Oldtimer als Geldanlage – Fahrspaß statt Rendite!

von Tom Schwede am 04.03.2010

Deutschlands größter Automobilclub, der ADAC hat heute auf ein Thema hingewiesen, dass dem Oldtimer-Revier und anderen Blogs wie dem MotorBlöckchen schon seit einiger Zeit quer im Magen liegt. Die Preise einiger Oldtimer werden von einigen Oldtimer-Zeitschriften und -Magazinen zur Zeit gern in den Himmel geschrieben.

Titelbild zum Artikel:Oldtimer als Geldanlage – Fahrspaß statt Rendite!

Neben dem Jaguar-Motor gab es den Lister Knobbly schon Ende der 1950er-Jahre auch mit einem V8 von Chevrolet. Dieser Knobbly entstand 1989 und trug dabei noch einen Jaguar-Motor. 1998 rüstete sein Besitzer den Rennwagen mit einem V8 von Chevrolet aus. 2010 rannte dieser Knobbly noch in klassischer Lackierung. Heute ist der Wagen blau lackiert und wurde 2017 und 2019 zweimal bei Auktionen angeboten. – Foto: Tom Schwede

Es gibt bei der etablierten Presse tatsächlich Kollegen, die empfehlen Oldtimer als Geldanlage. Ihr Leser sollen ihre üblichen Geldanlagen auflösen, um sich einen oder zwei Oldtimer zu kaufen. Denn dann, so diese Artikel, könne sich der Investor beruhigt zurücklegen und bequem zusehen, wie seine neue Anlage jedes Jahr im Wert steigt. Ignorieren wir die große Verschwörung, die bei solchen Artikeln natürlich sofort an „Front Running“ denkt. Das wäre der Fall, wenn die Autoren anschließend selbst an nach ihren Artikeln steigenden Preisen mitverdienen würden.

Eignet sich dieser Oldtimer als Geldanlage? Ein Ford Capri, wie er hier im historischen Motorsport rennt, ist inzwischen sündhaft teuer.

So ein Ford Capri, wie er hier im historischen Motorsport rennt, ist inzwischen sündhaft teuer. Eignet sich dieser Oldtimer als Geldanlage?

Trotzdem bleibt bei dem einen oder anderen Bericht über Oldtimer als Geldanlage ein übler Beigeschmack. Denn die Preistreiberei erinnert an andere Märkte, die in jüngerer Vergangenheit ebenfalls stark steigende Preise verzeichnen konnten. Fragen sie mal die Kuratoren größerer Kunstsammlungen. Die können Ihnen viel über die auch nicht immer natürliche Preisentwicklung für Werke der „Neuen Leipziger Schule“ erzählen. Ich bin sicher, dass Ihnen dann sofort einiges bekannt vorkommen wird!

Auch die Finanzindustrie entdeckte bereits den Oldtimer als Geldanlage!

Es ist tatsächlich beängstigend, dass die Welt der Finanzjongleure Oldtimer als Geldanlage entdecken. Denn wer sich den Kauf eines Fahrzeugs als Wertanlage selbst nicht zutraut, der kann sogar schon auf entsprechende Finanzmarktprodukte zurückgreifen. Diese versprechen den Anlegern Renditen von 15 Prozent. Wer 60.000 Euro investiert, der soll schnell mehr als 70.000 Euro erhalten. So steht es zumindest in den Werbeprospekten, die dann natürlich auch die passenden Haftungsausschlüsse enthalten. Die Branche versteht es, sich abzusichern.

Das wird, wenn sie Oldtimer als Geldanlage verkauft, ist anders sein. Leicht ironisch weist der ADAC daher darauf hin, dass solche Renditen im Einzelfall sicherlich möglich seien und sich – mit viel Glück – sogar deutlich übertreffen lassen. Doch nicht jeder Fondsmanager findet in der Garage der Erbtante eines Bekannten einen echten Bugatti, den diese in den 1950er Jahren nicht verkaufen konnte, ihn daher abstellte, vergaß und der heute bei einem Auktionshaus wie Bonhams plötzlich dreieinhalb Millionen Euro einbringt. Auch Rennwagen erzielten teilweise erstaunlich Preise.

Oldtimer als Geldanlage? Nein, Fahrspaß statt Rendite.

Wir sind uns sicher, Fahrspaß ist die beste Rendite und Oldtimer als Geldanlage eine Wette, die nicht zwingend aufgehen muss.

Der ADAC weist daher zurecht darauf hin, dass solche Meldungen nicht die Grundlage der eigenen Preiserwartungen sein können. Laut Deutschlands größtem Automobilclub liegt ein realistischer Preis für einen solchen Bugatti mit Zustandsnote „4“ allenfalls bei rund einem Zehntel dieser Summe. Gerade bei Auktionen führen Bietergefechte gerne zu völlig unrealistischen Höhenflügen. Gier frisst Hirn, heißt es! Denn wie sonst ist es zu erklären, dass bei Online-Auktionen Gebrauchtwaren machmal mehr als den Neupreis erzielen?

Die Fortschreibung dieser Entwicklung ist nicht vorhersehbar!

Wir meinen, dass der ADAC mit seiner heutigen Pressemitteilung tatsächlich auf ein grundsätzliches Problem hinweist. Denn was nützt es zu wissen, dass die aktuell für 50.000€ angebotene Pagode (Zustand „2“) vor zehn Jahren noch 35.000€ gekostete? Oder dass der Fiat Dino Spider dank seines Motorherzens von Ferrari in der gleichen Zeit seinen Preis verdoppelte? Denn solche Beispiele zeigen nur, dass die profitieren durften, die vor zehn oder noch besser zwanzig Jahren das Potenzial eines bestimmten Modells richtig eingeschätzten.

Für die Mehrzahl der Klassiker erzielten keine solche Preissteigerungen. Es gibt eine ganze Reihe von Modellen, die sich in den vergangenen zehn Jahren preislich kaum bewegten. Es war nämlich egal, ob Sie einen Opel GT, einen BMW Z1 oder einen Fiat 124 Spider in der Garage stehen haben. Diese Klassiker blieben zurückhaltend formuliert nur „wertstabil“. Selbst der NSU Ro 80, der wahrschenlich DIE Design-Ikone der 1960er/70er Jahre war, erzielte keinen Wertzuwachs. Unter Berücksichtigung des Kaufkraftverlustes ist das alles andere als lukrativ.

Fahrspaß statt Rendite!

Wir meinen, Finger weg von Oldtimern als Geldanlage! Kaufen Sie sich einen Klassiker, der Ihnen gefällt. Drehen Sie ab und zu eine Runde mit Ihrem Schmuckstück. Genießen Sie dabei, dass der Spaßfaktor dieser „Investition“ Bankanlagen locker abhängt. So wird es Sie am Ende auch nicht berühren, wenn die „Marktblase“ der Oldtimer-Preise eines Tages platzt.


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