Wie der Skoda 110 Super Sport zum Ferat Vampir wurde
Vor einiger Zeit schrieb ich hier im Auto-Blog über das Skoda Museum in Mladá Boleslav. Auf den Bildern aus dem Museum tauchte mehrmals ein dunkler Sportwagen auf, der meine besondere Neugier weckte. Inzwischen weiß ich, dass dieser Sportwagen „Ferat Vampir“ heißt und ein Filmauto ist.
Der Sportwagen stieg 1981 mit der Verfilmung des Romans „Vampir Ltd.“ von Josef Nesvadba zum Filmstar auf. Der Prager Nesvadba, im Hauptberuf Psychiater, gilt als einer der bedeutendsten tschechischen Science-Fiction-Autoren. In seinem Frühwerk „Idioten aus Xeenemünde“ von 1962 beschrieb Nesvadba einen Dritten Weltkrieg, in dem Liebe die tödlichste aller Waffen ist. Der zwei Jahre später vorgestellte Roman „Vampir Ltd.“ handelt von einem Rennwagen, den das Blut seiner Fahrer antreibt.
Zur Verfilmung in den Prager Filmstudios Barrandov lieferte Skoda mit dem „Ferat Vampir“ das passende Auto. Grundlage des Filmstars war die schon 1972 auf der Motor Show in Brüssel präsentierte Studie „Skoda 110 Super Sport“. Das Einzelstück entstand im Skoda Zweigwerk von Kvasiny und erntete in seiner tschechischen Heimat überwiegend Kritik. Die Keilform des „110 Super Sport“ galt im realexistierenden Sozialismus als zu westlich. Sie nimmt ein Thema auf, das im Westen kurz zuvor Studien wie der Studie Lancia Stratos 0 oder Mercedes-Benz C111 bedienten.
Unter der kantigen GFK-Karosserie war der Super Sport ein typische Tscheche dieser Zeit. Den Antrieb übernimmt der Skoda Vierzylinder aus dem Skoda 110R (1.107 ccm, 62 PS). Auch beim Fahrwerk und der Elektrik bedienten sich die Entwickler bei dem Coupé. Wobei der Sportwagen später bewies, auch mehr Leistung vertragen zu können. Denn die Überlieferung sagt, dass die Skoda-Techniker zum Spaß auch mal den deutlich stärkeren Motor des Skoda 130 RS (1.289 ccm, ca. 140 PS) aus dem Europapokal für Tourenwagen in den Sportler stecken.
Skoda 110 Super Sport = Skoda Ferat Vampir
Für den Einsatz im Film lackierten die Skoda-Entwickler das Fahrzeug um. Die in Brüssel präsentierte Studie war weiß, das Filmauto kommt in einem schwarzen Karosseriekleid daher. Zudem bekam der Filmstar einen großen Heckflügel und einen geänderten Frontspoiler. Beides entstand übrigens in Zusammenarbeit mit dem Wolfsburger Spoiler-Pionier Kamei. Aus dem „Skoda 110 Super Sport“ wurde damit der „Skoda Ferat Vampir“. Als solcher gehört das Fahrzeug heute zum 2012 eröffneten Skoda Museum in Mladá Boleslav.