Aus dem Archiv

Celi-Porsche AC7 – Formula Libre für den Berg!

Vor ein paar Tagen sah ich bei Facebook ein Foto des Celi-Porsche AC7. Ich erinnerte mich, dass ich diesen Rennwagen bereits einige Male bei Veranstaltungen des historischen Motorsports sah. Das erste „Treffen“ dürfte gut 15 Jahre zurückliegen. Mir fiel auch ein, dass damals die Recherche zur Herkunft des Rennwagens ergebnislos blieb. Der Beitrag gab jetzt wichtige Hinweise, trotzdem schloss er noch nicht alle Wissenslücken.

Celi-Porsche AC7
Celi-Porsche AC7 bei einer Veranstaltung in Hockenheim

Zunächst das Einfache. Es gibt – neben den Werkswagen vom kurzen Engagement in der Formel 1 und 2 – weitere Formel-Rennwagen mit einem luftgekühlten Boxermotor von Porsche. Die Fotos vom Celi-Porsche AC7 belegen das. Wobei der Rennwagen heute mit einem zwei Liter großen Motor unterwegs ist. Deshalb gilt er in der Regel als Formel 2-Rennwagen. Doch zu seiner Zeit rannte der Celi wohl mit einem 2,4 Liter großen Porsche-Boxer. Deshalb sah der Hersteller in seinem Rennwagen wohl eher einen „Formula Libre“. Dieser Name findet traditionell überall dort Anwendung, wo ein Veranstalter sein Rennen für Fahrzeuge ausschreibt, die in kein vorhandenes Reglement passen.

Formula Libre oder Formel 2?

Kein Wunder, dass die Bezeichnung „Formula Libre“ in den Jahren vor und nach dem Zweiten Weltkrieg besonders bei Rundstrecken-Rennen in Südamerika Anwendung fand. Denn dort lebten ausrangierte Rennwagen der europäischen Grand Prix-Szene mit amerikanischen V8-Motoren weiter. Bis in die 1980er-Jahren nutzten britische Veranstalter den Begriff „Formula Libre“, um Formel 1-Boliden in einem gemeinsamen Feld mit Rennwagen der Formel 5000 fahren zu lassen. Dort bestückten dann einige Piloten ihre aus der Formel 1 stammenden Rennwagen mit der größeren Langstrecken-Variante des Ford Cosworth.

Auch Veranstalter im Bergrennsport ließen als „Formula Libre“ modifizierte Formel-Fahrzeuge ihre Hügel hinaufstürmen. Das ermöglichte, dass ehemalige Formel 3-Boliden plötzlich mit einem Rover V8 rennen. Beim Celi-Porsche AC7 ist es ähnlich, denn auch dieser Rennwagen passte zu seiner Zeit in kein internationales Standard-Regelwerk. Er entstand für die damals noch blühende Szene des Bergrennsports. Dort war Porsche einst eine Macht. Bei den GT-Fahrzeugen ging der Berg-Titel von 1960 bis 1971 ohne Pause nach Stuttgart. Mit Sport- und Rennwagen sicherte sich Porsche 1960, 61, 63, 64, 66, 67 und 68 den EM-Titel.

Porsche dominierte den Bergrennsport!

Auch die Gesamtwertung der 1957 (wieder) eingeführten Europäischen Bergmeisterschaft ging neunmal nach Zuffenhausen. Den ersten Titel holte Wolfgang Graf Berghe von Trips. Später gewannen Heini Walter (2x) sowie Edgar Barth und Gerhard Mitter (je 3x) für Porsche weitere EM-Titel am Berg. Ähnlich wie bei den Formel-Klassen und den Tourenwagen änderte sich auch das Reglement der Berg-Europameisterschaft immer wieder. Nachdem dort zunächst keine Formel-Rennwagen zugelassen waren, gab es ab 1972 eine eigene Klasse für einsitzige offene Fahrzeuge mit freistehenden Rädern.

Unverkennbar ein Boxer von Porsche
Den Celi-Porsche AC7 treibt ein Sechszylinder von Porsche an. Das war in Formel-Rennwagen selten. Selbst das Werk probierte das nur Anfang der 1960er und bracht einen entsprechenden Versuch in Indianapolis 1980 schon vor dem ersten Start ab.

Angesichts der Erfolge von Porsche am Berg, war die Idee, einen Formel-Rennwagen mit Porsche-Motor zu bestücken, nicht völlig abwegig. So entstand in der Werkstatt von Aldo Celi der Celi-Porsche AC7. Celi baute zusammen mit Freunden 1966/67 seinen ersten Rennwagen für die Formel V. Schon 1968 folgte mit dem Celi AC2 sein zweiter Rennwagen. Unter den 16 Piloten, die mit dem AC2 in der Formel V antraten, war auch Thierry Carpent. So steht es zumindest auf einer Webseite, die sich mit den Rennwagen von Aldo Celi beschäftigt. Leider konnte ich bisher keine weiteren Belege finden.

Thierry Carpent und der Celi-Porsche AC7 in der Europäischen Bergmeisterschaft!

Suchen nach Thierry Carpent führen auch nicht wirklich weiter. Belegt sind nur einige wenige Starts bei Tourenwagen-Rennen in Belgien. Doch dort folgte der Rennfahrer wohl eher dem olympischen Gedanken. Nur in den Annalen der Europäischen Bergmeisterschaft fand ich ersthafte Hinweise auf Carpent. Denn trat der Belgier 1972 mit dem Celi-Porsche AC7 beim Rennen am Mont Ventoux an. Als Siebter fuhr Thierry Carpent dabei zu vier EM-Punkten. Trotzdem blieb der Einsatz beim französischen Bergrennen der einzige Hinweis auf Thierry Carpent, den ich bisher in meinem Archiv fand.

Formel 2 oder Formular Li
bre?
Hätte 1972 der Celi-Porsche AC7 in der Formel 2 noch eine Rolle spielen können? Vermutlich eher nicht. Denn während die Wettbewerber bereits auf Halbschalen-Cockpits setzten verwendete Aldo Celi noch einen Gitterrohrrahmen.

Der Facebook-Post schrieb Thierry Carpent 1972 die belgische Bergmeisterschaft zu. Eine zweite unabhängige Quelle dazu fand ich bisher nicht. Ich stelle fest, dass mein Archiv offensichtlich Lücken hat. Trotzdem bleibt die Frage, wie der Celi-Porsche AC7 damals motorisiert war, interessant. Heute treibt den Rennwagen, der inzwischen auch wieder sein Originalkleid trägt, ein zwei Liter großen Motor an. Das hätte 1972 tatsächlich in die Formel 2 gepasst. Doch warum nannte Aldo Cali seinen Rennwagen einen „Formula Libre“? Vermutlich, weil der Rennwagen damals mit einem 2,4 Liter großen Motor rannte. Ganz aufzuklären ist das nicht. Wobei sich ein belgischer Gesprächspartner, den ich zum Celi befragte, an dieser Stelle ganz sicher war. Er schrieb den 2,4 Liter-Motor dem Tuner Jean-Pierre Gaban zu.


Infos zum Titelbild dieses Beitrags:
Celi-Porsche AC7 bei einer Veranstaltung in Hockenheim

Foto: Tom Schwede

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Als Kind der 1970er-Jahre hatte Tom das große Vergnügen, in einem ausgesprochen automobilen Umfeld aufzuwachsen. Das war der optimale Nährboden, um heute über Autos zu schreiben und regelmäßig am Mikrofon über Autos zu sprechen. Denn Tom Schwede moderiert seit 2010 bei großen Oldtimer- und Klassik-Veranstaltungen in Deutschland. So ist Tom unter anderem bei den Classic Days (früher Schloß Dyck, heute in Düsseldorf) oder dem 1.000 Kilometer-Rennen am Nürburgring zu hören. Wenn Sie also einen Moderator oder Streckensprecher für Ihre Oldtimer-Rallye oder Ihr Oldtimer-Treffen suchen, dann sind Sie bei Tom definitiv richtig!

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