Auto und Leben

La qualité qu’on ne discute pas – Über Qualität streiten wir nicht

Wie Peugeot zur Null in der Mitte fand!

Peugeot positionierte sich in den 1930er-Jahren als innovative Qualitäts-Marke. 1935 warb der französische Autobauer mit dieser Werbeanzeige. Im Zentrum der Anzeige stand der Peugeot 601. Beeindruckend wie viel Inhalt Werbende damals in Anzeigen packten. Heute wären das wohl gleich mehrere Beiträge in einem sozialen Netzwerk. Doch das Spannendste ist die Zeile über dem Markennamen. Denn dort zeigt sich, dass Peugeot mit seiner Mittelnull in den Modellnamen bereits vor fast 90 Jahren auf eine Fahrzeugfamilie setzte.

In den ersten Jahrzehnten nach der Erfindung des Automobils spielten Marketing und Werbung keine Rolle. Alleine die Tatsache, ein Auto anzubieten, reichte oft für einen zumindest bescheidenden Erfolg. Der Markt ernährte zahlreiche keine Manufakturen und Handwerksbetriebe, die sich Autobauer nannten. Doch als Henry Ford das Fließband nutzte, um Autos zu bauen, veränderte sich alles.

Peugeot Anzeige aus dem Jahr 1935
Besonders mit dem Peugeot 601, der 1935 das Motiv einer Anzeige ziert, wollte Peugeot glänzen. Doch gleichzeitig stellt diese Anzeige geschickt auch die gesamte Fahrzeugfamilie der Franzosen in den Mittelpunkt.

Es entstand die Autoindustrie, die wir heute kennen. Die Zahl der Autobauer reduzierte sind innerhalb weniger Jahre dramatisch. 1909 gab es alleine in Deutschland noch 54 Autohersteller. In den USA bauten zu dieser Zeit sogar mehr als 250 Unternehmen Autos. 20 Jahre später gab es in den USA nur noch 44 Autobauer. Und dieser Konzentrationsprozess setzte sich in den nächsten Jahren weltweit fort.

Überleben erfordert eine Strategie!

Denn schon 1929 entstanden etwa 80 Prozent aller amerikanischen Autos in den Werken von Ford, General Motors und Chrysler. Insofern war klar, wer diesen Prozess überleben will, der benötigt eine klare Strategie. Peugeot positionierte sich deshalb als Innovator, glänzte mit Neuerungen wie dem Dieselmotor oder dem Sonnendach. Treibende Kraft des Autobauers war in diesen Jahren Robert Peugeot (1873-1945), der auch auf Werbung setzte und dort gezielt die Qualität seiner Produkte in den Vordergrund stellte.

Die Zahlenfolge 201 entstand zufällig und prägte bald die ganze Fahrzeugfamilie!

Gleichzeitig erkannte Peugeot, dass sich die einzelnen Modelle eines Herstellers als Fahrzeugfamilie gegenseitig stützen können. Als Bindeglied entstand bei Peugeot die mittlere Null in der Modellbezeichnung, die bald alle Mitglieder der Fahrzeugfamilie trugen. Dieses System, des bis heute zum Einsatz kommt, lies der Autobauer in den 1960er-Jahren markenrechtlich schützen.

Weshalb Porsche aus dem als 901 präsentierten Sportwagen bald den 911 machte und den intern als 906 bezeichneten Sportwagen offiziell stets als Carrera 6 anbot. Kurioserweise war der Name des Ferrari 308 nie Problem, obwohl erklär gegen die Markenrechte von Peugeot verstößt. Gut möglich, dass die gemeinsamen Beziehungen zu Pininfarina, sowohl bei Peugeot als auch bei Ferrari lange Jahre praktisch der Hausdesigner, dabei eine Rolle spielten.

Als erster Peugeot trug der 1929 vorgestellte 201 eine Null in der Mitte!

Der Kleinwagen war als weltweit erstes Serienauto mit Einzelradaufhängung übrigens auch sehr innovativ. Zufälligerweise war der Kleinwagen das 201. Projekt der Entwicklungsabteilung von Peugeot und lief intern von Anfang an unter dieser Bezeichnung. Robert Peugeot gefiel die Einfachheit und Klarheit dieses Namens. Daher übertrug das Unternehmen das Muster in alle Fahrzeugklassen. Bis 1934 folgten die Modelle 301, 401 und 601 – nicht immer mit Erfolg.

Der von Ettore Bugatti entworfene „Peugeot BP1“ (Bugatti Peugeot Nummer eins) Fotos: Peugeot
Der von Ettore Bugatti entworfene „Peugeot BP1“ (Bugatti Peugeot Nummer eins) gilt als Urvater der Kleinwagen bei Peugeot. Fotos: Peugeot

Dieses Nummerierungssystem als Ausdruck einer Fahrzeugfamilie war ebenfalls innovativ. Zuvor schenkten die Automobilhersteller der Namensgebung ihrer Fahrzeuge wenig Aufmerksamkeit. Den Vorgänger des 201 vermarktete Peugeot einfach als „La 5CV Peugeot“, was schlicht und einfach für den „Peugeot mit 5 PS“ stand. Spannend ist auch, welche Bandbreite die Fahrzeugfamilie von Peugeot damals abdeckte. Denn die Marke stand auch lange nach dem Ersten Weltkrieg primär für Kleinwagen wie den Peugeot Bébé BP1.

Der Peugeot 601 war ein Flop!

Der mit einem Reihensechszylinder ausgerüstete Peugeot 601 sollte das Tor zur automobilen Oberklasse aufstoßen. Eine Idee, die nicht so recht zünden wollte. Denn die Kunden konnten sich mit dem Peugeot 601 nicht anfreunden. Nur rund 4.000 Exemplare entstanden. Schon nach einem guten Jahr stellte Peugeot den 601 wieder ein. Anschließend Sollre es 40 Jahre dauern, bis Peugeot sich mit dem 604 wieder in die Oberklasse vorwagte.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Besonders mit dem Peugeot 601, der 1935 das Motiv einer Anzeige ziert, wollte Peugeot glänzen. Doch gleichzeitig stellt diese Anzeige geschickt auch die gesamte Fahrzeugfamilie der Franzosen in den Mittelpunkt.

Foto: Peugeot

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Themen in diesem Artikel:

Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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