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8. Februar 1947 – Start der Auslieferung des Volvo PV444

Hello, old Friend! Wie Volvo zum Volumenhersteller aufstieg!

Mit dem von den Fans liebevoll Buckel-Volvo genannten Volvo PV444 stieg Schwedens bis heute größter Autobauer zum Volumenhersteller auf. Am 8. Februar 1947 lieferte Volvo die ersten Serienmodelle des bereits 1944 vorgestellten PV444 an Kunden aus.

Produktion des Volvo PV444 im Volvo Werk Lundby/Schweden
Produktion des Volvo PV444 im Volvo Werk Lundby/Schweden (Foto: Volvo)

Erst gut zwei Jahre nach der Premiere des neuen Modells rollten am 8. Februar 1947 die ersten Exemplare des PV444 zu den Kunden. Denn der von den Unternehmensgründern Assar Gabrielsson und Gustaf Larson initiierte Volvo PV444 feierte bereits im September 1944 in den königlichen Tennishallen in Stockholm seine Premiere. Dabei kündigte Volvo einen Preis von 4.800 Schwedischen Kronen an. Doch der Zweite Weltkrieg war noch nicht zu Ende. Auch im neutralen Schweden waren Rohstoffe und Material knapp. Deshalb startete die Serienproduktion des neuen Volvo erst im Winter 1946/47. Zuvor hob Volvo den Preis des PV444 mehrfach an.

Beim Auslieferungsstart 1947 lag der Preis bei 6.050 Schwedischen Kronen. Trotzdem hielt Volvo alle abgeschlossenen Verträge ein. Alle Kunden erhielten ihr Auto zu dem Preis, der in ihrer Auftragsbestätigung stand. Doch selbst mit dem um gut ¼ gestiegenen Preis war der Volvo ein attraktives Auto. Denn im Rückblick gilt der stromlinienförmige Volvo mit seiner selbsttragenden Sicherheitskarosserie, der Verbundglas-Frontscheibe und seiner vorderen Einzelradaufhängung heute als eines der modernsten Autos der 1940-Jahre. Die Presse feierte den Volvo PV444 als „sicherstes Automobil der Welt“!

Volvo PV444 vor dem königlichen Tennishallen in Stockholm
Rückkehr an historische Stätte – in den königlichen Tennishallen von Stockholm feierte Volvo 1944 die Premiere des Volvo PV444. Deren Bauher, König Gustav V. galt als „Mr G“ als hervorragender Tennisspieler. Zu seinen Privatlehrern zählte der Deutsche Gottfried von Cramm. (Foto: Volvo)

Für Volvo begann mit dem PV444 der Aufstieg zum Volumenhersteller. 1927 startete Volvo mit dem Volvo ÖV4 „Jakob“ das Abenteuer Autobau. Mit ihm und seinen Nachfolgern sprach der Autobauer die Oberschicht an. Seit 1929 baute Volvo ausschließlich noble Sechszylinder. Entsprechend klein blieben die Stückzahlen. Von keinem Volvo-Modell dieser Jahre entstanden mehr als 2.000 Exemplare. Der technisch fortschrittliche PV444 übersprang diese Marke bereits nach wenigen Monaten. Bis zum Produktionsende 1958 entstanden sogar 195.959 Fahrzeuge des Ur-Buckels.

Das übertraf die Erwartungen des Unternehmens deutlich. Ursprünglich ging Volvo davon aus, 8.000 PV444 verkaufen zu können. Kurz nach dem Anlauf der Produktion erhöhten die Modellplaner die Prognose auf 12.000 Exemplare. Doch auch das war viel zu konservativ. Denn der Volvo PV444 sprang 1950 auf Platz eins der schwedischen Neuzulassungsstatistik. Zuvor dominierten ausländische Autobauer den Markt in Nordeuropa. Wer etwas auf sich hielt, der fuhr jetzt einen schwedischen Volvo. Neueinsteiger SAAB, dessen erstes Auto ab 1949 verfügbar war, blieb nur der zweite Platz.

Volvo wird mit dem PV444 Sicherheitspionier!

Der Erfolg des „Kleinen“ bewegte Volvo sogar, den gemeinsam mit dem PV444 präsentierten großen PV60 bereits nach vier Jahren ohne Nachfolger auslaufen zu lassen. Erst 1968 sollte Volvo wieder in die Sechszylinder-Klasse zurückkehren. Mit dem PV444 definierte Volvo Sicherheit und Langlebigkeit! Denn schon beim Debüt galt der Volvo als Sicherheitsfahrzeug. Ab 1949 erhöhte eine sogenannte Roto-Dip-Phosphatbeschichtung den Rostschutz der Karosserie. Das war wichtig für die dauerhafte Stabilität der Sicherheitsstruktur.

Kombiversion Volvo PV445 Duett – Aufnahme von 1957
1953 stellte Volvo dem Buckel die Kombiversion Volvo PV445 Duett zur Seite. Bei diesem Werbefoto von 1957 fragen wir uns, geht mehr Schweden? (Foto: Volvo)

Das funktionierte auch im Ausland. Schon Anfang der 1950er-Jahre feierte die amerikanische Auto-Presse den PV444 als bis dahin „wichtigstes Importfahrzeug aller Zeiten“. 1953 stellte Volvo dem Buckel den Kombi Volvo PV445 Duett zur Seite, Damit legte Volvo den Grundstein für seine lange Kombi-Tradition. Drei Jahre später bot der Autobauer nachrüstbare Hosenträger-Sicherheitsgurte für die Vordersitze an. Ab 1959 waren bei Volvo die selbstentwickelten und patentierten Dreipunkt-Sicherheitsgurte serienmäßig. Mit diesem Schritt positionierte sich der Autobauer endgültig als Sicherheitspionier.

Volvo pflegte den Buckel kontinuierlich weiter!

Unter der Motorhaube steckte beim Debüt ein 40 PS (29 kW) kräftiger Vierzylindermotor. Wobei Volvo, anders als der lokale Herausforderer SAAB, auf das Viertakt-Prinzip vertraute. Ab 1955 bot Volvo einen 85 PS (63 kW) starken Sportmotor an. Damit bewarb Volvo den PV444 in Übersee als „Family Sports Car“. Diese Bezeichnung unterstrichen die zahlreichen Rallye-Erfolge des Schweden. Wobei der „Sportmotor“ auch als Effizienzkünstler auffiel. Denn Anfang der 1960er-Jahre galt ein Durchschnittsverbrauch von 6,7 Liter Benzin/100 km als sensationell niedrig.

Mit sanften Modernisierungen hielt Volvo die Baureihe mehr als zwei Jahrzehnte jung. 1958 wurde aus der Limousine der Volvo PV544, zwei Jahre später zog Volvo die Modellpflege beim Kombi nach. Trotzdem ging auch die Karriere der Buckel-Modelle Ende der 1960er-Jahre langsam zu Ende. Als 1969 Volvo den Kombi als letzten „Buckel“ auslaufen ließ, hatten insgesamt mehr als 540.000 Einheiten der Baureihe die Werkshallen verlassen. Volvo verabschiedete seine damals bereits legendäre Baureihe in Anzeigen mit: „Farewell, old Friend“.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Produktion des Volvo PV444 im Volvo Werk Lundby/Schweden

Copyright: Volvo Cars, Public Affairs, 405 31 Göteborg, Schweden

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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