Ich mag alte Auto-Werbung. Denn sie ist auch Beleg der Veränderungen der Autowelt. Bei den Pressebildern im Audi-Archiv fand ich ein Foto von Max Schmeling. Das Bild des legendären Boxers wirkt heute aus der Zeit gefallen.
Die Auto Union startete nach dem Zweiten Weltkrieg im Westen neu. Denn den ursprünglich in Chemnitz beheimaten Autokonzern dieses Namens wickelten die sowjetischen Besatzern in der Nachkriegszeit ab. Viele seiner Maschinen landeten als Reparationszahlungen in der Sowjetunion. Aus den ehemaligen Werken wurden Volkseigene Betriebe (VEB). Doch auch in den westlichen Besatzungszonen und im Ausland gab es noch zahlreiche Vorkriegsfahrzeuge der zur Auto Union gehörenden Marke DKW. Wegen ihrer Zweitaktmotoren verzichteten die Wehrmacht und ihre Kriegsgegner in der Regel darauf, die Autos zu requirieren.
Aus der Ersatzteil-Produktion wird Autobau
Ohne funktionierendes Werk drohte den DKW-Fahrern ein Engpass bei den Ersatzteilen. Zur Sicherstellung der Ersatzteilversorgung gründeten ehemalige Auto Union-Mitarbeiter daher bereits Ende 1945 in Ingolstadt das Zentraldepot für Auto Union Ersatzteile GmbH. Als dann 1948 die Löschung der alten Auto Union im Handelsregister von Chemnitz erfolgte, war der Weg frei. Schon 1949 begann die neue Auto Union in Bayern mit der Produktion des DKW Schnellasters und des Motorrads DKW RT 125 W. Wobei das W für Westen stand. Denn auch in dem nun als VEB geführten ehemaligen Auto Union Werk im sächsischen Zschopau entstand die RT 125 weiter.
Dem Schnellaster stellte die neue Auto Union 1950 mit dem DKW F89 bald auch ein Auto zur Seite. Fünf Jahre später folgte der F93 mit einer breiteren Karosserie. Damit positionierte sich das Unternehmen endgültig in der gehobenen Mittelklasse. Dies kam auch in der Werbung zum Ausdruck. Parallel zur jungen Romy Schneider gewann die Auto Union Max Schmeling als Werbeträger. Der Schwergewichtsboxer, bereits von 1930 bis 1932 Weltmeister und 1936 Bezwinger des damals als unschlagbar geltenden US-Boxer Joe Louis, gehörte zu den Größen des gesellschaftlichen Lebens im Nachkriegsdeutschland. Entsprechend stolz präsentierte die Auto Union in den 1950er-Jahren den beliebten Ex-Sportler als Fahrer eines ihrer Luxus-Coupés vom Typ F93.