bei Vergleichsfahrten fielen die Prototypen des SD2 deutlich hinter diesen Fahrzeugen zurück. In der internen Bewertung schlug selbst der Opel Ascona den Prototypen. Als 1975 der Ryder Report dem Unternehmen empfahl, seine Modellpalette zu reduzieren, stellte der Vorstand das Projekt sofort SD2 ein.

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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